Blickt man auf die Vita Christopher Lees, so muss man lange scrollen. In knapp 70 (!) Jahren wirkte er in beinahe 300 Produktionen mit, was ihm sogar einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde bescherte. Zu seinen bekanntesten Rollen zählen Dracula (in der Verfilmung von 1958) und natürlich Saruman in „Herr der Ringe” und „Der Hobbit”.
Der 2015 verstorbene Schauspieler beherrschte mehrere Sprachen, darunter auch Deutsch, was er in den 60ern in einigen Edgar-Wallace-Verfilmungen unter Beweis stellte. Am heutigen Samstagabend könnt ihr euch davon selbst von seinem Sprachtalent überzeugen – wenn SAT.1 Gold um 20.15 Uhr das Kult-Märchen „Das letzte Einhorn” zeigt. Hier nämlich ist er als Stimme des Königs Haggard zu hören, und zwar nicht nur in der Originalversion, sondern auch in der deutschen Synchronfassung!
1982 fielen die Kritiken trotz Star-Sprecher*innen wie Mia Farrow („Rosemaries Baby”) und Jeff Bridges („The Big Lebowski”) nicht ganz so begeistert aus, doch inzwischen genießt „Das letzte Einhorn” Kultstatus – und gehört für viele genauso zu Weihnachten wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”.
Das Einhorn in der existenziellen Krise
Das Einhorn (deutsche Stimme: Traudel Haas) stellt fest, dass es das letzte seiner Art ist. Von einem Schmetterling (Frank Zander) erfährt es, dass seine Artgenossen vor langer Zeit von einem roten Stier aus dem Wald gejagt wurden. Es macht sich auf die Suche und trifft unterwegs auf den Zauberer Schmendrick (Torsten Sense) und die Räuberbraut Molly Grue (Barbara Ratthey), die es auf seiner Reise begleiten. Als der rote Stier es auch auf das letzte verbliebene Einhorn abgesehen hat, verwandelt Schmendrick es in einen Menschen, um es vor dem Ungetüm zu retten. In menschlicher Gestalt trifft das Einhorn nun als Lady Amalthea auf Prinz Lír (Joachim Tennstedt) – und verliebt sich in ihn...
Dass „Das letzte Einhorn” 30 Jahre alt ist, sieht man dem Film natürlich an. Zum 30-jährigen Jubiläum des Films wurde er jedoch neu aufgelegt und auf Hochglanz poliert. Wer den Film gerne in 3D und HD sehen möchte, kann sich die Blu-ray bei Amazon holen:
Ästhetisch ist der Film übrigens nicht von ungefähr irgendwo zwischen Sailor Moon und Biene Maja angesiedelt: Animiert wurde er von dem japanischen Studio Topcraft, aus dem später das berühmte Studio Ghibli hervorging, das für zauberhafte Animes wie „Chihiros Reise ins Zauberland” verantwortlich zeichnete.
Ziemlich heftig für FSK 6
Dabei ist „Das letzte Einhorn” gar nicht unbedingt ein Kinderfilm, im Gegenteil, denn stellenweise ist der Film ziemlich brutal: Der Bodycount ist für einen Animationsfilm doch recht hoch, und wenn die Harpyie in ihrem Käfig kreischt oder der rote Stier mit den Hufen poltert, wird womöglich sogar der eine oder andere Erwachsene nervös.
Trotz oder gerade wegen seines Alters ist der Film immer noch absolut hinreißend: Magie und Sehnsucht werden hier schmerzlich schön miteinander vereint. Für Kinder ist der Film ein Märchen, für Erwachsene ist er ein Ausflug in die Erinnerung, in eine Zeit, in der man selbst noch an Märchen glaubte. Jedes mal aufs Neue lehrt uns „Das letzte Einhorn” den Glauben an das Gute und die Kraft der Poesie.
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