Seinen ersten Höhepunkt erreicht „Passwort: Swordfish“ bereits nach wenigen Minuten: Ein von „Pulp Fiction“-Star John Travolta verkörperter Supergangster lästert in einem Café im Beisein zweier Männer, von denen wir nur die Hinterköpfe sehen, über den Geiselnahme-Klassiker „Hundstage“ mit Al Pacino ab. Plötzlich wechselt die Kameraperspektive und wir begreifen, dass wir uns gerade inmitten einer solchen befinden: Gabriel ist von einem SEK umstellt.
Dann tritt der Worst Case ein: Nach dem Aussetzer eines Polizisten fliegt eine der Geiseln, die mit Sprengstoff und Metallkugeln präpariert wurde, im Beisein der Komplizen, Cops, Gefangenen und Schaulustigen in die Luft. In bester „Matrix“-Manier fängt eine in 360 Grad um die Szenerie kreisende Kamera das Spektakel in Zeitlupe ein. Kugeln zischen, Scheiben splittern, Menschen werden durchlöchert. Was für ein herausragender Auftakt!
So geht "Passwort: Swordfish" weiter
Nach dieser explosiven Eröffnung springt die Handlung einige Tage zurück. Wir lernen Stanley Jobson (Hugh Jackman, „X-Men“) kennen, einen begnadeten Hacker, der dem FBI bei einem seiner letzten Jobs ins Netz ging. Nun steht er unter Beobachtung und darf sich keinem Computer mehr nähern. Eines Tages erhält er allerdings Besuch von Ginger (Halle Berry, „X-Men“), die ihm ein verlockendes Angebot macht: Sie bietet ihm 100.000 Dollar dafür, dass sich Stanley mit ihrem Lover, dem schwerreichen Gangsterboss Gabriel Shear (John Travolta), trifft.
Das hat natürlich einen Hintergedanken: Stanley soll Gabriel mit seinen Ausnahmefähigkeiten dabei unterstützen, einen Hightech-Bankraub in Milliardenhöhe zu begehen. Dafür bietet ihm Gabriel sogar stolze 10 Millionen Dollar. Stanley will zunächst ablehnen, lenkt aber schließlich ein: Er kann das Geld gut gebrauchen, um sich im teuren Sorgerechtsstreit um seine Tochter Holly (Camryn Grimes) die besten Anwälte leisten zu können. Das FBI um Agent Roberts (Don Cheadle, „Avengers 4: Endgame“), der Stanley schon einmal überführt hat, wartet allerdings nur auf einen Fehler und hat auch Gabriel im Visier...
Gut gealtert, schlecht gealtert
Mehr als zwei Dekaden hat „Passwort: Swordfish“, den ihr auf DVD und Blu-ray oder als VoD (etwa bei Amazon Prime Video) bekommt, inzwischen auf dem Buckel. Und das ist dem Film von „Nur noch 60 Sekunden“-Regisseur Dominic Sena an mancher Stelle auch anzumerken. Für die Actionsequenzen auf James-Bond-Niveau gilt das allerdings nicht: Die sind handwerklich erstklassig arrangiert und müssen sich vor heutigen Produktionen nicht verstecken.
Neben der einleitend erwähnten Geiselnahme und einer spektakulären Verfolgungsjagd in einem exotischen grünen TVR Tuscan Speed 6 sei auch eine halsbrecherische Sturzflucht über einen Abhang genannt. Nachhaltig in Erinnerung bleibt aber vor allem ein spektakuläres Linienbus-Manöver an einem Helikopterhaken: Allein diese berühmte Sequenz verschlang 13 Millionen Dollar Budget und zählte damals zu den teuersten Spezialeffekten der Filmgeschichte.
Deutlich schlechter gealtert ist neben einigen unnötig vulgären Dialogen die auffallend flache Figur der Ginger, die das spätere Bond-Girl Halle Berry („James Bond 007 - Stirb an einem anderen Tag“) sehr aufreizend spielt. Ginger wird fast ausschließlich auf körperliche Attribute reduziert. Einer ersten Begegnung beim Golfen, bei der sie mit ihrem Hinterteil wackelt, folgen eine seltsam bemühte Oben-ohne-Szene beim Lesen und eine Sequenz in transparenter Unterwäsche, bei der Stanley zufällig eine entlarvende Entdeckung an ihrem Körper macht.
Auch die technischen Details – das liegt jedoch in der Natur der Sache – wirken aus heutiger Sicht etwas angestaubt: Das Internet steckte 2001 noch in den Kinderschuhen und knifflige Hacker-Tätigkeiten lassen sich filmisch immer schwierig darstellen. Doch Dominic Sena findet elegante Lösungen: Während der Bau von „Würmern“ auf Flatscreens modelliert und so für uns verständlich(er) wird, muss Stanley beim Hacken zusätzliche Belastungen aushalten – etwa den Blowjob einer Blondine oder die Tatsache, dass man ihm dabei eine Waffe an den Kopf hält.
Ein cleverer Twist in Houdini-Manier
„Passwort: Swordfish“ auf seine adrenalinhaltigen Actionsequenzen zu reduzieren, würde dem Film allerdings nicht gerecht. Die wendungsreiche Geschichte im „Rififi“-Stil bietet auch Elemente aus „Mission: Impossible“, Hacker-Thrillern wie „Sneakers“ oder temporeichen Geiseldramen wie „Speed“. Und sie gipfelt in einem doppelbödigen Finale im Stile eines Zaubertricks.
Dass für den Shodown ein verblüffender Twist vorbereitet wird, ist zwar nach einer knappen Stunde zu erahnen – allerdings nicht, weil das Drehbuch so durchschaubar wäre, sondern weil das Drehbuch es so will. Gabriel bringt hier den Namen des berühmten Zauberers Harry Houdini ins Spiel, der einst ganze Elefanten vor den Augen seines staunenden Publikums verschwinden ließ. Und auch uns wird auf der Zielgeraden raffiniert der Boden unter den Füßen weggezogen.
Welche Täuschung in „Passwort: Swordfish“ aufgebaut wird und wer am Ende wen übers Kreuz legt, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten – ihr könnt es aber selbst herausfinden und den kurzweiligen Actionthriller aktuell bei Anbietern wie Amazon Prime Video für ein paar Euro kaufen oder leihen.
*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.