Western wurden schon immer, aber vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren genutzt, um auf politische, gesellschaftliche und soziale Missstände aufmerksam zu machen. Ein Paradebeispiel dafür ist wohl der ultrabrutale „The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz“ von 1969. Sam Peckinpahs Meisterwerk hatte aber ein Vorbild: „Die gefürchteten Vier“ von Richard Brooks, der drei Jahre zuvor erschienen ist.
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Darum geht’s in "Die gefürchteten Vier"
Der schwerreiche Texaner Grant (Ralph Bellamy) heuert vier Söldner an, die seine von mexikanischen Banditen entführte Frau (Claudia Cardinale) befreien sollen. Das Team besteht aus dem Waffenspezialisten Henry „Rico“ Fardan (Lee Marvin), dem Sprengstoffexperten Bill Dolworth (Burt Lancaster), dem Pferdekenner Hans Ehrengard (Robert Ryan) und dem Fährtensucher Jake Sharp (Woody Strode).
Je näher das Söldnerquartett dem Ziel kommt, desto verwirrender erscheinen die Umstände des Verschwindens von Mrs. Grant: Wurde die Frau wirklich entführt? Möchte sie in Wahrheit gar nicht gerettet werden? Und was steckt hinter den Aktionen des zwielichtigen Jesus Raza (Jack Palance)? Rico, Bill und Co. müssen schnell feststellen, dass es nicht einfach nur Gut und Böse gibt, sondern auch jede Menge Grautöne innerhalb des menschlichen Verhaltens...
Ein vielschichtiger Action-Western
In erster Linie lässt sich „Die gefürchteten Vier“ als Vorreiter der Söldner-Actioner lesen, die in den 1980er-Jahren dank maskuliner Hau-Drauf-Recken wie Chuck Norris und Dolph Lundgren Hochkonjunktur feiern sollten. Auch in Richard Brooks' Western scheint die Ausgangslage simpel-niedertriebiges Genre-Kino zu versprechen, in dem vier harte Kerle einen Auftrag zu erledigen haben – und dies natürlich entsprechend bleihaltig verfolgen.
Die schießpulvergeschwängerte Luft aber verzieht sich schon bald und „Die gefürchteten Vier“ offenbart sein wahres Wesen. Richard Brooks nämlich möchte nicht nur bis zu einem gewissen Punkt spritzig-actiongeladene Unterhaltung bieten. Vielmehr ist sein Western eine Anklage an die Regierungsadministration der 1960er-Jahre und deren kriegerische Operationen im fernen Vietnam.
Die vier Protagonisten dringen auch in „Die gefürchteten Vier“ in fremdes Territorium ein, fest in dem Glauben, das Richtige im Namen der Gerechtigkeit zu tun. Doch schon bald müssen sie feststellen, dass sie nicht die Lösung, sondern Teil des Problems sind. Jesus Raza, der eigentliche Bösewicht der Geschichte, der hier aber zur wohl tragischsten Figur aufsteigt, darf dabei einen Monolog halten, der sich ins Gedächtnis brennt – und bis heute nichts von seiner unter die Haut gehenden Eindringlichkeit verloren hat:
„Die Revolution ist wie die Geschichte einer großen Liebe. Zuerst ist sie eine Göttin, eine heilige Sache. Aber alle Liebesgeschichten haben einen schrecklichen Feind: die Zeit. Wir fangen langsam an, klarer zu sehen. Die Revolution ist keine Göttin, sie ist eine Hure. Sie war niemals rein, niemals heilig, niemals vollkommen. Also machen wir uns wieder auf, suchen eine neue Geliebte, eine neue Sache. Ohne Liebe, ohne eine Sache sind wir nichts. Wir bleiben, weil wir glauben. Wir gehen, weil wir desillusioniert sind. Wir kehren wieder, weil wir verloren sind. Wir sterben, weil wir uns engagiert haben.“
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