Christopher Nolan sagt das Ende großer Franchises voraus und will anderen Filmemachern mit "Oppenheimer" Hoffnung geben
Joana Müller
Joana Müller
-Redakteurin
Von bildgewaltigen Fantasy-Blockbustern über ruhige Indie-Dramen bis hin zu trashigen RomComs kann sich Joana für alles begeistern - außer Horrorfilme.

„Oppenheimer” hat als von Franchises unabhängiges Werk sowohl Kritiker*innen als auch an den Kinokassen überzeugen können. Das hält Regisseur Christopher Nolan für einen Wendepunkt im modernen Kino hin zu mehr originalen Ideen.

Universal Pictures

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Filmlandschaft massiv verändert und sogenannte IP-Filme und Franchises dominieren immer mehr den Markt. „Intellectual Property”, was auf Deutsch in etwa mit „geistigem Eigentum” übersetzt werden kann, liegt nahezu allen großen Blockbustern der letzten Jahre zugrunde, seien es die zahlreichen Superheld*innen-Streifen, die auf Comics von Marvel oder DC basieren, das Harry-Potter-Universum auf Grundlage von J.K. Rowlings Romanreihe, neue „Star Wars”-Formate angelehnt an George Lucas’ Original-Trilogie der 70er und 80er oder gar der erfolgreichste Film des letzten Jahres - „Barbie” -, der auf einem Spielzeug basiert.

Dazwischen haben es originale Ideen immer schwerer, denn auf einem bereits etablierten Produkt lässt sich risikofreier aufbauen als auf einem neuen, das ohne Testphase und bestehender Fangemeinde auf den konkurrenzstarken Markt gebracht wird. Christopher Nolan glaubt nun jedoch einen Wendepunkt im Filmgeschäft ausmachen zu können - und das liegt seiner Ansicht nach an dem riesigen Erfolg seines Films „Oppenheimer”.

Das Publikum hat Lust auf neue Ideen

So sprach der Regisseur im Podcast Countdown to the BAFTAs über das Thema und ließ dabei verlauten: „Ich denke der Erfolg von ,Oppenheimer’ weist den Weg zu einer Post-Franchise-, Post-IP-Filmlandschaft – das ist ziemlich ermutigend.” Dabei wäre der Film eine Erinnerung für große Studios, dass „es einen Appetit für Dinge, die die Leute noch nicht gesehen haben oder einen Ansatz, den die Leute noch nicht gesehen haben” gäbe.

„Oppenheimer” konnte an den weltweiten Kinokassen über 950 Millionen US-Dollar einnehmen und sahnt auch in der aktuellen Award-Season ordentlich ab. So führt Christopher Nolans neuester Streich sowohl die Oscars als auch die BAFTAs mit jeweils 13 Nominierungen an - ganz zu schweigen davon, dass das Historien-Drama mit Cillian Murphy auch in unserer FILMSTARTS-Kritik hervorragende 4,5 Sterne erhielt. Für Nolan ergibt sich hier ein klares Bild:

„Seitdem ich in der Filmbranche arbeite, hatte ich immer das Gefühl, dass der Untergang der Kinos vorausgesagt wurde und nun wird mir die Frage gestellt, was ich über den Zustand des Filmbusiness denke. Und ich weiß nicht wirklich, was ich antworten soll. Wir haben gerade einen dreistündigen Film über Quantenphysik mit R-Rating rausgebracht, der eine Milliarde Dollar eingenommen hat. Natürlich ist unsere Sichtweise jetzt, dass das Publikum sich darüber freut, etwas Neues zu sehen.”

Daraus ergäbe sich auch für andere Filmemacher*innen ein ermutigender Referenzpunkt, um in Christopher Nolans Fußstapfen zu treten: „Genauso wie wir auf ,Avengers: End Game’ mit einer ungewöhnlichen Laufzeit für so einen unglaublich erfolgreichen Film zeigen konnten, so gibt ein Film wie ,Oppenheimer’ anderen Filmemacher*innen eine Referenz, wie so etwas auf dem Markt funktionieren kann und wo sich auch die Studios dran orientieren können.”

Werden wir also bald mehr Filme wie „Oppenheimer” in den Kinos sehen und weniger Filme wie „Avengers”? Eine nahezu unglaublich erscheinende Vorstellung. Dazu muss jedoch noch hinzugefügt werden, dass „Oppenheimer” streng genommen wohl ebenfalls als IP-Film gelten kann, da ihm eine erfolgreiche Biografie über J. Robert Oppenheimer zugrunde liegt, die sogar den Pulitzer-Preis gewinnen konnte. Aber wir wissen natürlich, wie Nolan das meint...

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