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    Heute im TV: Der turbulente Auftakt zu einer der erfolgreichsten Comedy-Reihen der letzten 10 Jahre
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Das Schulfach Französisch hätte Oliver Kube um ein Haar das Abitur gekostet. Dennoch liebt er das so vielfältige und facettenreiche Kino unseres Nachbarlandes – von François Truffaut und Jean-Luc Godard bis Céline Sciamma, Jacques Audiard, Gaspar Noé und Quentin Dupieux.

    Spätestens seit „Ziemlich beste Freunde“ sind französische Komödien wieder ein Kassenmagnet in unseren Kinos. Eine räumte im Laufe der letzten Dekade ganz besonders ab und wurde sogar zu einer Reihe. Heute läuft ihr erster und noch immer bester Teil.

    Als „Monsieur Claude und seine Töchter“ im April 2014 auf französische Leinwände kam, ahnte wohl kaum jemand, dass der launige Schwank zum veritablen Phänomen mutieren würde. Doch die Kinofans in unserem Nachbarland stürmten die Lichtspielhäuser geradezu. 12,5 Millionen Tickets wurden verkauft. Und auch hierzulande schloss man den von „Die Zeitritter“-Star Christian Clavier herrlich blasiert, dummdreist und latent rassistisch dargestellten Titelhelden samt seines ungleich charmanteren Nachwuchses nur wenig später fest ins Herz. Fast vier Millionen Deutsche sahen den Film im Kino. Damit rangierte dieser in den Jahrescharts nur knapp hinter gigantischen Hollywood-Blockbustern wie „Der Hobbit - Die Schlacht der fünf Heere“ und „Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1“.

    Mittlerweile gibt es bereits zwei ebenfalls erfolgreiche Sequels: „Monsieur Claude 2“ und „Monsieur Claude und sein großes Fest“. Am heutigen 17. Oktober 2023 ist aber der Erstling „Monsieur Claude und seine Töchter“ um 20.15 Uhr auf Kabel 1 zu sehen. Eine Wiederholung wird in derselben Nacht um 2.15 Uhr ausgestrahlt. Falls euch die Termine nicht passen, könnt ihr den Titel jederzeit im Flatrate-Programm eurer Streaming-Abos bei Amazon Prime Video* oder Joyn schauen. Oder ihr bestellt ihn euch als Blu-ray/DVD – idealerweise gleich im derzeit erfreulich günstigen Dreierpack mit beiden Fortsetzungen:

    Inszenierung und Drehbuch stammen von „Hereinspaziert!“-Regisseur Philippe de Chauveron. Neben Christian Clavier steht noch eine wahre Parade an bekannten gallischen Gesichtern auf der Besetzungsliste. Hier nur eine kleine Auswahl: Chantal Lauby („Portugal, mon amour“), Élodie Fontan („Alibi.com“), Julia Piaton („Hochzeit ohne Plan“), Émilie Caen aus „Ziemlich beste Freunde“, Frédéric Chau („Made In China“), Medi Sadoun („Mea Culpa - Im Auge des Verbrechens“) und Pascal Nzonzi aus „Paulette“.

    "Monsieur Claude und seine Töchter" auf Kabel 1: Das ist die Story

    Claude Verneuil (Christian Clavier) ist ein relativ wohlhabender, konservativ denkender Ruheständler, der mit seiner erstaunlich geduldigen Gattin Marie (Chantal Lauby) in der französischen Provinz lebt. Für seine vier erwachsenen Töchter wünscht er sich nichts mehr als gute Partien mit den Attributen „attraktiv, französisch, männlich“. Doch nacheinander heiraten Ségolène (Emilie Caen) den Chinesen Chao (Frédéric Chau), Isabelle (Frédérique Bel) den Muslim Rachid (Medi Sadoun) und Odile (Julia Piaton) den Juden David (Ary Abittan). Da hängt der familiäre Haussegen schon mal gewaltig schief.

    Zumindest die jüngste – Claudes heimlicher Liebling Laure (Elodie Fontan) – ist neuerdings mit einem einheimischen Katholiken verlobt, wie sie berichtet. Der Herr Papa ist begeistert. Als der Schwiegersohn in spe erstmals zum Abendessen vorbeikommt, fällt Claude allerdings fast vom Glauben ab: Charles (Noom Diawara) ist Schwarz. Doch so einfach will der Vater seine Töchter nicht aufgeben. So plant er, nicht nur Laures Hochzeitsvorbereitungen, sondern im gleichen Zuge auch noch die Ehen seiner anderen Sprösslinge irgendwie zu sabotieren …

    Finden ihre Papa trotz allem noch zum Lachen: Monsieur Claudes Töchter. Neue Visionen Medien GmbH
    Finden ihre Papa trotz allem noch zum Lachen: Monsieur Claudes Töchter.

    Der Spott ist multikulturell

    Der dank Leinwandhits wie „Die Zeitritter“, „Just Visiting“ und natürlich seinen Auftritten als Asterix in den Comic-Realverfilmungen ohnehin schon sehr populäre Christian Clavier avancierte aufgrund der „Monsieur Claude“-Reihe in Frankreich endgültig zum Superstar. Die Art, wie diese das klassische Großbürgertum unseres Nachbarlandes durch den Kakao zieht und ihm den Spiegel vorhält, macht einfach Spaß. Gleichzeitig gibt die auf den ersten (und vielleicht sogar zweiten) Blick harmlos, weil sehr traditionell wirkende Familienkomödie einen in Wirklichkeit ebenso geistreichen wie bissigen Kommentar zum Zustand der Nation und ihrer Gesellschaft ab. Wer schon mal ein wenig Zeit in der französischen Provinz verbracht hat, weiß, wie treffend die hier gemachten Beobachtungen – trotz augenzwinkernder Übertreibungen – sind.

    In unserer FILMSTARTS-Kritik vergibt Autorin Katharina Granzin gute 3,5 von 5 Sternen und erklärt, wie Klischees über kulturelle Unterschiede von de Chauveron zum Erzählprinzip erhoben werden. Denn der Titelheld ist längst nicht der einzige vorurteilsbelastete Bedenkenträger. Menschliche Schwächen, tradierte Vorbehalte und persönliche Ticks werden vielmehr sehr gleichmäßig auf die überwiegende Mehrheit der Charaktere verteilt – ganz egal, welchen ethnischen, kulturellen oder religiösen Hintergrund sie haben. So sind sich etwa auch die Schwiegersöhne untereinander zunächst ganz und gar nicht grün und mobben, dissen oder hintergehen einander schamlos. Unterschwelliger, längst nicht immer, oft aber unbewusster Rassismus, Borniertheit, Fremdenfeindlichkeit und Ignoranz werden auf allen Seiten entlarvt. So ist diese Komödie auch in ihrem Spott wahrlich multikulturell.

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