Festhalten, bitte: Diesen Sommer feierte „Fluch der Karibik“ sein 20-jähriges Jubiläum! Es ist also genügend Zeit vergangen, damit in Vergessenheit geraten konnte, welch Überraschungserfolg der Abenteuerfilm mit Johnny Depp damals war. Denn der Großteil Hollywoods und der Filmpresse hatte das Piratengenre als absolutes Kassengift abgeschrieben. Schuld daran war das acht Jahre zuvor veröffentlichte Big-Budget-Spektakel „Die Piratenbraut“.
Das erlitt an den Kinokassen derart eindrucksvoll Schiffbruch, dass kurz danach das verantwortliche Studio Carolco schließen musste. Dieser brachiale Misserfolg legte einen Schatten über den Film selbst, dem lange zu Unrecht der Ruf einer Totalkatastrophe anhaftete. Dabei ist er überaus vergnügliches und unfassbar aufwändiges Popcornkino. Überzeugt euch selbst: Seit dieser Woche gibt es „Die Piratenbraut“ neu auf DVD und Blu-ray:
Interessant für Piratenfans, die auf eine stylische Aufmachung wert legen und/oder ihrem 4K-Abspielgerät eine Freude machen wollen: Exklusiv im Shop von Plaion Pictures gibt es ein 4K-Steelbook des legendären Flops, der mehr Respekt verdient hat.
"Die Piratenbraut": Verrückt-rasantes Abenteuerspektakel, das einfach Spaß macht!
Der monumentalste Piratenschatz der Geschichte verbirgt sich auf Cutthroat Island – blöderweise wurde die zu ihm führende Karte unter drei Brüdern aufgeteilt. Einer davon ist ausgerechnet der berüchtigte Piratenkönig Black Harry (Harris Yulin).
Als dieser seiner Tochter Morgan (Geena Davis) kurz vor seinem Tod das Geheimnis um den Schatz und seinen Teil der Karte anvertraut, beginnt eine wilde Hatz nach den restlichen Karten-Dritteln. Während Morgan im feschen Dieb William Shaw (Matthew Modine) einen Unterstützer findet, muss sie sich gegen ihren fiesen Onkel Dawg Brown (Frank Langella) zur Wehr setzen. Denn der hetzt ihr seine Horde von Brutalos auf den Hals...
Obwohl es bedauerlich ist, wie hartnäckig der kommerzielle Misserfolg den Diskurs über „Die Piratenbraut“ dominiert – es ist der Piratenmentalität nicht widersprüchlich, zuerst über Penunzen zu reden: Bei einem Produktionsbudget von fast 100 Millionen Dollar (was 1995 in Hollywood noch eine stattliche Summe war), generierte die Seeräuber-Action bloß zehn Millionen Dollar an den Kinokassen. Abzüglich des Werbebugdets und sonstiger Kosten riss der Film ein 147 Millionen Dollar großes Loch ins Bug von Carolco Pictures – woraufhin das Studio abgesoffen ist.
Auch die Ehe zwischen Geena Davis und dem Regisseur des Films, „Stirb langsam 2“-Macher Renny Harlin, ging wenige Jahre nach diesem Segeltörn zu Bruch, was für weiteren Spott sorgte. Doch nach Jahrzehnten der Häme dreht sich der Wind und immer mehr Filmfans geben diesem Big-Budget-Unterfangen eine faire Chance. Darunter auch zahlreiche „Fluch der Karibik“-Fans, die ihn auf der Suche nach ähnlichen Produktionen für sich entdeckt und lieben gelernt haben.
Um den „Piratenbraut“-Neulingen unter euch keine falschen Erwartungen zu machen: An den wahnsinnigen Aufwand der „Pirates Of The Caribbean“-Teile kommt Harlins Abenteuerfilm nicht ganz heran. So ist einer der Schwachpunkte an „Die Piratenbraut“, dass die meisten Kostüme zu unverbraucht aussehen, ebenso, wie ein Großteil des Casts daherkommt wie frisch geduscht – die Illusion, einer schwitzigen, kräftezehrenden Welt will da nicht ganz aufgehen.
Doch die weitläufigen Sets und aufwändig gefilmten Sequenzen an realen Schauplätzen machen dahingehend viel wieder wett: „Die Piratenbraut“ ist eine regelrechte Schatztruhe an praktikabel erzeugter Abenteuerstimmung und Szenen, die vor Details und rasantem, die Filmwelt ausfüllendem Gewusel geradezu überlaufen.
Sowieso erzeugt Harlin in diesem über zwei Stunden langen Abenteuer einen mitreißenden Erzählfluss und spickt das wilde Geschehen mit schrägen Nebenhandlungen, skurrilen Details und verschrobenen Figuren. Darüber hinaus sind die Actionszenen kreativ inszeniert und fesselnd choreografiert, sodass die flotten Schwertkämpfe, explosiven Schiffsduelle und temporeichen Verfolgungsjagden mühelos von peppig zu spannend wechseln und zurück.
Prime Big Deal Days: So hebt ihr euren Heimkino-Sound am zweiten Prime Day 2023 günstig auf ein neues LevelEine Passage wirkt sogar, als hätte sie direkt für eine Sequenz im „Pirates Of The Caribbean“-Franchise Pate gestanden: Wenn sich ein heroischer Pirat und das unbarmherzige Militär eine Verfolgungsjagd via Kutsche leisten und dabei für massig Verwüstung sorgen, dürften sich Fans der Johnny-Depp-Saga in Teil vier (also „Fremde Gezeiten“) und dessen London-Kapitel versetzt fühlen.
Mit den „Pirates Of The Caribbean“- alias „Fluch der Karibik“-Filmen teilt sich „Die Piratenbraut“ zudem eine ansteckende Freude am tonalen Drahtseilakt: Herrlich-alberne, selbstironische Sprüche, unbeschwert-spektakuläre Action und romantisiertes Abenteuerflair gehen wiederholt radikal in Gewaltspitzen und ruchlose Charaktermomente über. Harlin meistert diesen Wechsel zwischen hart und zart zwar nicht so meisterhaft wie „Fluch der Karibik“-Regisseur Gore Verbinski, dennoch gehen ihm viele dieser tonalen Wechsel gut von der Hand – und sie verleihen dem Swashbuckler eine passend-piratige Unberechenbarkeit.
Und auch Davis, die sich in der Vergangenheit viel Schimpfe über ihre Performance anhören musste, überzeugt: Sie legt Morgan als gewiefte Abenteurerin an, die sich dessen bewusst ist, dass sie aufgrund ihres sanften Äußeren unterschätzt wird – und setzt diesen Umstand taktisch klug als Waffe ein. Hinter dieser unscheinbaren Fassade und dem gerissenen Handeln schimmert stets durch, wie sehr ihr Herz für Chaos, das Gefühl der Freiheit und nicht allzu böse Gaunereien schlägt. Auch das dürfte uns aus anderen Piratengeschichten bekannt vorkommen, oder nicht..?
Dieser Abenteuer-Klassiker versüßt euch das Warten auf "Fluch der Karibik 6": Auf Disney+ gibt es ihn ungekürzt!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.