Die Ost-Berliner Premiere von „Spur der Steine” im Kino International wurde 1966 von Protesten begleitet, bereits kurz darauf wurde der Film aus den Kinos verbannt und fiel der Zensur zum Opfer. Grund hierfür waren „antisozialistische Tendenzen”. Dem Film wurde vorgeworfen, die sozialistische Wirklichkeit verzerrt darzustellen. Für den Regisseur Frank Beyer, der zehn Jahre später den Nationalpreis der DDR II. Klasse für Kunst und Literatur erhalten sollte, bedeutete das ein Arbeitsverbot und eine Auflösung seines Vertrages mit der DEFA, dem zentralen Filmstudio der DDR.
Ganze 23 Jahre sollte es dauern, ehe er aus den DEFA-Archiven wieder hervorgeholt und auf die Leinwand gebracht wurde. Im Oktober 1989 wurde „Spur der Steine” in der DDR wiederaufgeführt und bei der Berlinale 1990 fand er auch in Westdeutschland Anklang. Wer sich das Stück Filmgeschichte ansehen möchte, der hat am heutigen Donnerstagabend die Gelegenheit: Der DEFA-Klassiker läuft um 23.30 Uhr im rbb.
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Darum geht es in "Spur der Steine"
Auf der DDR-Großbaustelle Schkona arbeitet der Brigadier Hannes Balla (Manfred Krug) mit seiner Truppe nach eher unkonventionellen Methoden und nicht unbedingt im Sinne der Planwirtschaft. Da ihr Vorgehen dennoch effektiv ist, wird es zunächst geduldet. Das soll sich ändern, als SED-Parteisekretär Werner Horrath (Eberhard Esche) seine Arbeit auf der Baustelle aufnimmt.
Trotz anfänglicher Spannungen gelingt es den beiden, respektvoll zusammenzufinden. Zu erneuter Rivalität kommt es, als beide sich in die die hübsche Kati Klee (Krystyna Stypułkowska) verlieben. Werner und Kati kommen sich näher – was nicht ohne Konsequenzen bleibt...
Ein Balanceakt zwischen persönlicher Freiheit und Staat
Zugegebenermaßen mag „Spur der Steine” für manch einen Betrachter heutzutage etwas zäh sein und auch das Thema „Baustelle” überzeugt wohl nicht jede*n. Doch die Relevanz liegt hier im Kontext, zwischen den Dialogzeilen: Sie findet sich vor allem in der Darstellung des sozialistischen Alltags, in scharfsinnigen, ironischen Zeilen und in kritischen Fragen, die der Film eröffnet.
Was „Spur der Steine” als Zeitzeugnis nämlich schafft und auch heute noch so wichtig macht, ist eindrucksvoll die Ambivalenz der DDR aufzuzeigen: Individualität vs. System, Freiheit vs. Kollektiv, soziale Realität vs. Politik. Zu Recht kann man sich auch heute noch empören, wenn ein SED-Parteisekretär seine Affäre und eine Schwangerschaft verleugnet, nicht nur um seine eigene Ehe, sondern auch seine Partei zu schützen.
Die Widersprüchlichkeiten zeigen sich dabei nicht nur in der Rolle der schwangeren Kati Klee, sondern vor allem in Hannes Balla, den Manfred Krug als charismatischen und rebellischen DDR-Cowboy darstellt. Er ist ein kleiner Lichtblick in diesem System, in dem es am Ende keine wirklichen Gewinner gibt: Eine ewige Baustelle im Stillstand. Eine „Straße in die Zukunft”, von der gesprochen wird, gab es nie für die DDR.
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