Das Horror-Kino hat viele wegweisende Meisterwerke hervorgebracht. Man denke nur an Roman Polanskis „Rosemaries Baby“, den Slasher-Meilenstein „Halloween“ oder auch „Shining“ von Stanley Kubrick. Ebenfalls zu den besten Filmen des Genres zählt der von William Friedkin („Leben und Sterben in L.A.“) inszenierte „Der Exorzist“, der sein Publikum Anfang der 1970er-Jahre in eine regelrechte Schockstarre versetzen sollte.
Daran hat sich auch 50 Jahre später nicht viel geändert, denn „Der Exorzist“ sorgt noch immer für Gänsehaut und ein extremes Unwohlsein. Ihr habt den Klassiker bislang verpasst oder den Film erst einmal auf eurer Amazon-Prime-Video-Watchlist geparkt, um auf den richtigen Moment zu warten? Dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, „Der Exorzist“ zu schauen, denn der Film läuft heute, am 8. Juni um 23.25 Uhr auf Arte - und das ganz ohne Werbungunterbrechung.
Darum geht's in "Der Exorzist"
Die geschiedene Schauspielerin Chris MacNeil (Ellen Burstyn) ist gemeinsam mit ihrer 12-jährigen Tochter Regan (Linda Blair) nach Washington gereist, um dort einen Film zu drehen. Als das Kind bei einer medizinischen Untersuchung urplötzlich vulgär und aggressiv wird, glaubt der behandelnde Arzt an eine Art Verhaltensstörung.
Doch Anzeichen für neuronale Schäden lassen sich nicht finden. Bei einem Empfang, den Chris ihren Kolleg*innen gibt, verschlimmert sich Regans Zustand enorm und der mit ihr befreundete Regisseur Burke Dennings (Jack MacGowran) stirbt auf seltsame Weise. Können jetzt nur noch der Jesuitenpater Damian Karras (Jason Miller) und Pater Merrin (Max von Sydow) mit einem Exorzismus helfen?
Noch heute verstörend effektiv!
Nach seiner Veröffentlichung trat „Der Exorzist“ eine Welle der Empörung los, die Branchenblätter immer wieder darüber philosophieren ließ, warum die Menschen nur so verrückt nach dem Teufel wären. Und das passt durchaus, wenn man sich anschaut, wie extrem der Schocker damals an den Kinokassen einschlug: Nach „Der Clou“ war „Der Exorzist“ 1973 der zweiterfolgreichste Film des Jahres. Inklusive mehrfacher Wiederaufführung konnte er über die Jahre weltweit über 441 Millionen Dollar einspielen, was inflationsbereinigt heute rund 1,8 Milliarden Dollar (!) entsprechen würde. Dass er bis heute nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat, macht ihn dann auch zu einem wahren Klassiker.
Der kürzlich verstorbene William Friedkin hat den Horror mit „Der Exorzist“ auf ein neues Level gehievt und darüber ein mit ikonischen Bildern durchzogenes popkulturelles Monument in Szene gesetzt. Was den Film so besonders macht, ist die Herangehensweise an das Ungewisse, denn in erster Linie erzählt Friedkin hier vom Konflikt zwischen dem wissenschaftlichen Fortschritt und der Glaubenskrise, die die Vereinigten Staaten in den 1970er-Jahren durchmachen mussten. „Der Exorzist“ ist so auch eine Art nationale Bestandsaufnahme.
Funktioniert auch auf intellektueller Ebene
Man kann „Der Exorzist“ eine durchaus reaktionäre Prägung vorwerfen, denn letztlich führt der Weg zurück zum Glauben zur Antwort. Eine Sache sollte man dabei aber beachten: Der Exorzismus wird hier nicht als makellose, allgemeingültige Lösung angesehen, sondern als tragisches, unausweichliches Mittel, noch Schlimmeres zu verhindern. Opfer fordert der Prozess auf dramatische Art und Weise dennoch. Damit funktioniert „Der Exorzist“ auch durchgehend auf einer intellektuellen Ebene.
Was den Horror an und für sich angeht: Hier lässt William Friedkin, der kurz zuvor für seinen brettharten Cop-Thriller „French Connection“ mit dem Oscar als Bester Regisseur ausgezeichnet wurde, die Muskeln spielen. Die suggestive Stimmung, die die immer weiter herunterkühlenden Bilder entfesseln, lassen einem schlichtweg das Blut in den Adern gefrieren. „Der Exorzist“ konfrontiert sein Publikum mit dem Unfassbaren – und das auf unnachgiebige, grausige, verstörende Art und Weise. Ein Parforceritt, schockierend wie am ersten Tag.
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Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.