Ridley Scott assoziieren die meisten vor allem mit dem Science-Fiction-Genre und Historien-Epen wie „Gladiator“ oder dem jüngst in den Kinos gestarteten „Napoleon“. Doch es wäre falsch, den britischen Regisseur auf ein bis zwei Genres festzunageln: Schließlich hat der selbst nach fast 50 Jahren noch immer unheimlich produktive Filmemacher auch Fantasy-Filme („Legende“), Psychothriller („Hannibal“), Militärdramen („Die Akte Jane“) und sogar romantische Komödien („Ein gutes Jahr“) gedreht.
Zwischen dem „Alien“-Prequel „Prometheus“ (2012) sowie dem Bibel-Film „Exodus: Götter und Könige“ (2014) hat Scott sogar einen Ausflug ins Genre des Noir-Thrillers unternommen – und sich dafür nicht nur allerlei Stars (Brad Pitt! Cameron Diaz! Michael Fassbender!) ins Boot geholt, sondern auch die Unterstützung von einem der renommiertesten US-amerikanischen Buchautoren gesichert: Niemand Geringeres als der 2023 verstorbene Cormac McCarthy („No Country For Old Men“, „The Road“) hat das Original-Drehbuch zu „The Counselor“ geschrieben. Was kann da noch schiefgehen?
Leider einiges, wie Scott nach der Veröffentlichung des Films feststellen musste: Obwohl „The Counselor“ in der offiziellen FILMSTARTS-Rezension mit 3 von 5 Sternen noch vergleichsweise glimpflich davonkam, zerriss die Kritik den dialogreichen Krimi mehrheitlich in der Luft. Auf der Kritiken-Sammelseite Rotten Tomatoes beispielsweise fanden gerade einmal 34 Prozent der Journalist*innen den Film überwiegend gelungen – unter Scotts Regie-Arbeiten schnitten nur „Exodus“ und der Christoph-Columbus-Film „1492 – Die Eroberung des Paradieses“ (1992) noch schlechter ab.
Doch immerhin einer findet den Film richtig gelungen: Ridley Scott! Das hat der „House Of Gucci“-Regisseur in einem Interview mit dem Rolling Stones Magazin verraten (via FandomWire) – und einen ziemlich großen Vergleich gezogen...
Ridley Scott vergleicht "The Counselor" mit "Blade Runner"
„Ich habe das Skript zuerst Cameron Diaz vorgelegt und gefragt: ,Und? Was hältst du davon?'“, erläutert Scott im Interview. „(...) Ich sagte ihr: ,Ich werde es dir nicht beschreiben, lies es einfach.' Cormac McCarthy ist meiner Meinung nach der beste Dialogautor aller Zeiten, und ,The Counselor' ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme von mir, er hat einen sehr düsteren Subtext, den man von der ersten Minute an spürt.“
Scott war überzeugt davon, mit „The Counselor“ einen großen Film gedreht zu haben – umso ernüchterter war er, als er schließlich mit den Reaktionen von Publikum und Fachpresse konfrontiert wurde. „Ich war so enttäuscht, und ich weiß nicht, wem ich die Schuld geben soll, denn ich finde den Film wirklich verdammt gut“, so Scott. „Er ist so lustig und zynisch. Die Leute nehmen ihn so ernst! Erst jetzt haben es manche verstanden. Es ist ärgerlich, dass meine Filme oft erst später verstanden werden. Das berühmteste Beispiel ist ,Blade Runner', der 20 Jahre lang tot war und dann zufällig auf dem Santa Monica Film Festival wiederentdeckt wurde.“
Tatsächlich war „Blade Runner“ nicht immer der unantastbare Kult-Klassiker, als der er heute gilt: 1982 stieß der futuristische Sci-Fi-Thriller bei der Kritik auf geteiltes Echo – und am Box Office konnte er gerade einmal 41,6 Millionen US-Dollar einspielen (bei einem Budget von 28 Millionen). Ob also auch „The Counselor“ noch einmal im großen Stil wiederentdeckt wird? Unmöglich ist das sicher nicht!
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