In einem Hintergrundartikel des renommierten Wall Street Journals werden Fragen über die aktuelle Ausgabenpolitik von Hollywood-Traditionsstudio Warner aufgeworfen. Denn das Studio scheint momentan bei vielen Projekten so richtig zu klotzen. Für große Verwunderung sorgt dabei ein angebliches Budget von über 140 Millionen Dollar für den noch titellosen Film von Paul Thomas Anderson. Es ist nicht einmal die höchste Summe, die zu dem Projekt kursiert. Der Hollywood-Insider Jeff Sneider berichtete bereits vor einigen Monaten, dass er gehört habe, dass Anderson von Warner sogar 175 Millionen Dollar bewilligt wurden.
Da die Summe des Wall Street Journals aktueller ist und aus einer tieferen Auseinandersetzung mit den momentanen Filmbudgets bei Warner besteht, gehen wir mal von den mindestens 140 Millionen Dollar aus. Ihr werdet nun vielleicht denken, dass doch heutzutage vieler Blockbuster in dieser Größenordnung gemacht werden. Das stimmt. Doch es ist eine absurd hohe Summe für einen Film von Paul Thomas Anderson.
140 Millionen Dollar: Warum das Budget so außergewöhnlich hoch ist
Paul Thomas Anderson gilt als einer der besten Regisseure unserer Zeit. Seit knapp 30 Jahren hinterlässt er seine Spuren in Hollywood, schuf Meilensteine wie „Boogie Nights“, „Magnolia“, „There Will Be Blood“ und „Der seidene Faden“. Doch Anderson ist bislang ein reiner Arthouse-Regisseur. Sein momentan noch erfolgreichster Film ist „There Will Be Blood“ (siehe unser Artikelbild). Der kostete 25 Millionen Dollar und spielte weltweit (!) rund 76 Millionen Dollar ein.
Der neue Film kostet also angeblich allein in der Produktion das Doppelte von dem, was Andersons bislang erfolgreichster Film an den Kinokassen einspielte. Wenn man dabei bedenkt, dass zum Budget noch die Werbeausgaben kommen, bei den Einnahmen dagegen ein Teil auch bei den Kinos verbleibt, kann man sehen, wie riskant die Wette von Warner ist.
Selbst bei kleineren Budgets war Anderson schließlich bislang kein Garant, auch wirklich Geld zu verdienen. Sein jüngster Film „Licorice Pizza“ kostete 40 Millionen Dollar und spielte gerade einmal 33 Millionen Dollar ein. Studios finanzieren solche Projekte trotzdem, weil man sich mit dem Prestige und möglichen Auszeichnungen schmücken kann, die kleineren Verluste an den Kinokassen dann langfristig über Heimkino- und TV-Rechte ausgeglichen werden.
Doch wir reden hier von 140 Millionen Dollar Produktionsbudget. Bei einem solchen Großprojekt kommt noch mal ein massives Werbebudget dazu. Der neue PTA-Film sollte weltweit schon mindestens 300 Millionen Dollar einspielen, um am Ende kein Verlustgeschäft zu werden. Damit das Studio Geld verdient, wird man wahrscheinlich eher bei 400 Millionen Dollar Kinoeinnahmen landen müssen (Anmerkung: Diese Zahlen sind sehr grobe Richtwerte, da Faktoren wie eine Verteilung der Einnahmen über Länder und Spielzeit auch eine Rolle spielen).
Leonardo DiCaprio soll den Erfolg garantieren!
Laut dem Wall Street Journal ist man bei Warner trotzdem entspannt und sicher, dass man am Ende Gewinn machen wird. Denn man hat einen Trumpf in der Hinterhand. Nein, Anderson hat nicht plötzlich eine Comic-Adaption gemacht – in dem Genre bekommen auch Arthouse-Regisseur*innen schnell ein Blockbuster-Budget weit über ihrer bisherigen Vita.
Das Werk zu dem teilweise auch der (unbestätigte) Titel „The Battle Of Baktan Cross“ kursiert, wartet mit Leonardo DiCaprio als Hauptdarsteller auf. Bei Warner ist man überzeugt, dass der Superstar ein Kinomagnet ist und auch ein Mainstream-Publikum zum Ticketkauf verleiten wird, das sich null für den Regisseur interessiert. Daher bekommt DiCaprio auch ein fürstliches Salär von angeblich 20 Millionen Dollar.
Dazu soll es auch der bislang mainstreamtauglichste Film in der Karriere des vor allem für seine Dramen bekannten Anderson sein. Es gebe sehr viel Action. Set-Bilder zeigten DiCaprio mit der wohl die weibliche Hauptrolle bekleidenden Sängerin Teyana Taylor bei einer Schießerei mit Polizisten.
Ist der Film eine "Vineland"-Adaption?
Zum Inhalt gibt es bislang noch keine Informationen. Viele der Bilder und Videos, die vom Set kursieren, erwecken aber den Eindruck, dass DiCaprio und Taylor ein Duo sind, welches Raubzüge oder Überfälle begeht. Immer wieder kursieren auch Gerüchte, dass es sich um eine freie Adaption von Thomas Pynchons Roman „Vineland“ handelt, von dem Anderson großer Fan ist und den er schon sehr lange verfilmen will.
Das würde allerdings ein kleines Fragezeichen hinter den ganzen angeblichen Mainstream-Ansatz machen. Der mysteriöse amerikanische Schriftsteller Pynchon, der nie in der Öffentlichkeit auftritt, ist alles andere als einfach zugänglich. Immerhin gilt „Vineland“ als sein am leichtesten zu lesendes Werk.
In der Romanvorlage werden ein Alt-Hippie und seine Tochter zur Flucht vor den Behörden gezwungen, als die Mutter des Mädchens wieder auftaucht. Denn hinter der ehemaligen politischen Aktivistin ist weiter das FBI her. Einen großen Teil des Romans bilden auch die Rückblenden zu den radikalen Aktivitäten der Eltern, denn auch der Vater mischte hier in seinen Zeiten als durchgeknallter Aussteiger noch mächtig mit. Es könnte gut sein, dass DiCaprio jenen Hippie verkörpert. Auf einigen Set-Bildern hat der Superstar einen dazu passenden Look. In weiteren Rollen sind übrigens noch Sean Penn, Benicio Del Toro, Wood Harris, Regina Hall und Alana Haim zu sehen.
Einen Kinostart gibt es bereits: Der noch titellose neue Anderson-Film soll am 7. August 2025 in den deutschen Kinos anlaufen. Es wird ein weltweiter Start, wobei Warner die größten Säle und Leinwände belegen will, ihn auch in die IMAX-Kinos bringen wird. Das verdeutlicht, dass man beim Studio daran glaubt, hier einen richtigen Blockbuster an der Hand zu haben.
Was ihr dagegen bereits ab heute neu im Kino sehen könnt, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
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