Die Welt ist zu einer staubigen Wüste verkommen, die von Barbaren und Kriegern bevölkert wird. Klingt nach „Mad Max“, seinen Fortsetzungen und Trittbrettfahrern, ist in diesem Fall aber vom Kultklassiker unbeeinflusst: Exploitation-Größe Roger Corman brachte „Giganten mit stählernen Fäusten“ (mittlerweile besser bekannt unter dem Originaltitel „Deathsport“) 1978 in die Kinos – ein Jahr vor „Mad Max“!
Dabei herausgekommen ist jedoch kein unvergesslicher Vorreiter des postapokalyptischen Actionkinos, sondern unsinniger, unfokussierter Trash, dem seine turbulente Entstehungsgeschichte ständig anzumerken ist. Doch genau daher ist er im richtigen Rahmen sündiges Vergnügen: TELE 5 zeigt „Deathsport“ heute, am 13. Oktober 2023, ab 22 Uhr bei SchleFaZ („Die schlechtesten Filme aller Zeiten“).
Damit bekommt ihr ein neckisches Rahmenprogramm geliefert, das „Deathsport“ aufwertet: Die „SchleFaZ“-Gastgeber Oliver Kalkofe und Peter Rütten verraten, was bei der Produktion dieses Sci-Fi-Actioners schief gelaufen ist, und zeigen ebenso liebevoll wie unverblümt mit dem Finger auf die Makel des Films. Und davon gibt es massig!
"Deathsport": Todesrennen mit Lasern und Motorrädern
In einer etwa 1.000 Jahre entfernten Zukunft ist die Erde verwüstet und die Gesellschaft verroht: Nicht nur, dass hinter jeder Ecke kannibalistische Mutanten und ruchlose Krieger lauern – blutige Todesrallyes wurden zum neuen Opium fürs Volk! Der berüchtigte Ranger Kaz (David Carradine) wird gezwungen, an so einer teilzunehmen. Doch vielleicht gelingt es ihm mit Hilfe der Rebellin Deneer (Claudia Jennings), diesen mit Motorrädern und Laserkanonen geschlagenen Sport zum eigenen Vorteil zu verkehren?!
1975 feierten Produzent Roger Corman und sein Label New World Pictures einen waschechten Hit: Die Action-Dystopie „Death Race 2000“ (in Deutschland einst als „Frankensteins Todesrennen“ gestartet) brachte die Kinokassen zum Glühen. Also plante Corman, die „Todgeweihte fahren ein Todesrennen“-Idee erneut auszuschlachten – nur auf zwei statt vier Rädern.
Qualität kam bei der überstürzten „Mission Selbstkopie“ jedoch nicht heraus: Das Skript war so halbgar, dass sich zunächst kein Hauptdarsteller für das Projekt fand. Schlussendlich willigte nach einigem Zögern „Death Race 2000“-Star David Carradine ein – stieß aber auf überraschende Gegenwehr. Wie Carradine Jahrzehnte später enthüllte, versuchte ausgerechnet Corman, ihm das Projekt auszureden.
Eine Chaos-Produktion
Carradine ignorierte die Warnungen – bloß um sich an einem dramatisch unterfinanzierten Set einzufinden: Corman wollte den gerade ein Karrierehoch erlebenden Carradine nicht unter Wert verkaufen, was allerdings dazu führte, dass seine Gage den absoluten Löwenanteil des Budgets ausmachte. Damit wurde der Karriereschaden für Carradine, vor dem Corman ihn warnte, bloß herausgezögert: Die von Logiklöchern geplagte, mit Leerlauf durchzogene, beschämend ausgestattete Billigproduktion wurde zum verlachten Fehlgriff, der Carradine lange nachhing.
Dass Regisseur Nicholas Niciphor enorm damit kämpfte sich gegenüber seinen Stars durchzusetzen und daher wiederholt mit ihnen anlegte, dürfte das Projekt endgültig zum Scheitern verurteilt haben: Der Regie-Neuling, der zuvor nur Studentenfilme drehte, wurde im Laufe der Produktion durch Allan Arkush und Corman persönlich ersetzt.
20 Horrorfilme, nach denen ihr garantiert keinen Sex mehr haben wolltLaut Carradines Memoiren übernahm der spätere „Kill Bill“-Schurke ebenfalls bei einer Szene die Regiepflichten – nämlich bei der Sexzszene zwischen ihm und Ex-Playmate Claudia Jennings. Der Grund dafür: Niciphor habe beim Gedanken, seine Hauptdarstellerin nackt zu sehen, Muffensausen bekommen.
„Deathsport“ ist zudem der Alkoholmissbrauch und der massive Konsum illegaler Drogen seitens der Stars anzusehen. In Kombination mit der knallenden kalifornischen Sonne, unter der der Film gedreht wurde, führte das zu, gelinde gesagt, abgedreht-desorientierten Performances.
Dass gen Finale immer mehr Zeug mit massiven Explosionen in die Luft gejagt wird, und sich der Alibi-Plot endgültig in Wohlgefallen auflöst, macht „Deathsport“ zwar noch immer nicht zu guter Filmunterhaltung. Aber im Zusammenspiel mit den „Ich kann nicht fassen, dass die damit durchgekommen sind“-Darbietungen wird dieses Verwüstungschaos immerhin zum filmischen Motorradunfall, von dem man die Augen nicht abwenden kann.