Mein Konto
    Neu im Heimkino: Einer der größten Kultfilme aller Zeiten – der sein Publikum seit Generationen begeistert!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Manche kennen diese anarchische College-Komödie unter dem Titel „Ich glaub’ mich tritt ein Pferd“, andere nennen den vulgär-verrückten Spaß „Animal House“. Jetzt feiert der Blödelhumor-Meilenstein seine deutsche 4K-Premiere – in mehreren Versionen!

    Wilde Partys, die derart eskalieren, dass wer mit einem Motorrad durchs Haus fährt – ohne damit für großes Aufsehen zu sorgen. Fiese Klassenkampf-Intrigen, bei denen man im Übereifer selbst dem Pferd seines arroganten Erzfeindes den Tod wünscht. Und eine feierliche Parade, die durch ein Deathmobile brutal aufgemischt wird. Oh, und natürlich Togas:

    Das, viel blanke Haut, literweise Alkohol und haufenweise freche Sprüche sind die Zutaten, aus denen einer der größten Komödien-Hits der US-Geschichte ist: Die College-Komödie „Ich glaub’ mich tritt ein Pferd“, die in Deutschland lange unter dem Radar lief, dann aber unter dem Originaltitel „Animal House“ zum Kult wurde. Diese Woche feierte „Ich glaub' mich tritt ein Pferd“ seine 4K-Premiere im deutschen Heimkino – und zwar als limitiertes Mediabook:

    Zusätzlich zu einem ausführlichen Booklet über die turbulente Entstehungsgeschichte des Kulthits von „Blues Brothers“-Regisseur John Landis und der 4K-Disc befindet sich im Set auch die Blu-ray des derben Klassikers. Als Extras gibt's unter anderem ein ausführliches Making-of sowie die massiv gekürzte Super-8-Fassung von „Animal House“.

    Übrigens: Neben dem englischen Originalton findet ihr auf den Scheiben sowohl die geläufigere deutsche Erstsynchro der Kultkomödie als auch die zweite Synchronfassung – somit ist für alle Vorlieben vorgesorgt.

    "Animal House": "Schnapp dir 'n Bier, kostet dich nur 'nen Furz!"

    Die Ersti-Studenten Larry (Tom Hulce) und Kent (Stephen Furst) werden vom elitären Haus der Omegas abgelehnt und bewerben sich daher bei deren anarchischen Erzfeinden: Delta Tau Chi, wo Saufgelage, Sex-Eskapaden und Toga-Partys größer geschrieben werden als Lerngruppen und strategische Pläne für eine erfolgreiche Zukunft. Daher will der Rektor (John Vernon) die Party-Verbindung schnellstmöglich aufläsen. Allerdings hat er die Rechnung ohne das Motto der Deltas gemacht, mit dem sie letztlich die ganze Stadt in ein Tollhaus verwandeln: „Werde niemals wütend – revanchiere dich!“

    In weiteren Rollen mischen Kevin Bacon (in seiner Debüt-Performance!), „Tribute von Panem“-Schurke Donald Sutherland und „Jäger des verlorenen Schatzes“-Star Karen Allen mit. Der größte Szenendieb ist aber John Belushi als lauter, gefräßiger und lüsterner Suffkopf Bluto, der all seinen Macken zum Trotz unerklärlich charismatisch ist.

    Heimkino: Eines der größten Hollywood-Meisterwerke aller Zeiten erscheint zum ersten Mal auf Blu-ray & 4K-Blu-ray

    Unter Landis' Regie erlebt dieser Haufen ein schräges Uni-Abenteuer nach dem nächsten, bis alles in ein rasantes, wildes Finale mündet. Der Weg dorthin ist gespickt mit punktgenau inszeniertem Slapstick, süffisanten Doppeldeutigkeiten, selbstironischen Frivolitäten und einer Kaskade an unvergesslichen, frech-albernen Sprüchen.

    Dabei gelingt Landis ein faszinierender Drahtseilakt aus munterem „Ich wünschte, ich könnte sowas erleben“-Eskapismus und derbem „Ich kann nicht fassen, dass die sowas tun“-Schockhumor. Diese spritzig-frivole Abfolge trägt enorm zum lang anhaltenden Reiz von „Animal House“ bei, da sie die Anarcho-Komödie so unberechenbar macht. Sie dürfte aber ebenso Schuld an der verworrenen FSK-Historie des Films haben...

