Mit „Killers Of The Flower Moon“ zeichnet sich Martin Scorsese („Wie ein wilder Stier“) für ein gigantisches Amerika-Epos verantwortlich, das nicht nur durch seine Bildgewalt begeistert, sondern mit grandiosen Schauspieler*innen auffährt. Leonardo DiCaprio, Lily Gladstone und Robert De Niro dürfen sich ernsthafte Chancen auf einen Oscar-Gewinn im nächsten Jahr ausrechnen. Das gilt aber wohl nicht für Brendan Fraser, der im letzten Drittel des Films die Bildfläche betritt.
Während die drei genannten Stars in „Killers Of The Flower Moon“ mit einnehmender Subtilität die Zuschauer*innen für sich gewinnen können, poltert Fraser als fragwürdiger Anwalt W.S. Hamilton fast schon unbeholfen durch den Film. Mit breitem Südstaatenakzent und stürmischen Gebrüll zieht der für „The Whale“ mit dem Oscar ausgezeichnete Schauspieler auch abseits seiner eindrucksvollen Erscheinung jeden Blick auf sich. Als Zuschauer*in fragt man sich, warum Martin Scorsese eine solch exaltierte Performance in seinem ansonsten so zurückgenommenen Film zugelassen hat.
Die Antwort ist jedoch denkbar einfach: Es geht wie immer um die Wirkung. So wie es etwas mit dem Publikum macht, wenn nach zwei Stunden plötzlich ein von Jesse Plemons gespielter Regierungsbeamter an die Tür von Ernest Burkhart (DiCaprio) klopft, macht es auch etwas mit den Zuschauer*innen, Brendan Frasers aufgeplusterte Gockel-Darbietung nach drei Stunden feinstem Charakter-Spiel vor die Nase gesetzt zu bekommen. Denn Fraser gibt es einen Winkeladvokaten, der voll und ganz auf sein Auftreten und Starappeal setzt.
Ja, es steht außer Frage, dass Brendan Fraser in „Killers Of The Flower Moon“ auf unangenehme Art und Weise heraussticht. Sein Spiel aber hat Methode und folgt einer Irritationsstrategie, um damit aufzuzeigen, dass es vor Gericht eigentlich gar nicht mehr darum geht, für Recht und Ordnung zu sorgen, sondern vielmehr um Einschüchterung, Manipulation und Täuschung. Frasers tosender W.S. Hamilton macht das in den etwas mehr als fünf Minuten Screentime sehr gut deutlich – auch wenn er dafür schauspielerisch wirklich für Kopfschütteln sorgt.
Außerhalb Nordamerikas noch erfolgreicher als "Killers Of The Flower Moon": Diesen Action-Kracher könnt ihr jetzt im Kino schauen