Abgerissene Körperteile, ein Bär auf Koks und ein Han Solo in Panik: Mit diesen Zutaten generierte „Cocaine Bear“ an den Kinokassen fast das Dreifache seines Budgets, das auf 30 bis 35 Millionen Dollar geschätzt wurde. Nüchtern betrachtet gelang Regisseurin Elizabeth Banks also ein annehmbarer Achtungserfolg. Doch Trashfilm-Fans wissen:
Ihr gelang deutlich mehr, immerhin löste „Cocaine Bear“ eine Welle an Imitatoren aus und ist somit Begründer eines Trends! Während sich nun Billigfilmschmieden durch die halbe Fauna ackern, um Horrorfilme über Tiere auf Droge zu produzieren (etwa Haie), könnt ihr jetzt das Original im Streaming-Abo erleben: „Cocaine Bear“ kann ab dem heutigen 3. November 2023 beim Sky-Streamingdienst WOW abgerufen werden. Daneben gibt es den Film aber natürlich auch auf Blu-ray, DVD sowie als Kauf- und Leih-VoD*.
"Cocaine Bear": Ja, der Bär ist auf Koks!
1985 im idyllischen Chattahoochee–Oconee National Forest: Ein fast 200 Pfund schwerer Bär gelangt an eine Sporttasche voller Koks. Er inhaliert das Zeug und wird nicht nur hyperaktiv, sondern auch prompt abhängig. Fortan kennt er nur ein Ziel: Mehr Stoff – und wenn Menschen im Weg stehen, werden die halt zerschlitzt oder geknuspert. Dumm, dass ausgerechnet jetzt die Schulkinder Dee Dee (Brooklynn Prince) und Henry (Christian Convery) schwänzen, um im weitläufigen Waldgebiet Unfug zu treiben.
Kann Dee Dees Mutter Sari (Keri Russell) die Kleinen retten? Können Daveed (O'Shea Jackson Jr.) und der deprimierte Eddie (Alden Ehrenreich) wenigstens etwas Koks retten, um es an Eddies Vater zu liefern, den unberechenbaren Drogenbaron Syd (Ray Liotta)? Und wie erklärt der erschöpfte Polizist Bob (Isiah Whitlock Jr.) seinen Vorgesetzten die irren Vorfälle und vielen toten Camper*innen?
1985 ging tatsächlich eine Drogenlieferung schief, woraufhin ein Bär Unmengen an Kokain konsumierte – das Tier ging daraufhin als Pablo Eskobear in die Geschichte ein. Was der fleischfressende Fell- und Muskelhaufen so alles auf Droge getrieben hat, haben sich Banks und Drehbuchautor Jimmy Warden allerdings frei ausgedacht.
Basiert "Cocaine Bear" wirklich auf einer wahren Geschichte?Was sie sich so aus der Nase gezogen haben, erwies sich als überraschend streitbar: FILMSTARTS-Chefredakteur Christoph Petersen lobte „Cocaine Bear“ in seiner Kritik als „einen der wohl abgefahrensten Filme, der jemals von einem großen Hollywoodstudio in die Kinos gebracht wurde“. Weiter fand er warme Worte für Banks' „Scheiß-drauf-ich-zieh-mein-Ding-durch-Attitüde“ sowie für das Schauspiel von „Solo: A Star Wars Story“-Titeldarsteller Ehrenreich und Konsorten.
Kollege Pascal Reis hingegen war schwer enttäuscht und fand, dass die Filmschaffenden „den Bären nur mit halber Kraft durch das dichte Dickicht wüten“ ließen – da wäre doch mehr Gekröse, Schmerz und Unsinn drin gewesen. Nicht nur die FILMSTARTS-Redaktion war gespalten – generell zeichnet sich ab, dass die Lager „Genau der selbstbewusste Edel-Schrott, den ich erwartet habe“ und „Wieso so harmlos?“ ähnlich groß ausfallen.
Und der Verfasser dieses Textes? Der ist zwischen den Lagern und würde allen, die sich „Cocaine Bear“ fürs Heimkino aufgehoben haben, eine entsprechende Erwartungshaltung empfehlen: Dem Film hätte eine Spur mehr Aggressivität in irgendeine Richtung gut getan – etwas schrägere Figuren, eine Dosis mehr Gewalt oder eine ranzigere Bildsprache (etwa wie bei „Grindhouse“).
Trotzdem liefert der Film das, was sich der Autor dieser Zeilen erhoffte: „Cocaine Bear“ will kein Non-Stop-Splatter sein, sondern eine Hommage an den Gros der B-Movies aus den 80ern. Also ein Film, der seine Inseln aus Action-Irrsinn und Gewalteskapaden hat, dazwischen aber mit Freude seltsame Charakterköpfe zeigt, die ihre eigenen Probleme haben und viel Unfug labern.
Figuren dieser Art hat „Cocaine Bear“ massig – sowohl solche, die man am liebsten selbst vor dem Titelhelden retten will. Und jene, bei denen man es nicht erwarten kann, bis sie vom Drogenungetüm verspachtelt werden.
Nach "Cocaine Bear": Im deutschen Trailer zum Trash-Horror "Cocaine Shark" sind Haie auf Kokain außer Rand und BandDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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