Eines meiner Stammkinos steht direkt im Herzen von Prenzlauer Berg. Dabei handelt es sich um ein traditionsreiches Programmkino, direkt im Bildungsbürgertum gelegen. Man dürfte also davon ausgehen, dass die Menschen, die dieses Kino aufsuchen, sich ein wenig Gedanken dahingehend machen, mit welchem Kulturprogramm sie ihren Abend gestalten wollen. Meine Vorstellung von „Spider-Man: Across The Spider-Verse“ hat mir nun das Gegenteil bewiesen.
Bei „Spider-Man: Across The Spider-Verse“ handelt es sich um einen Blockbuster aus dem Hause Sony, in dem Miles Morales als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft als Hauptfigur durch die Gegend schwingt. Wichtig ist hier nicht nur, dass es sich um eine Fortsetzung zum gefeierten „Spider-Man: Into The Spider-Verse“ handelt, sondern auch um einen Animationsfilm. Zwei Zuschauer*innen in meiner Vorstellung aber waren sich dem wohl überhaupt nicht im Klaren.
Schock: "Across The Spider-Verse" ist ein Animationsfilm!
Dass jenes Kino in Prenzlauer Berg zu meinen Favoriten zählt, liegt eigentlich auch zu einem Großteil daran, dass die Störfaktoren während einer Filmsichtung sehr, sehr gering gehalten werden. Es kommt wirklich selten vor, dass Menschen hier zum Handy greifen, quatschen oder unangenehm laut mit Popcorn oder Chipstüten rascheln. Dementsprechend irritiert war ich auch, dass eine Reihe hinter mir ein Pärchen gar nicht aus dem Tuscheln herausgekommen ist – auch nach Filmbeginn nicht.
Wie unschwer für mich zu vernehmen war, zeigte sich das Duo ziemlich irritiert darüber, dass „Spider-Man: Across The Spider-Verse“ ein Animationsfilm ist, wobei sie sich zu Anfang noch gegenseitig Mut zugesprochen haben , dass es sich sicherlich nur um ein animiertes Intro handeln würde und Tom Holland (!) gleich auf der großen Leinwand auftreten wird. Nach circa zehn Minuten aber war den beiden wohl klar, dass Holland nicht mehr auftaucht – und „Across The Spider-Verse“ tatsächlich ein Animationsfilm von vorne bis hinten ist! Potzblitz!
Ein wutschnaubender (und peinlicher) Abgang
Der Unmut über diese Erkenntnis entlud sich in einer seltsamen Entrüstung dahingehend, dass man „am Einlass ja gar nicht gesagt hat, dass das ein Kinderfilm ist“ und dass „es ja wohl eine Frechheit ist, sowohl reale als auch Animationsfilme mit Spider-Man in die Kinos zu bringen“. Vermutlich, weil das hochgradig clevere Gespann der Meinung ist, dass Animationsfilme ja dann wohl doch eher ins Nachmittagsprogramm des Kinderfernsehens oder ins Streaming gehören. Echte Fans also. Respekt.
Wutschnaubend über den VÖLLIG (!) in die Hose gegangenen Abend hat das Pärchen seine Sachen geschnappt und ist mit knallender Tür aus dem Kinosaal verschwunden. Besonders kurios: Die Berichterstattung über „Spider-Man: Across The Spider-Verse“ ist eigentlich ziemlich umfangreich ausgefallen, sollte man sich denn wirklich für Filme interessieren und informieren. Darüber hinaus handelte es sich um eine Vorstellung, die zwei Wochen nach Kinostart stattfand. Dass man es mit einem Animationsfilm zu tun bekommt, hätte man wissen können (und das Poster spricht ja auch schon für sich).
Nachdem ich daraufhin verdutzt meine Augen gerieben habe, konnte ich aber einen angenehmen Rest-Kinoabend genießen, bei dem „Spider-Man: Across The Spider-Verse“ die ganze Konzentration des Publikums für sich gewinnen konnte. Vergessen werde ich diesen Kinobesuch aber dennoch lange nicht, auch wenn es in meinem Fall eher mit den beiden verirrten Seelen zu tun hat, die mit Sicherheit noch lange darüber gemosert haben, wie sie hier doch in die Falle gelockt wurden! Mal sehen, ob sie nächstes Jahr mit der Fortsetzung „Spider-Man: Beyond The Spider-Verse“ noch einmal den gleichen Fehler begehen.