Wie viel über diese Frau schon geschrieben, gesprochen und gefilmt wurde! Der erste bekannte Sisi-Film erschien im Jahr 1921 noch in Stummfilmzeiten und hieß ganz akkurat: „Kaiserin Elisabeth von Österreich“. Seitdem folgte in fast jedem Jahrzehnt mindestens eine filmische Interpretation – in den 50er Jahren kamen die berühmten „Sissi“-Filme mit Romy Schneider, Anfang der 2000er macht sich Komiker Michael „Bully“ Herbig an seinen 3D-Animationsfilm „Lissi und der wilde Kaiser“ und 2022 sprang Netflix mit der sechsteiligen Serie „Die Kaiserin“ auf den adligen Zug auf.
Was uns zu der Frage bringt: Braucht es wirklich noch weitere Sis(s)i-Verfilmungen? Das muss jeder und jede für sich beantworten, aber „Sisi & Ich“ hat es meiner Meinung nach auf jeden Fall noch gebraucht. Denn egal welche und wie viele Sisi-Verfilmungen ihr schon gesehen habt, so eine habt ihr noch nicht erlebt!
Dieser Film macht Spaß, dieser Film tut weh und auch wenn ihr dem Adel bisher ferngeblieben sein solltet: die Zeit für blaues Blut, sie ist mit diesem Film gekommen. Neugierig geworden? Dann findet ihr „Sisi & Ich“ im Abo bei Amazon Prime Video:
"Sisi & Ich": Darum geht's
Um dem engen Leben und der höfischen Etikette zu entfliehen, lebt die Kaiserin (Susanne Wolff) in einer Art adligen Kommune auf Korfu – umgeben von Frauen. Sisi sucht nicht nur im Sekundentakt Abenteuer, Belustigung und Bewegung, sondern auch dringend eine neue Hofdame. Doch die Kaiserin wäre nicht die Kaiserin, wenn mit diesem Job nicht eine Menge an Ansprüchen einhergehen würde.
Die Anwärterin, die ungarische Gräfin Irma (Sandra Hüller), wird von ihrer Vorgängerin, Gräfin Festetics (Johanna Wokalek), also erstmal komplett geprüft, bevor man es wagt, sie der Kaiserin vorzuführen. Gräfin Festetics inspiziert nicht nur die Zähne in Gräfin Irmas Mund und misst ihren Hüftumfang, sie fragt auch mit grandios gespielter Selbstverständlichkeit, ob sie denn Turnen könne. Woraufhin Gräfin Irma erstmal ausspricht, was alle Zuschauer*innen in diesem Moment wohl denken: „Bitte was?“
Diese Frage werdet ihr euch im Laufe von „Sisi & Ich“ immer wieder stellen, denn wenn dieser Film eins hat, dann absurde Dialoge – neben richtig guten Schauspielleistungen und Szenen, die knallen: Tattoo-Sessions unter Drogeneinfluss, blutverschmierte Kleider, Kaiser Franz mit Durchfall und eine Kaiserin, in die alle Hofdamen verknallt sind. „Sisi & Ich“ ist eine radikale Neuinterpretation der Ikone Elisabeth, die auch die finsteren Seiten nicht ausspart.
Auf die Idee einen weiteren Sisi-Film zu drehen, kam Frauke Finsterwalder („Finsterworld“) als sie mit ihrer Tochter ältere Sisi-Verfilmungen schaute und feststellte: Mensch, die sind ja gar nicht so schlecht! Daraufhin vergrub sie sich in den Tagebüchern der Hofdamen der in München geborenen Elisabeth, die später zur Kaiserin von Österreich und Ungarn wurde und 1898 an den Folgen eines Attentats starb.
Beigesetzt wurde sie übrigens in Wien, nicht wie gewünscht „am Meer, am liebsten in Korfu.“ Der Film ist gespickt mit Details aus der Biografie der legendären Kaiserin, neben Korfu bekommt auch der Schönheitskult seinen Platz – die Essstörungen, die Diäten, das Turnen, die Zahnpflege. Mit dabei sind natürlich immer auch die Obsessionen, die die Hofdamen für ihre Kaiserin hatten, die darauf nicht immer mit Liebe, sondern oft genug auch mit Grausamkeit antwortete.
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