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    Jetzt im Streaming-Abo: Die neue Staffel einer der aktuell besten Serien – die bei uns aber kaum jemand kennt
    Michael Meyns
    Michael Meyns
    -Freier Autor
    Michael Meyns arbeitet seit Ende der 90er Jahre als freier Journalist und schreibt vor allem über Filme, Bücher und Ausstellungen. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2012.

    Ihr habt genug von Marvel-Serien? „Emily in Paris“ ist zu süßlich? „Squid Game“ Staffel 2 kommt erst an Weihnachten? Dann können wir euch eine Serie empfehlen, die heute schon in die 4. Staffel geht, aber immer noch ein wenig unter dem Radar fliegt.

    Apple TV+

    Zitieren wir zur Einführung aus dem von Mick Jagger geschriebenen Titelsong „Strange Game“: “Surrounded by losers, misfits and boozers. Hanging by your fingernails. You made one mistake. You got burned at the stake. You’re finished, you’re foolish, you failed.” („Umgeben von Verlierern, Außenseitern und Säufern. Hälst dich an den Fingernägeln fest. Du hast einen Fehler gemacht. Du wurdest auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Du bist fertig, du bist dumm, du hast versagt.“)

    Gesungen mit der unverwechselbaren Stimme des Rolling Stones-Frontmannes, unterlegt mit rohen Gitarren, führt der Titelsong perfekt in die Welt der Apple-Serie Slow Horses - Ein Fall für Jackson Lamb ein, die weit entfernt vom Glamour eines James Bond existiert. Und niemand könnte einen Anti-Geheimagenten besser spielen als Gary Oldman – und das nun schon in einer vierten Staffel, die am heutigen 4. September 2024 bei Apple TV+ an den Start geht.

    Das ist "Slow Horses"

    Der Oscarpreisträger verkörpert Jackson Lamb, der mit fettigen Haaren, dicker Plauze und alles anderen als eleganten Manieren noch eine Spur abgehalfteter wirkt, als seine Kollegen. Lamb ist Chef des so genannten Slough House, dem Sumpf-Haus, wohin Agenten des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 versetzt werden, die im offiziellen Dienst versagt haben. Manche haben geheime Akten im Bus liegengelassen, andere eine sexistische Mail geschrieben oder sind Alkoholiker. Entlassen kann man sie nicht, daher fristen sie im Slough House ihr Dasein und hoffen, irgendwie doch wieder in die Reihen des richtigen Geheimdienstes aufgenommen zu werden.

    Schlechte Agenten sind Lamb und seine Leute allerdings nicht, das weiß auch Diana Taverner, stellvertretende Chefin des MI5, die von Kristin Scott Thomas gespielt wird. Mit schöner Regelmäßigkeit treffen sich Lamb und Taverner im Laufe der Serie an einer Bank an einem Kanal zu geheimen Besprechungen, Lamb meist mit einem tropfendem Eis oder einem Kebab in der Hand, so dass der Kontrast zur eleganten Taverner nicht größer sein könnte. Offizielle Aufträge kann Lamb zwar nicht bekommen, doch gerade wenn es um Fälle geht, bei denen der MI5 auf problematische Weise involviert scheint, nutzt Taverner gerne Lamb und sein Team.

    In der ersten Staffel geht es zum Beispiel um einen Journalisten, der Kontakt mit Rechtsextremen hatte und vom Geheimdienst auf unsaubere Weise überwacht wurde. Eine andere Staffel dreht sich um scheinbare Schläferagenten, die an nicht immer saubere Machenschaften der westlichen Geheimdienste während des Kalten Kriegs erinnern.

    Anti-James-Bond mit messerscharfen Dialogen

    Doch auch wenn die Handlungsbögen der nur sechs Folgen langen Staffeln stets eine klassische Agentengeschichte erzählen, Anschläge verhindert, Doppelagenten entlarvt werden, liegt die spezielle Qualität der Serie in anderen Bereichen. Basierend auf der Romanserie von Mick Herron, von Will Smith (Nein, nicht dem Will Smith, sondern einem Namensvetter) fürs Fernsehen adaptiert, lebt „Slow Horses“ von seinen Charakteren, von seinem Blick auf die wenig glamouröse Seite der Geheimdienste.

    Als Anti-James Bond oder Anti-John le Carre wurden Romane und Serie beschrieben, doch ein Aspekt findet sich auch hier: Pointierte Dialoge, das typische britische aufziehen mit Doppeldeutigkeiten und (selbst-)ironischen Kommentaren, die man nach Möglichkeit unbedingt in der Originalfassung anschauen sollte. Gerade weil neben den ohnehin immer sehenswerten Oldman und Scott Thomas ein Ensemble aus weniger bekannten Schauspieler*innen Lambs Team bildet: Jack Lowden, Rosalind Eleazar, Dustin Demri-Burns oder Christopher Chung spielen die Mitglieder vom Lambs Team fast als wären sie in einer Sitcom und agieren dabei vor allem sehr Britisch.

    So geht es in "Slow Horses" Staffel 4 weiter

    Drei Staffeln liefen seit Debüt der Serie im April 2022 schon, die heute startende vierte mit dem Titel „Spook Street“ dreht sich um einen Bombenanschlag mitten in London, der Dutzende Opfer gefordert hat. Dieser scheint in Verbindung mit dem Großvater von einem Slogh House-Mitglied zu sein, der einst zweiter Mann beim MI5 war, nun aber zunehmend das Gedächtnis verliert und dazu neigt, Geheimnisse zu verraten.

    Eine fünfte Staffel hat Apple schon in Auftrag gegeben und da langsam auch internationale Fernsehpreise auf „Slow Horses“ aufmerksam werden – bei den Emmys ist die Serie unter anderem als Beste Dramaserie nominiert – ist es hoffentlich auch in Deutschland bald mit dem Label „Geheimtipp“ vorbei. Und mit mehr Aufmerksamkeit weltweit dürften dann in den nächsten Jahren auch die restlichen Romane verfilmt werden. Wer pointierte, clevere, selbstironische britische Serien mag, wird sich darüber gewiss freuen.

    Spannenden Nachschub gibt es heute übrigens auch mit einer absoluten Kult-Serie bei der Streaming-Konkurrenz von Netflix. Um welche es sich handelt, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    Neu auf Netflix: Eine DER Kult-Serien der 2000er mit 90 Folgen voller Hochspannung – bald kommt die Neuauflage

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