Kevin Greutert als einen DER „Saw“-Veteranen zu bezeichnen, ist keinesfalls eine Übertreibung. Schon vom legendären Reihen-Auftakt im Jahr 2004 an war ein essentieller Bestandteil des Teams hinter den Kulissen. So kümmerte er sich bei „Saw 1-5“ um den Schnitt und trug damit wesentlich zur Stimmung der Horror-Streifen bei. Bei „Saw 6“ wagte er dann gar den Sprung auf den Regiestuhl und lieferte damit sein Langfilm-Regiedebüt ab.
Und im Anschluss inszenierte er dann direkt auch noch „Saw 7“, bevor er sich bei der losen Fortsetzung „Jigsaw“ dann wieder wieder auf den Schnitt fokussierte und an dem Ableger „Saw: Spiral“ lediglich als Produzent beteiligt war. Doch bei „Saw X“ feierte er nun nicht nur ein Schnitt-, sondern auch eine Regie-Comeback – und was für eins! Im neuesten Teil rückt er erstmals den Jigsaw-Killer selbst so richtig ins Zentrum und geht damit genau den richtigen Weg, um frische Impulse zu setzen, ohne aber auf die gewohnt-blutigen Zutaten des Franchises zu verzichten.
Im Gespräch mit FILMSTARTS erklärt Greutert, was ihn zu dieser Rückkehr bewogen hat, berichtet über die durchaus beängstigende Präsenz von Jigsaw-Darsteller Tobin Bell und spricht über die Herausforderungen eines möglichen „Saw 11“, nachdem Teil 10 nun so wohlwollend aufgenommen wurde...
Das "Saw X"-Drehbuch gab es schon vor "Spiral"
FILMSTARTS: „Saw X“ ist der zehnte „Saw“-Film – und das über zehn Jahre, nachdem dein „Saw 7“ bereits als finales Kapitel bezeichnet wurde. Aber jedes ikonische Horror-Franchise braucht irgendwo mittendrin wohl ein finales Kapitel...
Kevin Greutert: (lacht) Ja, ich weiß. Als ich „Saw 7“ gemacht habe, war es für mich nicht das finale Kapitel. Dann meinten sie aber: „Wäre das nicht ein toller Titel?“ Und ich sagte: „Oookay...“ Ich wäre das vielleicht etwas anders angegangen, aber es war auf jeden Fall ein gutes Ende für die Reihe. Genau wie „Saw X“ jetzt auch. Doch es wird wohl keinesfalls das Ende der Reihe, wir werden sehen...
FILMSTARTS: Obwohl der Vorgänger „Saw: Spiral“ mit einem Cliffhanger geendet ist, wurde nun eine andere Richtung eingeschlagen mit einem Film, der zwischen den ersten beiden „Saw“-Filmen spielt. Warum wurde diese Entscheidung gefällt?
Kevin Greutert: Das Drehbuch zu „Saw X“ wurde tatsächlich lange vor „Spiral“ geschrieben. Da John Kramer und die Clown-Puppe Billy nicht in „Spiral“ waren, waren Fans wahrscheinlich etwas enttäuscht, auch wenn der Film viele andere tolle Qualitäten hatte. Das hat uns dazu gebracht, uns noch einmal dieses Skript anzuschauen und zu der Idee zurückzugehen, die ganze Zeit voll auf John Kramer zu setzen und sicherzustellen, dass wir auch viele besondere Dinge mit Billy anstellen.
FILMSTARTS: Und war dieser frische, sehr figurengetriebene Ansatz auch für dich der ausschlaggebende Punkt, um als Regisseur zur Reihe zurückzukehren?
Kevin Greutert: Ja, das war sehr wichtig. Ich war bereit, den Film nicht zu machen, wenn mir das Skript nicht gefallen hätte. Aber ich habe es sofort geliebt. Für mich war es die perfekte Richtung für die Reihe.
Viele Jigsaw-Dialoge stammen von Tobin Bell
FILMSTARTS: War es denn schwierig, Jigsaw-Darsteller Tobin Bell zur Rückkehr zu bewegen? Oder war er sofort an Bord, als er erfahren hat, dass er diesmal komplett im Mittelpunkt stehen wird?
