Die beiden „Kill Bill“-Filme muss man als Gesamtwerk begreifen, man kann sie kaum voneinander trennen. Allein schon deshalb, weil der stimmungsvolle zweite Teil nur zu seiner pathetischen Entladung finden kann, weil er sich auf die Spannung der im ersten Teil aufgebauten Mysterien verlassen kann. Dazu gehört zum Beispiel der epische Kampf mit Elle Driver (Daryl Hannah). Jedoch auch die stilleren Töne wie im intimen Zusammentreffen mit Bill (David Carradine).
In „Kill Bill: Volume 2“ wird auch das Geheimnis um den Namen der Braut (Uma Thurman) gelüftet: Beatrix Kiddo. Tarantino macht in der Laufzeit zuvor ein Geheimnis darum. Immer wieder zensiert er ihren Namen und teilt ihr stattdessen Codenamen wie Black Mamba oder eben „Die Braut“ zu. Dabei verrät sich Tarantino an mehr als nur einer Stelle selbst und spoilert uns dieses Detail.
Tarantino spoilert uns – und das gleich zweimal!
Tatsächlich spoilert uns Tarantino schon früh im ersten Teil den Namen der Braut. Nachdem diese aus dem Koma erwacht und es ihr nach Rache dürstet, wählt sie als erstes Ziel O-Ren Ishii (Lucy Liu). Um ihren Feldzug zu starten, bucht sie ein Flugticket nach Okinawa, Tokio. Wenn man bei 45 Minuten und 5 Sekunden auf Pause drückt, kann man auf ihrem Bordpass eindeutig den Namen Beatrix Kiddo erkennen.
Es scheint sich dabei nicht um ein Versehen zu handeln, denn Tarantino spoilert uns ein weiteres Mal – und zwar noch früher! Schon in der Eröffnungsszene nennt Bill die Braut bei ihrem echten Namen, wenn er sagt: „Weißt du, Kiddo, ich gehe mal davon aus, dass du dir im Klaren bist, dass mein Handeln nichts Sadistisches hat (...) Nein Kiddo, in diesem Augenblick bin ich in höchstem Maße masochistisch.“
Man überhört diese Stelle leicht. Zum einen, weil man bei der ersten Sichtung nicht wissen kann, dass der Name von Uma Thurmans Charakter noch eine zentrale Rolle spielen wird. Zum anderen, weil man „Kiddo“ auch als Hinweis auf den Altersunterschied zwischen den beiden deuten könnte. Bei häufigerem Sehen fällt jedoch auf, dass Bill, bevor er seinen verhängnisvollen Schuss abfeuert, schlicht ihren richtigen Namen nutzt, aus dem Tarantino im Folgenden ein Mysterium macht.
Um Filmfehler handelt es sich dabei eher nicht. Viel wahrscheinlicher ist, dass Tarantino uns an der Nase herumführen wollte, was sehr zur Poetik des Filmes passt: Kiddo, die alles – sogar ihren Namen – zu verloren haben scheint, hat ihn in Wahrheit immer behalten. Sie hat sich nie verloren. Darin steckt etwas sehr Kraftvolles.