    Ein Film, zwei Titel, drei Freigaben

    Dass ein Film später von der FSK milder eingestuft wird als noch zum Kinostart, ist nicht außergewöhnlich. Aber die FSK-Achterbahnfahrt von „Animal House“ hat durchaus Seltenheitswert: Als der derbe Spaß unter dem Titel „Ich glaub’ mich tritt ein Pferd“ seine hiesige Kino-Erstauswertung erlebte, wurde er mit einer FSK-Freigabe ab 18 Jahren abgestraft.

    Das wirkt aus heutiger Sicht maßlos übertrieben, doch Ende der 1970er-Jahre sah der deutsche Jugendschutz bei Themen wie vorehelichem Sex, dem verbissenen Widerstand gegen die spießige Oberschicht und der Zerstörung öffentlichen Eigentums noch rot. Und die vielen blanken Brüste, die unmissverständliche Andeutung eines Handjobs und ein nackter Männerhintern waren damals regelrechter Overkill. In den frühen 2000er-Jahren ließ die FSK dagegen Gnade walten – und verpasste dem Film auf DVD die Freigabe ab zwölf Jahren.

    2000er-Kult feiert Heimkino-Comeback: Darum sollte selbst Tarantino diese beiden (deutschen!) Kinohits unbedingt gucken

    Zwischen „American Pie“ und dessen Trittbrettfahrern erschien „Animal House“ dem damaligen Prüfungsgremium wohl als harmlos. Meistens würde an dieser Stelle der FSK-Exkurs enden, denn im Regelfall sinken Freigaben lediglich – wenn sie sich überhaupt ändern. Nicht aber so bei den Rabauken von Delta Tau Chi! 2010 wurde „Animal House“ anlässlich seines geplanten Blu-ray-Debüts noch einmal der FSK vorgelegt – und die verpasste ihm nun eine seither geltende FSK-Freigabe ab 16 Jahren.

    Kult oder Hit?

    „Animal House“ wird selbst 45 Jahre nach seiner Premiere in beachtlicher Taktung in Uni-Kinos aufgeführt und inspiriert ungebrochen Themenpartys. Zitate aus dem Film haben das Floskel-Vokabular mehrerer Generationen geprägt und Anspielungen auf ihn lassen sich unter anderem im Horror-Klassiker „Poltergeist“, dem Horror-Fantasy-Abenteuer „Armee der Finsternis“ sowie in „Sharknado 3“ und der geekigen Serie „Community“ finden.

    Bei solch einer Nachwirkung drängt sich die Bezeichnung „Kultfilm“ auf. Erst recht, wenn man bedenkt, dass „Animal House“-Kinoaufführungen meistens in interaktive Happenings ausarten, ganz so wie bei „Rocky Horror Picture Show“, „The Room“ oder anderen Kultklassikern. Um aber kurz in fiesester Omega-Manier einen auf Spielverderber zu machen:

    Kult-Klassiker vom Index gestrichen: Action-Feuerwerk erscheint ungekürzt fürs Heimkino – erstmals komplett auf Deutsch!

    Im ursprünglichen Sinne sind beim Label „Kultfilm“ bloß Produktionen gemeint, die erst an den Kinokassen gescheitert sind – und sich dann über längeren Zeitraum mühselig ihre Fanbase erkämpft haben. In den USA brachte es „Animal House“ allerdings laut Insidekino.de auf schätzungsweise 60,5 Millionen verkaufte Tickets, womit er zu den 75 größten Kassenschlagern der US-Filmgeschichte zählt!

    Das müsste „Animal House“ streng genommen das Kult-Label kosten – in Deutschland dagegen passt die Komödie in diese Schublade: Während der ersten Kino-Auswertung wurden weniger als 0,9 Millionen Eintrittskarten gelöst. Doch im Laufe zweier bundesweiter Wiederaufführungen und unzähligen Retro-Screenings in Uni-, Underground- und Open-Air-Kinos sowie durch zahlreiche Heimkino-Neuauflagen mauserte sich „Animal House“ zum Comedy-Pflichtfilm.

    Um aber die Überschrift dieses Artikels vehement zu verteidigen: Selbst auf dem US-Markt könnte man „Animal House“ als Kult rechtfertigen – schließlich ist Landis' Mega-Hit kein Strohfeuer, sondern wird seit Jahrzehnten kultisch verehrt und wie ein „typischer“ Kultfilm konsumiert. Und ist das kultische Abfeiern eines Films nicht ein mindestens ebenso wichtiger Bestandteil der Kult-Definition wie der Aspekt, dass Kultfilme üblicherweise Spätzünder sind?

    *Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top