Die Ausgangssituation von „The Big Bang Theory“ ist eigentlich viel zu prägnant, um den Versuch zu wagen, eine Eins-zu-Eins-Kopie der zum Leidwesen vieler Fans im Jahr 2019 endgültig eingestellten Kult-Sitcom ins Fernsehen zu bringen. Und doch ist genau das passiert!
Die unglaubliche Geschichte dazu hat Chuck Lorre im Jahr 2010 durch eine seiner sogenannten Vanity Cards mit den Fans geteilt, jenen kleinen Notizen, mit deren Hilfe der Serien-Schöpfer am Ende jeder Folge das Wort direkt an die Zuschauer*innen richtete. Während er in einigen davon schlicht seine Meinung zu einem bestimmten Thema mitteilte oder wissenschaftliche Fragen erläuterte, bestehen andere aus einem Zitat, einem Witz, einem Cartoon – oder enthalten eine Anekdote. Auf diese Weise hat er auch seinem Ärger darüber Luft gemacht, dass in Belarus eine Serie an den Start gegangen war, die verblüffende Parallelen zu seinem eigenen Sitcom-Erfolg aufwies!
"The Theorists": Das hat es mit der "The Big Bang Theory"-Kopie auf sich
Folgendes gab Lorre in seiner 277. Vanity Card zu Protokoll: „Belarus verfügt (…) über eine florierende TV-Produktionsindustrie. Einer der jüngsten Erfolge ist eine Sitcom über vier nerdige Wissenschaftler, die neben einer schönen blonden Kellnerin wohnen. Die Figuren heißen Sheldon, Leo, Howard, Raj und Natasha, und die Sendung trägt den Titel ,The Theorists'.
Jede Folge beginnt mit einer rasanten Bildmontage, die uns von den Anfängen der Zeit bis hin zur Gegenwart führt. Passend zu diesem Thema ist die Montage mit dem wahrscheinlich schlechtesten Stück Popmusik seit Anbeginn der Zeit unterlegt. Und schließlich scheint jede einzelne Episode eine russische Übersetzung einer Folge von ,The Big Bang Theory' zu sein.“
Die Macher von „The Theorists“ hatten sich also nicht einmal die Mühe gemacht, die Rollennamen der Hauptfiguren entscheidend zu verändern. Ganz schön dreist! Natürlich hat Lorre sofort reagiert – mit zunächst mäßigem Erfolg...
Chuck Lorre konnte keine Klage einreichen, aber...
„Als wir die Rechtsabteilung von Warner Bros. darauf aufmerksam machten, sagte man uns, dass es nahezu unmöglich sei, in Belarus gegen Urheberrechtsverletzungen zu klagen, da die TV-Produktionsfirma, die uns abzockt, der belarussischen Regierung gehört und von ihr betrieben wird“, schrieb Lorre weiter. „Da ich keine andere Möglichkeit habe, hoffe ich, dass diese Vanity Card von den Leuten gelesen wird, die ,The Theorists' machen, und dass sie, von Schuldgefühlen geplagt, zusammenbrechen (…)“
Glücklicherweise wurden seine Gebete erhört: Als der Skandal bekannt wurde, behaupteten einige der Darsteller*innen, sie hätten nichts von der rechtlichen Situation gewusst, sie dachten es handele sich um ein genehmigtes Remake. Deswegen warfen mehrere von ihnen das Handtuch. Auf diese Weise wurde „The Theorists“ nach nur wenigen Sendungen wieder eingestellt.
Heute ist das unautorisierte Remake aus Belarus so vor allem ein skurriles YouTube-Fundstück, welches auch die Verantwortlichen um Lorre zu tolerieren scheinen. Schließlich dürften Fans beim Anschauen einer Episode von „The Theorists“ schnell erkennen und zu schätzen wissen, was sie am Original haben ...
... nämlich ganze 12 Staffeln feinster Sitcom-Kunst, die über die Jahre nichts von ihrem Witz verloren haben. Wie den Machern das gelungen ist, hat ein „Big Bang Theory“-Star höchstpersönlich verraten:
"The Big Bang Theory"-Star erklärt die goldene Regel, warum die Witze der Kult-Sitcom über 12 Staffeln lustig geblieben sindDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels. Ein ähnlicher Artikel ist zuvor auf unserer spanischen Schwesternseite Sensacine.com erschienen.