Es wurde unzählige Male geschrieben, doch man kann es nicht oft genug betonen: Billy Wilder war ein Ausnahmetalent! Der gebürtige Österreicher und zeitweilige Wahl-Berliner, der nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten erst nach Paris floh und dann in die USA übersiedelte, schuf einen der wichtigsten Vertreter des Film noir („Frau ohne Gewissen“), einen bitterbös-dramatischen Showbiz-Kommentar („Boulevard der Dämmerung“) und eines der rasantesten Dialogwitz-Dauerfeuer aller Zeiten („Eins, Zwei, Drei“).
Damit ist die Liste seiner zeitlosen Klassiker noch längst nicht komplett. In diese Aufzählung gehört beispielsweise unbedingt noch „Das Appartement“, ein meisterhaftes Beispiel für einen Tonfall-Hybriden, der genauso spitzfindig wie einfühlsam ist. Diese Woche hat „Das Appartement“ eine Heimkino-Neuauflage erhalten – sowohl als 4K-Disc als auch auf Blu-ray:
Bei diesen Neuauflagen in Standard-Verpackung handelt es sich um preiswerte Alternativen zum vergangenes Jahr erschienenen Mediabook*. Dieses stellte zeitgleich die 4K- und die HD-Premiere des Hollywood-Meilensteins im deutschen Heimkino dar. Und angesichts der hübschen Aufmachung und des informativen Booklets können wir geneigten Filmfans nur dazu raten, bei der Luxusvariante zuzugreifen.
Wer aber Mediabooks nicht mag oder über ein schmaleres Heimkino-Budget verfügt, hat nun immerhin einen Plan B. Gut zu wissen: Der Herausgeber Capelight bietet die Blu-ray* und 4K-Edition* in Standardaufmachung sowie das Mediabook* auch in seinem eigenen Shop an!
"Das Appartement": Wie viel Moral passt zwischen Erfolgsgier, Ehebruch und Eifersucht?
Der alleinstehende New Yorker Versicherungsangestellte C. C. Baxter (Jack Lemmon) kann sich recht gut durch unbequeme Nächte beißen. Damit hält er sprichwörtlich wie wortwörtlich den Schlüssel zu seinem Karriereaufstieg in der Hand: Er stellt Vorgesetzten regelmäßig seine Junggesellenbude für heimliche Affären zur Verfügung, während er sich die Nacht anderswo um die Ohren schlägt.
Diese Gefallen machen sich bezahlt: Personalchef J. D. Sheldrake (Fred MacMurray) verspricht ihm die lang ersehnte, unerreichbar scheinende Beförderung. Zwischen Baxter und dem Beginn eines neuen beruflichen Kapitels steht bloß noch eine Schlüsselübergabe: Auch Sheldrake will sich eine Nacht lang in Baxters Bude vergnügen.
Baxter weiß allerdings nicht, dass Sheldrake beabsichtigt, die beliebte Fahrstuhlführerin Fran Kubelik (Shirley MacLaine) in das Teilzeit-Liebesnest zu führen – also die Dame, für die Baxter seit einiger Zeit heimlich schwärmt. Für Eifersucht ist allerdings kein Platz, als Baxter dies in Erfahrung bringt. Denn nach der Verabredung findet er Kubelik mit einer Überdosis Schlaftabletten in seinem Bett vor...
Ein allseits beliebter Klassiker
„Das Appartement“ wurde in zehn Kategorien für den Oscar nominiert – in der Hälfte davon gingen die Verantwortlichen siegreich aus Hollywoods Nacht der Nächte hervor: Der Kassenschlager wurde als bester Film prämiert und gewann die Trophäen in den Kategorien „Beste Regie“, Bestes Original-Drehbuch“, „Bestes Szenenbild eines Schwarz-Weiß-Films“ und „Bester Schnitt“. Seither hat Wilders fabelhafter tonaler Drahtseilakt seinen Meisterwerk-Status konstant gefestigt.
1994 nahm die US-amerikanische Library Of Congress den Film in die Liste der Filme auf, die aufgrund ihrer „kulturellen, historischen oder ästhetischen Signifikanz“ für die Nachwelt gesichert gehören. Die US-Gewerkschaft der Drehbuchautor*innen wählte das „Das Appartement“-Drehbuch unter die 15 besten Skripts der Geschichte, im renommierten Magazin Sight And Sound wurde der Genrehybrid zu einem der besten Filme aller Zeiten gekürt und die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung nahm ihn in seinen Filmkanon auf.
Wer sich von dieser prestigeträchtigen Flut an Komplimenten einschüchtern lässt, sollte nun kräftig durchatmen – und sich dann bei der nächstbesten Gelegenheit selbst davon überzeugen, dass all dieses Lob wohlverdient ist. Denn „Das Appartement“ ist eine zeitlos bezaubernde Melange aus Tragik, Biss und Lebensfreude!
Lachen, Weinen, Wutschnauben: In Wilders "Appartement" sind viele Gefühle zu Haus
Der begnadete Regisseur und Drehbuchautor zieht mit erdrückenden Bildern die Stimmung in Großraumbüros gnadenlos durch den Kakao, ebenso wie er narrativ eiskaltes Karrieredenken anprangert. Diese satirischen, überhöhten Passagen gehen nahtlos in lebensnahe, zwischenmenschliche Dramen über – die sich wiederum vom kleinen Alltagsfrust hin zu niederschmetterndem Weltschmerz erstrecken.
Bei aller Melancholie spielt Wilder weiter sein Gespür für brillant-humorvolle Dialoge und quirlige Situationskomik aus – ebenso wie das herausragende komödiantische Timing und den Funken sprühen lassenden, zwischenmenschlichen Witz seines Ensembles: „Das Appartement“ macht bei aller Finsternis einfach gute Laune, so liebenswert, schlagfertig und einfallsreich sind die tragenden Figuren.
Dass in Folge dessen mal ein perfekt platzierter Scherz das zuvor heraufbeschworene Trübsal auflockert, und andere Male das Lachen vor lauter Schreck im Halse stecken bleibt, ist Zeugnis dessen, wie sehr alle an „Das Appartement“ Beteiligten diesen Stoff verinnerlichten und seine Tragweite begriffen.
Daher erinnert diese romantisch-satirisch-einfühlsame Tragikomödie daran, dass man keinesfalls alles auf die leichte Schulter nehmen sollte – und ebenso daran, dass selbst auf die düsterste Stunde wieder Lichtmomente folgen. Die Tiefen und Höhen der Karriere, der Liebe, des Lebens – in einem Appartement.
Und wenn ihr nun Lust auf weitere dramatisch-humorvolle, bildgewaltige Hollywood-Klassiker mit unvergesslichen Stars vergangener Zeiten bekommen habt, solltet ihr unbedingt dem folgenden Heimkino-Tipp einen Blick widmen:
Quentin Tarantino ist riesiger Fan: 291 Minuten bildgewaltiges Star-Kino der Extraklasse jetzt neu im Heimkino*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.