In unserer Ankündigung zur Deutschland-Premiere von „Lamb“ im Rahmen des Fantasy Filmfests 2021 nannten wir das Werk „einen der verstörendsten Horrorfilme des Jahres“. Dem ist bis heute kaum etwas hinzuzufügen – höchstens vielleicht, dass Regie-Debütant Valdimar Jóhannssons Inszenierung auch noch zu den atmosphärischsten und emotionalsten Genre-Arbeiten seit Langem zählt.
„Lamb“ läuft am heutigen 2. November 2023 um 23.45 Uhr auf WDR. Alternativ könnt ihr euch den FSK-16-Titel für vier Wochen kostenlos in der ARD Mediathek anschauen. Aufgrund der Altersbeschränkung ist dies allerdings jeweils erst ab 22.00 Uhr möglich – es sei denn, ihr meldet euch dort an und bestätigt euer Alter. Außerdem sind natürlich (4K-)Blu-ray, DVD und kostenpflichtiges Video-on-Demand bei Online-Händlern zu haben:
In der Hauptrolle erwartet euch Noomi Rapace. Die Schwedin avancierte einst mit Stieg Larssons Millennium-Trilogie, bestehend aus „Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“, zum Weltstar. An ihrer Seite glänzen ebenbürtig die isländischen Mimen Hilmir Snær Guðnason („101 Reykjavik“) und Björn Hlynur Haraldsson, der den Eist Tuirseach in der ersten Staffel des Netflix-Hits „The Witcher“ gab.
"Lamb" auf WDR: Das ist die Story
Ingvar (Guðnason) und Maria (Rapace) betreiben mitten in den nahezu menschenleeren Bergen Islands eine kleine Farm. In der sowohl landschaftlich als auch in Bezug auf das Wetter sehr harschen Umgebung kümmern sie sich aufopfernd um ihre Schafherde. Doch irgendetwas stört schon seit einer Weile ihr früher so harmonisches Zusammenleben. Etwas Unausgesprochenes scheint zwischen dem Paar zu stehen.
Als eines Nachts in ihrem Stall ein seltsames Mischwesen aus Lamm und Menschenbaby geboren wird, nehmen sie es ohne lange zu überlegen als ihr eigenes Kind an. Maria nennt es Ada – nach der Tochter, die sie vor einer Weile im Kindbett verloren hat.
Schnell geht die junge Frau in ihrer Mutterrolle vollends auf und die Familienidylle scheint perfekt. Dieses Gefühl währt allerdings nicht lange. Denn bald darauf trifft Pétur (Haraldsson), Ingvars extrovertierter Bruder, zu einem Besuch ein und die Situation auf dem Hof wird zusehends angespannter …
"Lamb" ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle
Wer „Lamb“ schaut, dürfte aufgrund der absurd anmutenden Situation schnell amüsiert und gerührt, aber ganz sicher auch ziemlich irritiert sein. Einerseits verstehen wir Marias Wunsch nach einem Kind und auch Ingvars Passivität, als dieser Traum auf eine eher ungewöhnliche Weise wahr zu werden scheint. Andererseits staunen wir natürlich über das, was in diesem von der Außenwelt abgeschotteten Mikrokosmos vor sich geht. Und was Maria mit der biologischen Mutter ihres kleinen Lieblings anstellt, ist zutiefst schockierend.
Mit Eintreffen des Bruders beziehungsweise Schwagers kommt dann eine neue Dynamik in die Geschichte. Haraldsson spielt seine Figur laut, krass und als immense Bedrohung für das Glück der jungen Familie. Wir ahnen natürlich, dass eine solche Story nicht in einem klassischen Happy End münden kann. Und doch sind wir ebenso überrascht wie erschrocken und fasziniert von dem, was uns „Lamb“ als Auflösung seines brillanten Slowburn-Aufbaus präsentiert. Diese finalen Momente bieten sich wunderbar dazu an, lange und leidenschaftlich über sie zu diskutieren.
Die Arbeit am Drehbuch teilte sich Regisseur Valdimar Jóhannsson übrigens mit dem Schriftsteller und Poeten Sjón („The Northman“). Der bürgerlich Sigurjón Birgir Sigurðsson heißende Reykjavíker kollaboriert seit seiner Jugend immer wieder mit der Art-Pop-Sängerin Björk. Für den von Björk, Sjón und Regisseur Lars von Trier gemeinsam verfassten Soundtrack-Song „I‘ve Seen It All“ aus „Dancer In The Dark“ wurden alle drei 2001 sowohl für einen Oscar als auch einen Golden Globe nominiert.
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