Als ich „Raum" zum ersten Mal sah, war ich vor allem durch den Academy Award und den Golden Globe für den späteren "Captain Marvel"-Star Brie Larson auf den Film aufmerksam geworden. Über die Handlung wusste ich nur, dass sie auf engem Raum spielt und auf einem Bestseller basiert. Im Nachhinein das Beste, was mir passieren konnte – denn je weniger man über das hochemotionale Drama weiß, desto wirkungsvoller entfaltet es seine Durchschlagskraft. Die Ausgangslage sei daher nur kurz umrissen, nachdem ich euch noch vorher verrate, dass ihr „Raum“ beim VoD-Anbieter eures Vertrauens streamen könnt - zum Beispiel bei Amazon Prime Video:
So beklemmend beginnt der Film
Die Geschichte startet im titelgebenden Raum, der nur neun Quadratmeter groß ist, aber alles bietet, was die 24-jährige Joy Newsome (Brie Larson) und ihr fünfjähriger Sohn Jack (Jacob Tremblay) zum (Über-)Leben brauchen. Ein Bett, in dem sie schlafen, eine Toilette und eine Küchenzeile, einen Schrank, einen Fernseher, einen Tisch, zwei Stühle und einen Teppich zum Spielen. Tageslicht scheint durch eine Dachluke herein, ansonsten hat der Raum keine Fenster.
Doch der Raum hat eine Tür. Eine schwere Metalltür, die stets verschlossen ist, weil nur einer den Zugangscode kennt: Der kriminelle Einzelgänger Old Nick (Sean Bridgers) hat Joy mit einem perfiden Trick in seine Gewalt gebracht und hält sie seit sieben Jahren in dem schalldichten Raum gefangen. Weil er sein mittlerweile depressives Opfer regelmäßig vergewaltigt, ist er zugleich Jacks Vater. Und sein leiblicher Sohn ahnt gar nicht, was es außerhalb dieser vier Wände alles gibt...
Gefangen von Minute 1 an
Nicht nur Joy und Jack sind in diesem atemberaubend spannenden Film gefangen – auch mich hat „Raum“ von der ersten Minute an gefangen genommen. Dieser Stoff geht enorm an die Nieren. Dabei brauchen wir ein paar Minuten, um zu realisieren, was hier eigentlich passiert: Wo befinden sich Mutter und Sohn? Warum begrüßt der Junge morgens jeden Gegenstand, der sich im Raum befindet? Und warum sieht er aus wie ein Mädchen?
Schnell beginnen wir zu verstehen, dass die beiden sich nicht zu Hause, sondern wider Willen in einem Gefängnis befinden, und dass sie es sich dort so gemütlich wie möglich machen. Und dass Jack gar nicht weiß, was es noch alles auf der Welt gibt. Direkt hinter dem Oberlicht, das zumindest die Jahreszeiten dokumentiert, vermutet er das Weltall. Fernsehbilder hält er für Fiktion, ganz gleich, ob ein Cartoon, eine Tier-Doku oder die Nachrichten laufen.
Drehbuchautorin Emma Donoghue, die ihren eigenen Roman für die einfühlsam arrangierte Verfilmung adaptierte, verpasst uns so einen doppelten Tiefschlag: Wie schlimm muss es für eine junge Frau sein, sieben Jahre gefangen gehalten und Nacht für Nacht vergewaltigt zu werden? Und wie schlimm für ein Kind im schönsten Entdeckeralter, fast nichts von der Welt entdecken zu dürfen? Doch so paradox das klingen mag: Jack ist relativ glücklich, weil er nichts Anderes kennt und seine Ma den ganzen Tag bei ihm ist.
Gibt es ein Entkommen?
Beginnend mit der beklemmenden Ouvertüre entwickelt das anfängliche Drei-Personen-Kammerspiel unter Regie von Lenny Abrahamson binnen Minuten eine große Faszination. Es ist wahnsinnig rührend, wie angenehm Joy ihrem Sohn die Gefangenschaft gestaltet, und ungemein erschütternd, wie sie die nächtlichen Übergriffe aushält und ihr Schicksal tapfer erträgt. Doch es schwingt auch immer Hoffnung mit: Joy ist nicht bereit, sich damit abzufinden. Kann ihr irgendwie die Flucht gelingen?
Nach knapp einer Stunde steuert "Raum" auf einen dramatischen Höhepunkt zu – und es wäre problemlos möglich gewesen, die Handlung nach diesem Herzschlagmoment enden zu lassen. In der zweiten Filmhälfte, über die hier nichts verraten werden soll, entwickelt sich die Geschichte aber in eine andere Richtung, ohne dass das der Wucht des mitreißenden Dramas auch nur im Geringsten schaden würde.
Neben der bravourös aufspielenden Oscar-Preisträgerin Brie Larson, die zur Vorbereitung auf ihre Rolle einen Ernährungsberater und einen Trauma-Experten konsultierte, brilliert auch der kanadische Jungschauspieler Jacob Tremblay, der bei den Dreharbeiten acht Jahre alt war. Die Nebenrollen sind ebenfalls erstklassig besetzt – etwa mit „Fargo“-Star William H. Macy oder Joan Allen aus der „Bourne“-Reihe.
Wenn ihr das markerschütternde Entführungsdrama bei Amazon Prime Video oder einem anderen VoD-Anbieter für eine aktuell recht günstige Summen leiht oder kauft, sind die wenigen Euros bestens investiert. Auch in der FILMSTARS-Kritik räumte „Raum“ übrigens 2016 satte 4,5 von 5 Sternen ab.
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