Drei Oscarnominierungen – noch dazu in den prestigeträchtigen Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“ und „Bestes Original-Drehbuch“. Hervorragende 4,5 Sterne in der FILMSTARTS-Kritik. Aber auch ein enttäuschendes Einspielergebnis von weltweit 32,3 Millionen Dollar bei einem 40-Millionen-Dollar Budget und eine Kontroverse, auf die der Regisseur reagieren musste: „Licorice Pizza“ ist ein Film der Gegensätze. Das war wohl zu erwarten, wenn bereits der Titel solch Begriffe wie „Lakritz“ und „Pizza“ aufeinanderprallen lässt.
Da nur wenige Filmfans den im Kino sträflich vernachlässigten „Licorice Pizza“ gesehen haben, sollte man nach jeder Gelegenheit Ausschau halten, das Highlight nachzuholen. Schließlich sollen mehr Filmbegeisterte die Gelegenheit erhalten, sich selbst einen Eindruck von der neusten Arbeit des „There Will Be Blood“-Regisseurs Paul Thomas Anderson zu verschaffen. Und das ist nun auch im Streaming-Abo möglich: „Licorice Pizza“ kann ab sofort bei Amazon Prime Video ohne Zusatzkosten für Prime-Kund*innen abgerufen werden:
Daneben ist die atmosphärische, außergewöhnliche Zeitreise ins Kalifornien der 1970er-Jahre aber natürlich auch auf DVD und Blu-ray* erhältlich. Zu euren Begleitern während der Reise durch das Jahrzehnt der Wasserbetten und Schlaghosen zählen übrigens unter anderem Sean Penn, Bradley Cooper sowie die vornehmlich für ihre Musik bekannten Rockstars Alana Haim und Tom Waits.
Das ist "Licorice Pizza"
Kalifornien, 1973: Der 15-jährige Schüler Gary Valentine (Cooper Hoffman) verknallt sich bei einem Fototermin in die Assistentin Alana Kane (Haim). Dass sie zehn Jahre älter ist, schert ihn kein Stück. Sie dagegen mahnt: Eine Beziehung zwischen ihnen wäre widerlich – und illegal noch dazu! Dennoch lässt sie sich vom Kinderdarsteller und angehenden Entrepreneur auf ein Abendessen einladen. Eine sonderbare Freundschaft im bewegten San Fernado Valley entsteht, die unter anderem peinliche Promibegegnungen und die Ölkrise durchstehen muss...
Der Titel „Licorice Pizza“ beschreibt nicht nur zwei schlecht zusammenpassende Leckereien, sondern ist auch (mehr oder minder in Vergessenheit geratener) Jargon für Schallplatten. Außerdem war „Licorice Pizza“ der Name einer kleinen Musikladenkette, die jedoch längst ein Ding der Vergangenheit darstellt. Zwar spielt Musik in Paul Thomas Andersons 70er-Streifzug bloß eine Nebenrolle, allerdings lebt und atmet „Licorice Pizza“ die Attitüde und Sprache des Kaliforniens in den 70s – und ebenso spielen vertagte Geschäftsideen eine relevante Rolle.
Regisseur und Autor Paul Thomas Anderson lässt das Lokal- und Zeitkolorit teils mit Passion neu aufleben, teils skizziert er es mit großer Irritation. Jedoch hat er sich in den Augen einiger Zuschauer*innen nicht deutlich genug von den abgeschmackten 70er-Aspekten distanziert: Sowohl die große Altersdifferenz zwischen den Hauptfiguren, als auch eine rassistische Nebenfigur sorgten für Unmut. Reaktionen, auf die Anderson selbst eher verdutzt reagierte, ohne deswegen mit der Nase zu rümpfen.
Viel mehr als die kontroversen Debatten hallt das Lob über „Licorice Pizza“ nach. Sei es über Bradley Coopers Nebenrolle als wahnsinnig lustiger Szenendieb. Oder über all die im Film vorkommenden, kleinen „Erzählungen voller Wärme und Humor“, wie es in der Kritik von FILMSTARTS-Autor Björn Becher heißt. Und über Alana Haim, die in ihrer ersten großen Filmrolle „eine unfassbar natürliche Leinwandpräsenz“ an den Tag legt.
Die besten Filme 2022: Multiversums-Wahnsinn und Sci-Fi-Überraschung schlagen die Mega-BlockbusterDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.