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    Dieses Kino-Meisterwerk platzt fast vor Cameos: Für die Auftritte DIESER Film-Ikonen musste sich Steven Spielberg ziemlich ins Zeug legen
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sidneys Lieblingsfigur ist Donald Duck, sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“ und bereits in der Grundschule las er eine Walt-Disney-Biografie. Wenn er könnte, würde er ins Disneyland auswandern, aber da das nicht geht, muss ihn seine Disney-Sammlung bei Laune halten.

    Es ist zeitgleich Hommage an den Film Noir und den magischen Glanz des Zeichentrickfilms: „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ ist ein außergewöhnliches Meisterwerk voller Cameos klassischer Trickfiguren. Das war ein echter Verwaltungsakt!

    Ein in Ungnade gefallener, alkoholsüchtiger Privatdetektiv schießt heimlich Fotos, die eine beliebte Nachtclubsängerin und einen Scherzartikelhersteller in einer kompromittierenden Situation zeigen. Kurz danach wird der Gatte der Nachtclubsängerin, ein hyperaktives Zeichentrick-Karnickel, des Mordes verdächtigt – und immer wieder springen Disney-Ikonen und populäre Figuren aus Konkurrenzstudios durchs Bild.

    Was wie der wirre Traum eines Filmfans klingt, der nach einem Film-Noir-Marathon und haufenweise Cartoons der 1930er bis 1940er mit Fieber eingeschlafen ist, ist stattdessen einer der ungewöhnlichsten Blockbuster überhaupt: „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, der weltweit größte Kinohit von 1988 – und Ergebnis eines regelrechten Organisations-Kraftaktes!

    Wie Steven Spielberg Micky Maus und Bugs Bunny nach Toontown brachte

    In „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ tauchen über 140 etablierte Cartoon-Figuren auf, unter anderem aus dem Hause Disney, Warner Bros. und Universal. Hauptverantwortlicher für das Einholen der Lizenzen war Produzent Steven Spielberg: Dank seiner Machtstellung und seines enormen Ansehens war es ihm möglich, Studio-Grabenkämpfe zu umgehen und zu vermeiden, dass die Kosten für Lizenzgebühren völlig ausuferten.

    Aber selbst ein Spielberg war nicht allmächtig. So mussten einige in der Planungsphase ersonnene Trickfigur-Cameos weichen, weil sich die Lizenzgeber sperrten oder absurde Gebühren verlangten. So verlangte King Features angeblich für die Verwendung von Popeye eine höhere Summe als Warner für sämtliche Auftritte seiner „Looney Tunes“-Stars – weshalb auf einen Popeye-Cameo verzichtet wurde.

    Aber auch Warner hatte Forderungen: Wie Regisseur Robert Zemeckis der Chicago Tribune verriet, gestattete das Studio gegen eine Gebühr von 25.000 Dollar ursprünglich die Verwendung von fünf „Looney Tunes“-Figuren für eine Leinwandzeit von je einer Minute. Dann aber zeigte sich Warner nachsichtig, als Zemeckis und Spielberg nachverhandelten: Im Getümmel der Finalszene wollten sie ausgewählte, weitere Figuren verwenden, sowie die abgemachte Leinwandzeit der zuvor ausgehandelten Trick-Ikonen ausbauen.

    Warner gestattete dies ohne Zusatzkosten. In einer Sache blieb Warner hingegen unerbittlich: Bugs Bunny und Daffy Duck durften nur verwendet werden, wenn sie ihren Disney-Pendants Micky Maus und Donald Duck ebenbürtig sind. Das bedeutete: identische Leinwandzeit und Menge an Dialog, zudem durfte keine der Figuren die jeweils andere übertrumpfen.

    Daher teilen sich Micky und Bugs eine in Toontown spielende Szene mit dem von Bob Hoskins gespielten Schnüffler Eddie Valiant, in der sie ihn gemeinsam verwirren – auch wenn Disney die Schlusspointe der Szene diktierte: Es musste Bugs Bunny sein, der Valiant letztlich einen völlig unnützen Ersatzreifen gibt, obwohl er gerade dringend einen Fallschirm benötigt. Für Micky sei solch eine Aktion nämlich zu fies – ein Einwand, mit dem man bei Warner keinerlei Problem hatte.

    Wenn sich Chaos-Enten raufen, muss es ebenbürtig ablaufen

    Die Wünsche seitens Disney und Warner fruchteten noch denkwürdiger, als es um ihre berühmtesten Erpel ging: Donald und Daffy treten als duellierende Pianospieler im Nachtclub „Klecks und Pinsel“ auf und versuchen, sich gegenseitig darin zu übertreffen, lautstark die zweite „Ungarische Rhapsodie“ von Franz Liszt zu spielen.

    Während die mit instabilem Gemüt gesegneten Wasservögel das aus zahlreichen Cartoons bekannte Stück in die Tasten hauen, beschimpfen und schikanieren sie sich. Wir wissen nicht, wer den Streit angefangen hat – und beide werden von der Bühne gezerrt, bevor sich abzeichnet, dass es einen Gewinner geben könnte. (Fun Fact am Rande: In einer verworfenen Szene sollte enthüllt werden, dass Donald und Daffy gar nicht wirklich zanken, sondern ihr Zwist abgesprochen ist.)

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    Die von Richard Williams und Chuck Jones animierte Szene ist ein Feuerwerk an Slapstick-Gags, fabelhafter Tricktechnik und Geschnatter – und wäre wohl nicht so genial, würde keine Ebenbürtigkeit der Figuren forciert. Laut Jones besagte nämlich eine frühere Idee, dass Donald fürs Nichtstun bejubelt wird und Daffy trotz intensivster Bemühungen das Nachtclub-Publikum langweilt.

    Dieses Konzept wurde aus mehreren Gründen verworfen. Erstens, weil die Gleichstellung zwischen Donald und Daffy nur sehr abstrakt zu erkennen gewesen wäre: Daffy ist zwar der Verlierer der aufgegebenen Idee, allerdings wird Disney-Held Donald dabei in eine Hommage an den Warner-Cartoon „Einmal ein Star sein“ versetzt, in dem Bugs Bunny auf einer Theaterbühne Daffy deklassiert. Zweitens wäre die Darstellung Donalds als überaus erfolgreich gegen seine übliche Charakterisierung gebürstet.

    Und schlussendlich passte solch ein entschleunigter Sketch, der sich auf einen Warner-Cartoon von 1957 bezieht, nicht zur Vision von Zemeckis, den wilden, verwegenen Cartoon-Duktus der 30er und 40er zu feiern. Also wurde das unentschieden endende Piano-Duell erdacht – als krachender Beweis, dass manchmal (aber nur manchmal) Studio-Diktate volles Rohr die richtige Note treffen!

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