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    Auf mehr als 22 Millionen Euro verklagt: Einem der größten Science-Fiction-Kulthits der 1990er wurde vorgeworfen, eine Kopie zu sein
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Das fünfte Element“ war nicht nur unglaublich erfolgreich, sondern auch einer der originellsten Blockbuster der 1990er Jahre. Ein Kultregisseur hält ihn allerdings für ein Plagiat...

    Einer der besten und erfolgreichsten Science-Fiction-Filme der 1990er-Jahre soll ein Plagiat sein? Glaubt man Kultregisseur Alejandro Jodorowsky („El Topo“), ist „Das fünfte Element“ lange nicht so originell, wie wir alle glauben...

    1997 konnte der futuristische Blockbuster stolze 263,9 Millionen Dollar in die Kinokassen spülen – und damit fast das Dreifache seines Budgets. Das ist vor allem aus heutiger Sicht mit fast nur Franchise-Erfolgen an den Kinokassen verblüffend. Schließlich handelt es sich bei „Das fünfte Element“ doch um einen komplett eigenständigen Film, dessen einzige Vorlage ein Drehbuch ist, das Regisseur Luc Besson („Leon – Der Profi“) viele Jahre zuvor bereits im Alter von 16 Jahren geschrieben haben soll. Trotz der spektakulären Action, der aufwendigen Kulissen und der geballten Star-Power (neben Bruce Willis sind u.a. Milla Jovovich und Gary Oldman in dem Film zu sehen) ist „Das fünfte Element“ zudem eigentlich viel zu schrill und extravagant für einen Blockbuster dieser Größenordnung – und deshalb mit kaum einem anderen Sci-Fi-Film vergleichbar. Oder?

    Luc Besson: Auf mehrere Millionen Euro verklagt

    Der chilenische Filmemacher und Künstler Alejandro Jodorowsky (bei Sci-Fi-Fans besonders für seine leider nie realisierte „Dune“-Vision bekannt) sowie der legendäre Comiczeichner Jean „Moebius“ Giraud waren von der Originalität des Kinohits absolut nicht überzeugt. Allerdings stellten sie keine Ähnlichkeiten mit einem anderen Film fest, sondern mit ihrer sechsteiligen Comicserie „Der Incal“ (erschienen 1985), die schon Ridley Scott zu „Blade Runner“ inspiriert haben soll.

    Nach der Veröffentlichung des Films verlangte Comic-Zeichner Giraud von „Das fünfte Element“-Regisseur Luc Besson so mindestens 22 Millionen Euro. 13,1 Millionen Euro begründete er mit dem Vorwurf „Unlauterer Wettbewerb“. Obendrein wollte er 9 Millionen Euro plus Zinsen Schadenersatz. Auf diese bereits 22 Millionen Euro überschreitende Summe sollte dann noch einmal eine Beteiligung von zwei bis fünf Prozent an den Nettoeinnahmen aus dem Film kommen. Kult-Regisseur Jodorowsky verlangte zudem 700.000 Euro.

    Der massive Unterschied in den geforderten Summen beider Kläger liegt daran, dass sie Besson vorwarfen, sich vor allem visuell bei ihrem Werk bedient zu haben. Girauds Zeichnungen hätten dem Regisseur durchweg als Vorlage für den Film gedient - aus Jodorowskys Story seien nur kleinere Elemente übernommen worden.

    Klage abgewiesen - auch weil Giraud am Film mitarbeitete

    Erfolg hatten sie damit allerdings nicht: 2004 wurde die Klage mit der Begründung abgewiesen, dass Besson nur „winzige Fragmente“ des Comics in den Film habe einfließen lassen.

    Außerdem hat einer der Kläger sogar am fertigen Film mitgearbeitet, bevor er die Plagiatsvorwürfe erhoben hat: Einige der prägnanten Setdesigns von „Das fünfte Element“ gehen direkt auf Giraud alias Moebius zurück – damit kann man Besson wohl kaum vorwerfen, er sei nicht offen mit seinen Vorbildern umgegangen. Viel mehr erscheint möglich, dass so viel im Film nach Moebius ausschaut, weil es halt von Moebius selbst kam.

    „Das fünfte Element“ ist heute genauso beeindruckend wie vor 26 Jahren – und längst in den Genre-Kanon eingegangen. Mit „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ hat Besson im Jahr 2017 einen weiteren knallbunten Science-Fiction-Kracher gedreht, und am 12. Oktober 2023 startet sein neues Drama „DogMan“ in den Kinos, nachdem es bereits im September als Eröffnungsfilm des Fantasy Filmfest gezeigt wird.

    Ist dieser Sci-Fi-Flop in Wirklichkeit eine geheime Fortsetzung zu „Blade Runner“?!

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