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    "Nenne ihn nur den G-Film": Dieser Film war ein solcher Flop, dass der Regisseur nicht mal den Titel in den Mund nehmen möchte!
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Gigli“ ist einer der größten Flops der 2000er Jahre – und hat die Karriere seines Regisseurs ein für allemal beendet. Verständlich, dass er den Titel heute nur ungern in den Mund nimmt, zumal der Film eigentlich ganz anders werden sollte...

    Auf das Konto von Martin Brest gehen so einige Hits: „Beverly Hills Cop“, „Midnight Run“, „Der Duft der Frauen“ oder auch „Rendezvous mit Joe Black“. Doch nur ein einziger Film hat ausgereicht, um seine Karriere komplett zum Stillstand zu bringen: die Krimikomödie „Liebe mit Risiko – Gigli aus dem Jahr 2003 (aktuell bei Netflix streambar). Der Film war vom Studio nicht zuletzt als Vehikel für Ben Affleck und Jennifer Lopez gedacht, deren Beziehung damals die Klatschspalten bestimmte (und das später wieder tat – nach ihrer Trennung kamen die beiden 2021 wieder zusammen und sind mittlerweile verheiratet).

    Doch obwohl die Liebe des Paares von großem öffentlichen Interesse war, wollte den Film im Kino fast niemand sehen. „Gigli“, wie der Film im Original nur heißt, spielte gerade einmal 7,2 Millionen Dollar ein – bei einem Budget von 75,6 Millionen Dollar. Ein riesiger Flop, und zu allem Überfluss für viele auch noch einer der schlechtesten Filme aller Zeiten.

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    Der Autor dieser Zeilen ist wahrscheinlich einer der wenigen Menschen, die „Gigli“ tatsächlich etwas abgewinnen können. Nicht einmal Regisseur und Drehbuchautor Martin Brest steht heute hinter seinem Film – was ihm allerdings auch niemand verübeln kann. Schließlich war der Misserfolg der RomCom/Thriller-Mixtur dafür verantwortlich, dass er bis heute keinen Film mehr inszenieren konnte.

    In einem seltenen Interview mit Variety weigerte sich Brest nun sogar, den Titel des Films überhaupt in den Mund zu nehmen. „Ich kenne alle Filme, die ich gemacht habe, in- und auswendig“, sagte Brest, nahm „Gigli“ aber sofort davon aus. „Ich weiß nicht einmal, wie dieser Film aussieht, ehrlich gesagt (…) Sogar der Name... Ich bezeichne ihn als ,den G-Film'. Je weniger man über ihn redet, desto besser.“

    Doch es hat einen weiteren Grund, dass Brest derart unversöhnlich in Bezug auf seinen (bis dato) letzten Film ist: Eigentlich sieht er „Gigli“ kaum als sein eigenes Werk an, denn das Studio nahm großen Einfluss auf die Entwicklung des Films – bis Brest ihn kaum noch wiedererkannte.

    „Der gesamte Kontext des Films wurde so tiefgreifend verändert, dass die ursprüngliche Absicht so gut wie ausgelöscht wurde“, so der 71-Jährige. „Ich frage mich, ob jemals ein Film so sehr verändert wurde... Ich bin mir sicher, dass es das in der Geschichte Hollywoods gegeben hat, aber nicht in dieser radikalen Art und Weise.“

    "Grässlicher Kadaver von einem Film!"

    Doch was genau war an seiner Version von „Gigli“ so dermaßen anders als an dem Film, den wir heute kennen? Nahezu alles, meint Brest. „Die Themen des Films waren radikal anders. Die Handlung war anders. Der Zweck des Films war ein anderer. Ich kann mich der Schuld nicht vollständig entziehen, [aber] es ist wirklich seltsam, ich erinnere mich buchstäblich nicht an den finalen Film, weil ich kaum noch etwas mit ihm zu tun hatte. Es ist also alles ein scheußliches Durcheinander, das eine Abreibung absolut verdient hat.“

    Eine Mitverantwortung sieht Brest bei sich selbst insofern, als dass er sich nach eigenen Aussagen dagegen entschieden hat, seinen Namen komplett aus dem Projekt zu nehmen. „Die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Studio und mir gingen so weit, dass die Postproduktion für acht Monate unterbrochen wurde“, erklärt Brest. „Am Ende hatte ich zwei Möglichkeiten: zu kündigen oder mich mitschuldig zu machen, dass der Film so schlecht wird. Zu meinem ewigen Bedauern habe ich nicht gekündigt und trage somit die Verantwortung für einen grässlichen Kadaver von einem Film.“

    Wird Martin Brest jemals wieder Regie führen?

    Bleibt zu hoffen, dass Martin Brest nach immerhin 20 Jahren irgendwann doch noch einen weiteren Film realisieren darf – an möglichen Projekten mangele es ihm nämlich nicht, sagt Brest. „Ich habe ein Drehbuch geschrieben, das ich dann beiseite gelegt habe, und dann habe ich ein anderes Drehbuch geschrieben, für das ich schon seit ein paar Jahren brenne – aber ich muss es am Ende wahrscheinlich verbrennen, weil niemand sonst mit mir brennen will“, zieht er ein ernüchterndes Resümee.

    Wir würden gern erfahren, was genau sich hinter dem aktuellen Lieblingsprojekt des Regisseurs verbirgt, der immerhin ein paar der besten Hollywood-Unterhaltungsfilme der 80er zu verantworten hat. Hoffentlich findet sich irgendwann doch noch ein Studio, damit wir es herausfinden können – und Brest zumindest ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit erfährt.

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