Filme wie „Apollo 13“, „Moon“ oder zuletzt „Aufbruch zum Mond“ halten der Welt alle paar Jahre die Faszination für die Mondlandung vor Augen. Hinzu kommen Filme wie „Der Marsianer“, die noch einen Schritt weiter in die Tiefen des Weltraums vordringen und sich mit dem Thema der Weltraumkolonisation beschäftigen. Die Apple-Serie „For All Mankind“ verbindet beide Ansätze:
In der alternativen Geschichtsschreibung kommt Russland den USA zuvor und betritt einen Monat vor Apollo 11 und Neil Armstrong den Mond. Die NASA muss sich daraufhin geschlagen geben, was zu neuen Plänen führt – einer Mondbasis und als ultimatives Ziel die Kolonisation des Mars. Die herausragende Serie ist im Abo bei AppleTV+ Abo verfügbar.
Darum geht es in "For All Mankind"
Nachdem die NASA bei dem Wettlauf der ersten Mondlandung den Kürzeren zieht, stehen enorme Umstrukturierungen an. Das ursprüngliche Apollo-Programm wird überarbeitet und sieht in erster Instanz den Bau einer Mondbasis vor. Inmitten dieser Neuausrichtung befinden sich der Astronaut Edward Baldwin (Joel Kinnaman), NASA-Ingenieurin Margo Madison (Wrenn Schmidt) und der NASA-Leiter Wernher von Braun (Colm Feore), die maßgeblich an dem Jahrhundertprojekt beteiligt sind.
Die USA setzt in Raumfahrtprogrammen fortan verstärkt auf die Integration von Frauen und verfolgt zudem den Plan, mit einer Militärbasis die Dominanz im Weltraum zu erringen. Politische Konflikte lassen nicht lange auf sich warten und so wandelt sich der Kalte Krieg rasch in einen heißen...
Was wäre wenn?
Die Idee, dass in Filmen oder Büchern die Geschichte auf den Kopf gestellt wird, ist keine neue. Auch als „Kontrafaktische Geschichte“ bekannt, gibt es die verschiedensten Ansätze. Zum Beispiel: Wie sähe die Welt heute aus, wenn Hitler den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte? Oder was wäre passiert, wenn die USA nicht als erste auf dem Mond gelandet wären?
Bisher gibt es einige Filme mit ganz unterschiedlichen Szenarien. Von dem unterhaltsamen „Iron Sky“ bis hin zum etwas ausgefalleneren „First on the Moon“ ordnet sich die Apple-Serie „For All Mankind“ in eine ernstere Kategorie ein und verfolgt einen realistischeren Ansatz. Insbesondere Politikinteressierte sollten aufhorchen, denn das große Thema der Weltraumpolitik zieht sich wie ein roter Faden durch die bis dato vier Staffeln.
Feingefühl bei Figuren, Story und Bildern
Die Herausforderung, die sich die Sci-Fi-Serie seit 2019 selbst setzt, lässt sich nur als erstaunlich bezeichnen: Die kleinen Menschen sollen genauso stark im Fokus stehen, wie die großen Momente und Themen der Weltgeschichte. Dafür wird ein mutiger Ansatz gewählt. Innerhalb vieler Folgen stehen schier endlose Dialoge in NASA-Räumlichkeiten oder Weltraumgefährten an, um ein möglichst realistisches Bild zu vermitteln. Eindrucksvolle Weltraumbilder und Action auf dem Mond müssen daher erst einmal warten – doch wenn es hoch oben erst einmal zur Sache geht, kann sich das echt sehen lassen.
Die Figuren bekommen mit fortschreitender Geschichte enorm viel an Tiefe und haben bald überhaupt nicht mehr mit dem Stereotyp des amerikanischen Helden gemein. „For All Mankind“ stellt sich auch an der Stelle als anspruchsvoll heraus, da Astronauten wie Astronautinnen gleich viel Aufmerksamkeit bekommen und Themen wie Sexismus gelungen integriert werden.
Alternate History mit den Beatles
Wie sich „For all Mankind“ von vergleichbaren Produktionen abhebt, zeigt sich bereits in der ersten Staffel. Es geht vordergründig weder um das gewöhnliche Erschließen neuer Welten, noch um das übertriebene Zelebrieren menschlichen Erfindungsgeistes und schon gleich gar nicht um High-End-Spektakel, in dem nur auf hübsche Bilder gesetzt wird. Da Weltraumpolitik im Zentrum steht, erinnert die Apple-Serie fast schon ein wenig an „House of Cards“, nur eben im Setting von Weltraumforschungsanlagen und lunaren Basen.
Durch spannende Inszenierungen und gelungene Cliffhanger überzeugt die Apple-Serie letztlich auch durch das Fingerspitzengefühl, ein fiktives Szenario mit einem faktischen Unterbau zu verbinden. Dass einige der Figuren an echte Menschen angelehnt sind, ist nur ein Beispiel. Die mehrere Dekaden umfassende Geschichte bietet daher genug Substanz, um mitzufiebern und staunen zu können. Und als Sahnehäubchen überlebt in dieser Alternativgeschichte der Beatles-Star John Lennon das Attentat auf ihn, was zu einer vollkommen anderen Geschichte der Beatles führt.