Kevin Greutert: Alle waren sehr enthusiastisch bei dem Projekt, ganz besonders Tobin Bell. Zweifellos ist es der wichtigste Film seines Lebens. Es ist der Film, in dem er wirklich die Hauptfigur ist. Es war eine Gelegenheit für ihn, John Kramer als Figur zu perfektionieren. Er ist so eine Art künstlerischer Pate der „Saw“-Filme. Er hat viel Arbeit reingesteckt, um sicherzustellen, dass die Dialoge gut waren und hat sich selbst viele Dialoge ausgedacht. Außerdem wollte er dafür sorgen, dass die Fallen jeweils ein Thema hatten, das mit den einzelnen Figuren verbunden war, ihren Sünden und Fehlern.
Er ist zudem auch eine Inspiration für die anderen Schauspieler. Jeder, der ans Set eines „Saw“-Films kommt und eine Szene mit Tobin Bell hat, stellt sicher, dass er auch ja seinen Text kennt. (lacht) Sonst wäre es wirklich beängstigend. Und das sorgt auch dafür, dass ich besonders hart arbeite und so viel vorbereite, wie ich kann. Er ist ein wunderbarer Kerl, aber auch ein extrem ernsthafter Künstler. Man will ihm gerecht werden.
FILMSTARTS: Viele „Saw“-Filme enden damit, dass eine Tür geschlossen wird. In „Saw X“ hingegen sehen wir am Ende, wie sich eine Tür öffnet. War das eine sehr bewusste Entscheidung und steckt dahinter eine tiefere Bedeutung?
Kevin Greutert: Ja und ja. Eine der Herausforderungen bei dem Film war es, dass er eigenständig funktionieren musste, sodass auch Leute, die die „Saw“-Reihe nicht kennen, ihn verstehen und Spaß damit haben können. Aber es sollten auch viele Dinge rein, die „Saw“-Fans mögen und schätzen. Um das zu erreichen, haben wir auch einige unerwartete Dinge getan, etwa gezeigt, dass John Kramer Mängel hat und einige große Fehler begeht. Das war etwas riskant, da wir sonst immer nur zeigen, wie er alles im Voraus richtig antizipiert.
Und ich persönlich wollte außerdem die von dir angesprochene Einstellung am Ende des Films unbedingt mit reinbringen, die für mich vor allem eine Verabschiedung von John Kramer darstellt. Mit dem Wissen darüber, was in „Saw 3“ mit ihm passiert, war das für mich eine Möglichkeit, wirklich von ihm Abschied zu nehmen... selbst wenn es zu einem „Saw 11“ kommen sollte. Und es war keine leichte Entscheidung für einige der Leute, die an der Story beteiligt waren. Selbst am Set meinten manche: „Bist du dir sicher, dass du weißt, was du hier tust, denn so machen wir es normalerweise nicht?“ Und ich sagte nur: „Da stimme ich zu, aber ich denke, es ist der richtige Schritt.“ Und fast alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, sind von dem Moment begeistert. Ich hoffe, er funktioniert für jeden.
Kommt "Saw XI"?
FILMSTARTS: Du hast ja einen möglichen „Saw 11“ selbst schon erwähnt. „Saw 2-4“ und „Spiral“-Regisseur Darren Lynn Bousman meinte einmal zu uns, dass die „Saw“-Verantwortlichen etwas abergläubisch sind, wenn es darum geht, zu früh über weitere Fortsetzungen der Reihe zu sprechen. „Saw X“ ist nun aber bereits ein großer Erfolg und hat tolle Kritiken bekommen. Kannst du uns also vielleicht schon etwas mehr zur möglichen Zukunft des Franchises sagen?
Kevin Greutert: Wir alle denken auf jeden Fall darüber nach. Ich habe ein bisschen Bedenken, weil ich „Saw X“ so sehr mag und wirklich stolz darauf bin. Und ich mag die Vorstellung nicht, einen weiteren „Saw“-Film zu machen, der nicht mindestens so gut ist wie dieser. Diese Herausforderung ist ziemlich furchteinflößend. Aber es sind genügend kreative Leute bei „Saw“ involviert, um tatsächlich einen noch besseren Film machen zu können. Doch es wird nicht leicht und ist sicher keine Entscheidung, die vorschnell getroffen wird.
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