1989 wurde „Men Behind The Sun“ im Rahmen der Berlinale zum ersten (und vorerst auch letzten) Mal ungekürzt in Deutschland aufgeführt. Der in Hongkong produzierte Film löste einen derartigen Aufschrei aus, dass er im Anschluss sofort beschlagnahmt wurde – und hierzulande bis heute nicht ohne erhebliche Kürzungen gezeigt werden darf.
Nicht nur in Deutschland wurde „Men Behind The Sun“ kontrovers aufgenommen. Die ultrabrutale Mischung aus Kriegs-, Splatter- und Exploitation-Film dreht sich um die Gräueltaten, die die imperiale japanische Armee gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im sogenannten „Lager 731“ an chinesischen Zivilist*innen sowie russischen, englischen oder amerikanischen Kriegsgefangenen vorgenommen hat.
Japanische Nationalisten sahen in dem Film „anti-japanische Propaganda“, was sogar zu Todesdrohungen gegen Regisseur Mou Tun-fei führte. In Australien wurde der Schocker verboten, während er in Großbritannien erst nach zahlreichen Kürzungen ins Kino kommen durfte. Doch was genau macht „Men Behind The Sun“ zu einem derart berüchtigten Film?
Brutaler kann ein Film kaum sein
Da wäre zum einen die äußerst explizite Darstellung heftiger Folter-Exzesse, bei denen wirklich kein noch so grausames Detail ausgespart wird. Das brachte dem Film – nicht ganz zu Unrecht – den Vorwurf ein, er würde die Kriegsgeschehnisse sensationalistisch ausschlachten, während sich Regisseur Mou darauf berief, er habe die Brutalität zu Abschreckungszwecken so genau abbilden wollen.
Unter anderem wird in „Men Behind The Sun“ gezeigt, wie einer Frau bei lebendigem Leib die Haut abgezogen wird, wie Gefangene qualvoll vergast werden und ein Mann seinen eigenen Darm ausscheidet. Außerdem sieht man eine Katze, die von Hunderten Ratten bei lebendigem Leib verspeist wird – eine Szene, die so realistisch wirkt, dass viele Zuschauer*innen glaubten, die Crew habe die Katze tatsächlich den Ratten zum Fraß vorgeworfen.
Ist in "Men Behind The Sun" wirklich eine echte Kinderleiche zu sehen?
Für den größten Aufruhr sorgte aber eine Szene, die zumindest laut Mou tatsächlich eine echte Leiche zeigen soll – dazu noch die eines kleinen Jungen. Glaubt man dem Filmemacher, dann zeigt „Men Behind The Sun“ reale Aufnahmen der Obduktion einer Kinderleiche, und auch in dieser Szene hält die Kamera voll drauf. Wenig verwunderlich, dass sich die FSK spätestens hier querstellte, als ihr der Film zur Prüfung vorgelegt wurde.
Damit der Film in Deutschland veröffentlicht werden darf, mussten vorher mehr als sieben Minuten entfernt werden. 2013 erschien „Men Behind The Sun“ dann in einer sogenannten „Historical Edition“ auf DVD, bei der die heftigsten Gewaltspitzen entfernt wurden, die dem Film dafür aber einen einordnenden Kommentar voranstellte. In Österreich ist der Film, der bis 1995 noch vier Fortsetzungen nach sich zog, übrigens ungekürzt zu haben.
