Die auch heute noch kultisch verehrten Weihnachtskomödien „Kevin – Allein zu Haus“ und „Kevin – Allein in New York“ sollten dafür sorgen, dass Macaulay Culkin („Allein mit Onkel Buck“) quasi über Nacht zum größten Kinderstar seiner Generation aufstiegen konnte. Doch dieser Ruhm, der damals auf den (beim ersten „Kevin“-Film) gerade einmal Zehnjährigen einprasselte, brachte Fluch und Segen zugleich mit sich. Culkin war zwar in aller Munde, man durfte sich aber auch sicher sein, dass der Schauspieler von nun an immer mit genau diesen beiden Klassikern in Verbindung gebracht würde.
Um dem frühzeitig entgegenzuwirken, übernahm Culkin 1993 die Hauptrolle im düsteren Psycho-Thriller „Das zweite Gesicht“. Hier war er nicht etwa das clevere Bürschchen, das sich mit harten Bandagen gegen zwei Einbrecher zu verteidigen wusste, sondern ein waschechter, manipulativer Psychopath. Obwohl der Film durchaus sehenswert ist, sollte er erst übergangen werden und schließlich weitestgehend in Vergessenheit geraten. Ihr habt „Das zweite Gesicht“ noch nicht gesehen? Aktuell könnt ihr ihn bei Amazon Prime Video kostenpflichtig streamen.
Darum geht’s in "Das zweite Gesicht"
Nach dem Tod seiner Mutter kommt der halbwüchsige Mark (Elijah Wood) vorübergehend in die Obhut seiner Tante (Wendy Crewson) und seines Onkels (Daniel Hugh Kelly), die mit ihren Kindern in einem entlegenen Landhaus direkt am Meer leben. Dort lernt Mark seinen Cousin Henry (Macaulay Culkin) kennen und freundet sich mit dem gleichaltrigen Jungen an.
Doch schnell muss Mark feststellen, dass irgendetwas mit Henry nicht stimmt. Dieser entpuppt sich nämlich als ziemlich gefährlicher Zeitgenosse: Was als Mutproben und Streiche beginnt, die von einer seltsamen Bösartigkeit angetrieben scheinen, artet bald in lebensgefährliche Anschläge aus. Als Mark versucht, Henrys Eltern vor der Durchtriebenheit ihres Sohnes zu warnen, stößt er auf taube Ohren. Doch dafür hat es Henry nun auf ihn abgesehen...
Ein packender Film zur falschen Zeit
Dass „Das zweite Gesicht“ an den Kinokassen völlig ignoriert und schließlich zum veritablen Flop avancierte, ist nicht etwa dem Umstand geschuldet gewesen, dass die Kritiken eher durchwachsen ausgefallen sind. Im Jahre 1993 schlug die Nachricht um den grausamen Mord am zweijährigen James Bulgar hohe Wellen in den Medien. Zwei Zehnjährige haben das Kleinkind im nördlichen Teil von Liverpool von seiner Mutter weggelockt und dieses daraufhin auf bestialische Art und Weise getötet.
Es ist also wenig verwunderlich, dass „Das zweite Gesicht“ in jenen Tagen auf wenig Interesse stoßen sollte. Mit etwas Abstand kann man aus heutiger Sicht aber sagen: Es lohnt sich durchaus, den Psycho-Thriller von Joseph Ruben („Der Feind in meinem Bett“) nachzuholen. Und das liegt natürlich auch an Macaulay Culkin, der hier konsequent gegen den Strich besetzt wurde – aber dennoch nicht als Fehlbesetzung erscheint. Culkin gelingt es, eine fröstelnde Bedrohlichkeit zu erzeugen, die seine Darbietung als durchtriebener Satansbraten einnehmend gestaltet.
Und das ist – genau wie das durch Elijah Wood („Der Herr der Ringe“-Trilogie) liebenswert verkörperte Gegengewicht – ein wichtiger Punkt für das Gelingen und die Effektivität von „Das zweite Gesicht“. Denn auch wenn der Film eher die vulgärpsychologischen bzw. dramaturgischen Konventionen des Psycho-Killer-Kinos bedient und eine teilweise eher schmucklos wirkende TV-Optik mit sich bringt, bleibt Joseph Rubens Film durchweg spannend, da er sich ganz auf die brodelnde Dynamik seiner beiden Kinderstars verlassen kann.
Übrigens: Macaulay Culkin wird demnächst auch in der zweiten Staffel der Hit-Serie „Fallout“ mitmischen. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:
"Fallout" Staffel 2: Amazon holt mit Macaulay Culkin einen der größten Stars der 90er-Jahre an Bord*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.