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    Dieser Disney-Film hat Generationen verstört, ist bei uns aber völlig unbekannt - ein Streaming-Tipp!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sidneys Lieblingsfigur ist Donald Duck, sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“ und bereits in der Grundschule las er eine Walt-Disney-Biografie. Wenn er könnte, würde er ins Disneyland auswandern, aber da das nicht geht, muss ihn seine Disney-Sammlung bei Laune halten.

    Dass „Bambi“ und „Der König der Löwen“ Filmfans in sämtlichen Altersklassen zum Schluchzen bringen, zählt quasi zur Allgemeinbildung. Obwohl ihm hierzulande dieser Legendenstatus fehlt, reiht sich auch „Sein Freund Jello“ nahtlos in diese Riege ein.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    Disney steht für Filmerinnerungen, die sich auf ewig ins Gedächtnis brennen. Wer einmal gesehen hat, wie sich der Balu im „Dschungelbuch“ an einem Baum schrubbt, Haushaltsgegenstände in „Die Schöne und das Biest“ singend Essen servieren oder ein Faultier in „Zoomania“ unfassbar langsam Informationen gibt, wird das nie vergessen.

    Disney hat seinem Publikum aber auch so manchen Schock versetzt: Wenn Filmfans davon sprechen, ein Trauma von „Bambi“, „Der König der Löwen“ oder „Pinocchio“ davongetragen zu haben, mag das wie ein Scherz klingen. Doch es schwingt nahezu immer eine ordentliche Portion Ernst mit. AuchSein Freund Jello“ gehört zu den Filmen, die schmerzlich-schöne Narben hinterlassen haben – vor allem bei mehreren US-Generationen.

    Hierzulande ist der Familienfilm, der zunächst wie eine sanft-rustikale Komödie anmutet, nahezu unbekannt. Allerdings können sich alle Neugierigen bei Disney+ einen Eindruck von dem Film verschaffen, der bereits massenhaft für Tränen und bedächtiges Schweigen sorgte.

    Die Wildnis, ein rustikaler Spielplatz: "Sein Freund Jello"

    Texas anno 1860: Weil ihr Vater eine Viehherde quer durchs Land treiben muss, werden der 15-Jährige Travis (Tommy Kirk) und sein sechsjähriger Bruder Arliss (Kevin Corcoran) damit beauftragt, die Familienfarm zu beschützen. Travis steigert sich dermaßen in seine Aufgabe hinein, dass er selbst einen streunenden Hund als Eindringling erachtet. Letztlich schließt er den Hund aber ins Herz und gibt ihm den Namen Jello.

    Gemeinsam durchstehen Travis und Jello Begegnungen mit Bären, Wildschweinen und anderen wilden Tieren. Mehr als einmal muss Travis' Mutter Katie (Dorothy McGuire) die Rabauken verarzten, doch schon kurz danach stürzen sie sich in neue Gefahren...

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    Löst man sich von der Vorstellung, dass Western von Revolverhelden und ballernden Ganoven handeln müssen, erkennt man, dass „Sein Freund Jello“ als Westernkomödie beginnt. Zwar stehen ein Junge und sein tierischer Freund im Fokus, allerdings atmet der Film das (romantisierte) Flair des Südens der USA vor dem Bürgerkrieg: Warm, sonnig und staubig, jedoch auch mit einer faszinierenden Fauna und grünen Fleckchen.

    Die Drehbuchautoren William Tunberg und Fred Gipson skizzieren diese Gegend primär aus Travis' Perspektive: Die ganze Welt ist ein spaßiger Abenteuerspielplatz für einen Jungen, der zwischen naiver Unschuld und Verantwortungsbewusstsein steht. „Mary Poppins“-Regisseur Robert Stevenson unterstreicht dies inszenatorisch konsequent:

    Er zeigt die (in Kalifornien gedrehte) Wildnis in lebhaften Farben und erzeugt ebenso wohlige Ruheinseln wie abenteuerliche Einlagen mit der richtigen Prise Action, um junge Kinder in Aufregung zu versetzen. Das ältere Publikum darf indes über die Umsetzung staunen. Wenn sich hier Tiere feindselig gegenüber stehen, wirkt das dank klug gewählter Kameraperspektiven und eines zielgenauen Schnitts echt brisant!

    Der Spaß nimmt eine dunkle Wende

    Es ist diese unerwartete Rauheit, die „Sein Freund Jello“ aus der Masse hervorhebt. Wenn etwa urplötzlich eine Bärenmutter hochspringt und mit Karacho auf Travis zurennt, ist das für ein jüngeres Publikum glatt ein Jumpscare! Und wenn ein wilder Wolf auf unsere Helden losstürmt, fängt Stevenson das deutlich drastischer ein, als man es von einem Familien-Western voller zuckriger Dialoge erwartet hätte.

    Sobald Travis dann mit zittrigen Händen seine Waffe auf die knurrende Gefahr richtet, wird es aufwühlend: Travis bangt spürbar um Jello, will ihn mit einem Schuss vor dem Angreifer bewahren – läuft aber Gefahr, versehentlich seinen Hund zu treffen. Dieses bittere Dilemma dürfte nicht nur Filmfans, die auch einen Hund haben, so manche Schweißperle auf die Stirn zu treiben. Doch darauf lassen es die Filmschaffenden nicht beruhen!

    Daher ist dies nun eine SPOILERWARNUNG für alle, die noch nicht wissen, wie „Sein Freund Jello“ ausgeht. Nachfolgend kommen wir nämlich nicht drumherum, explizit auf das tragische Ende einzugehen: Travis betätigt den Abzug – und kurz sieht es aus, als hätte er sowohl den Wolf als auch Jello getroffen.

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    Dann kann der Junge aufatmen: Er hat nur den wilden Angreifer erwischt. Allerdings ist die Freude bloß von kurzer Dauer. Jello hat sich beim Wolf Tollwut eingefangen. Sukzessive wird der friedfertige Hund aggressiv, es gibt keinen Ausweg! Jello muss von seinem Leid erlöst werden – auch um zu verhindern, dass er fortan eine wandelnde Gefahr darstellt. Eine bittere Pflicht, die Travis unter Tränen selbst in die Hand nimmt!

    Das legendäre Ende wurde von den Simpsons bis "Breaking Bad" zitiert

    Es wäre in jedem Film ein harsches Ende, doch für einen Disney-Film ist das geradezu schockierend! In den Staaten, wo „Sein Freund Jello“ dank prominent platzierter TV-Ausstrahlungen überaus bekannt ist, gilt er deshalb seit Generationen als Paradebeispiel für todtraurige Enden. Er wurde daher auch in zahlreichen Filmen und Serien referenziert:

    Von der Jim-Carrey-Komödie „Die Maske“ über „Die Simpsons“ und „Family Guy“ bis hin zu „Breaking Bad“. Dort wird dem finsteren Protagonisten Walter nahegelegt, seinen chaotisch-tapsigen Geschäftspartner Jesse so zu erledigen, wie sich Travis von Jello getrennt hat. Sehr zu Walters Unbehagen. Und nun wisst ihr, welche Disney-Hauptfigur mit ihren Taten selbst in der garstigen Welt von „Breaking Bad“ für ein mulmiges Bauchgefühl sorgt!

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