In den vergangenen Jahren sorgten Horrorfilme, die in Sachen Blutvergießen erst dann so richtig aufdrehen, wo andere Genre-Vertreter längst die Handbremse ziehen, immer wieder für Aufsehen. Beispiele hierfür sind etwa der taiwanesische Infizierten-Schocker „The Sadness“ oder der Horrorclown-Slasher „Terrifier 2“, die weltweit hohe Wellen schlugen und Reaktionen wie Ohnmacht, Kotzen oder Saalflucht beim Publikum auslösten. Und doch schafften es letztlich beide Splatter-Granaten ungekürzt durch die FSK-Prüfung und sind somit in voller Länge ab 18 Jahren freigegeben.
Da gibt es Filme, die es bei den Freigabebehörden schon wesentlich schwerer hatten – und selbst nach Jahrzehnten immer noch haben: Der international als „Cannibal Ferox“ bekannte „Die Rache der Kannibalen“ landete in der Uncut-Fassung in Deutschland 1983 auf dem Index – darüber hinaus folgten im Laufe der Jahre Beschlagnahmungen diverser Veröffentlichungen des Films. Obwohl sich die Sehgewohnheiten in den 40 Jahre danach stark verändert haben, einst indizierte Filme bei Neuprüfungen heute oft sogar eine 16er-Freigabe erhalten, hat sich an diesem Umstand bis heute nichts geändert. Und damit steht Deutschland nicht alleine da.
Der Kannibalen-Schocker ist laut Guinness World Records auch heute noch in sage und schreibe 31 (!) Ländern verboten – und damit Weltrekordhalter! Kein anderer Film ist unter dem Guinness-Regulativ in mehr Ländern verboten. Auch wenn es doch vereinzelte Fälle gibt, in denen sogar von noch mehr Ländern die Rede ist – oder zumindest war. Etwa bei „Gesichter des Todes“ alias „Faces Of Death“ von John Alan Schwartz, der es einst sogar auf 46 Länder gebracht haben soll, zumindest hierzulande mittlerweile aber ungekürzt ab 18 freigegeben ist.
"Cannibal Ferox": Das ist "Die Rache der Kannibalen"
Der Plot: Eine amerikanische Anthropologie-Studentin hält den angeblich im südamerikanischen Dschungel vorherrschenden Kannibalismus für einen Mythos – und reist schließlich dorthin, um endgültig die Beweise dafür zu erbringen. Begleitet von ihrem Bruder und einer Bekannten macht sie sich auf den Weg – nur um schon bald eines Besseren belehrt zu werden.
Der Schockeffekt: Wie für das Genre und jene Zeit üblich, setzt die italienische Exploitation-Ikone Umberto Lenzi in „Die Rache der Kannibalen“ reihenweise blutrünstige Splatter-Einlagen, bei denen es selbst so manchen erfahrenen Horror-Kennern den Magen umdrehen dürfte. Wer kein Blut sehen kann, ist hier also falsch. Zudem aber enthält der Film echte Gewalt gegen Tiere. Vor allem jene zutiefst verachtenswerten Snuff-Sequenzen sorgten dafür, dass der Film seit jeher mit Verboten zu kämpfen hat. Zu Recht. Schließlich darf Kunst am Ende eben doch nicht alles.
Der Kultstatus: Aus den genannten Gründen gilt „Cannibal Ferox“ so in Genre-Kreisen bis heute als einer der gewalttätigsten, widerwärtigsten und am schwersten durchzustehenden Filmen, die je gedreht wurden – was seit jeher Gorehounds auf den Plan ruft und auch gerne mal Mutprobe genutzt wird, um die eigenen Grenzen des Ertragbaren (neu) zu definieren. Der Film ist damit Teil der bis heute kontrovers diskutierten Kannibalenfilm-Welle der 80er-Jahre, zu der unter anderem auch „Mondo Cannibale“, „Nackt und zerfleischt“ alias „Cannibal Holocaust“ oder „Zombies unter Kannibalen“ zählt, dessen Indizierung 2022 tatsächlich aufgehoben wurde.
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