Wie erfolgreich bei Netflix eine Serie oder ein Film ist, wurde bislang danach gemessen, wieviele Stunden jeweils geschaut wurden. Damit ist es nun vorbei. Netflix gibt zwar weiterhin die geschauten Stunden in seinen Netflix-Top-Ten aus, teilt diese dann aber durch die Laufzeit des Films oder der Serie. Daraus ergibt sich eine neue Maßeinheit: die Views. Und anhand derer werden ab sofort die Netflix-Charts gerankt.
Ein Beispiel: „Red Notice“ mit Dwayne Johnson (bisher und auch im neuen Ranking der meistgeschaute englischsprachige Film auf Netflix) wurde 454,2 Millionen Stunden geschaut. Der Actioner hat eine Laufzeit von 1:58 Stunden. Daraus ergeben sich: 230,9 Millionen Views.
Änderung 1: Neue Maßeinheit in Views
Diese Views könnten theoretisch bedeuten, wie oft der Film komplett geschaut wurde. Praktisch sieht das natürlich anders aus: Vielleicht haben viele Leute „Red Notice“ nur zur Hälfte geschaut, andere dagegen dreimal komplett. Das wird nicht berücksichtigt. Die neuen „Views“ sagen somit nicht wirklich aus, wie viele Menschen exakt den Film ganz gesehen haben, sondern sind nur ein Konstrukt – eben geschaute Stunden durch Laufzeit, ganz egal von wie vielen einzelnen Menschen diese Stunden am Ende geschaut wurden.
Mit dieser brandneuen Metrik reagiert Netflix auf eine in der Vergangenheit immer häufiger geäußerte Kritik: Denn die Gesamt-Watchtime variierte natürlich stark je nach Länge eines Films oder einer Serie – und wurde trotzdem miteinander verglichen. Wie hätte zum Beispiel „Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte“ mit sechs Folgen da jemals die Chance haben sollen, bei der Gesamt-Watchtime mit einer Netflix-Serie mit acht oder gar zehn Folgen mitzuhalten? Teilt man die geschauten Stunden nun durch die Dauer einer Serie oder eines Films, bekommt man einen faireren Vergleich.
"Wednesday" entthront "Stranger Things"
Und das hat natürlich schon jetzt Auswirkungen auf die offiziellen Neftlix-Top-Ten der beliebtesten Filme und Serien. So gibt es zum Beispiel bei den englischsprachigen Serien eine neue Nummer 1: War bisher „Stranger Things“ Staffel 4 mit 1,838 Milliarden geschauten Stunden vorn, ist nun gemessen an Views die erste Staffel von „Wednesday“ der neue Spitzenreiter. „Wednesday“ kommt auf 252,1 Millionen Views, während „Stranger Things“ Staffel 4 mit 140,7 Millionen Views jetzt den zweiten Platz belegt.
Die Miniserie „Das Damengambit“ ist nach dieser Änderung nun ganz neu in die Top-Ten vorgestoßen, dafür ist zum Beispiel „Inventing Anna“ rausgeflogen. Bei den nicht-englischsprachigen Serien hat übrigens immer noch „Squid Game“ die Nase vorn. Auch in Sachen Views macht dem Überflieger aus Südkorea niemand etwas vor: „Squid Game“ Staffel 1 hat mit 265,2 Millionen Views mehr als doppelt so viel wie Platz 2, „Haus des Geldes“ Staffel 4 mit 106 Millionen Views.
Änderung 2: 91 statt 28 Tage Messzeit
Wir haben aber von zwei Änderungen gesprochen! Die zweite ist, dass Netflix nun nicht länger nur 28 Tage lang den Erfolg eines Films oder einer Serie misst, sondern 91 Tage lang. Alle in dieser Zeit geschauten Stunden fließen am Ende in die Views ein. Das gibt Serien und Filmen nun länger Gelegenheit, ein Publikum zu gewinnen, zum Beispiel durch Mundpropaganda, bevor Netflix darüber entscheidet, ob das Produkt als Top oder Flop zu werten ist.
Hier sind für euch die brandneuen Netflix-Top-Ten (Stand: 21. Juni 2023) in allen vier Kategorien: Beliebteste Filme jeweils auf Englisch und in anderen Sprachen, sowie beliebteste Serien jeweils auf Englisch und in anderen Sprachen.
Wie ihr seht, haben sich einige Änderungen in den All-Time-Charts ergeben, nicht nur bei den Serien. Bei den englischsprachigen Filmen sind nun zum Beispiel der Familienfilm „We Can Be Heroes“ mit Pedro Pascal und die Action-Komödie „Spenser Confidential“ mit Mark Wahlberg neu dabei. Dagegen ist „The Mother“ mit Jennifer Lopez rausgeflogen, der gerade erst die Top-Ten geentert hatte. Doch ein Wiedereinstieg ist möglich, schließlich läuft „The Mother“ erst seit dem 12. Mai und hat somit noch nicht die 91 Tage vollgemacht, nach denen Netflix die Messung für seine Charts endgültig abschließt.
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