Eine zentrale Frage zieht sich wie ein roter Faden durch „Breaking Bad“: Tut Walt (Bryan Cranston) all das für seine Familie, oder weil ihm die Macht, die er sich mit seinen illegalen Machenschaften aufbaut, einen besonderen Kick gibt? Je besser man die Figur kennenlernt und mitbekommt, zu welchen Gräueltaten sie fähig ist, desto schwieriger fällt es, an das Bild des fürsorglichen Familienvaters zu glauben. Ein bedeutendes Easter Egg zum Ende der Serie betont diesen Konflikt eindrucksvoll.
In der Episode „Granit-Staat“, der vorletzten Folge der Serie, hat sich Walt in eine verschneite Berghütte in New Hampshire zurückgezogen. Dort versucht er, den Enthüllungen, die allmählich um seine Person voranschreiten, zu entkommen. Währenddessen erodiert sein gesamtes Umfeld: Skyler (Anna Gunn), Jesse (Aaron Paul) und Saul (Bob Odenkirk) befinden sich jeweils in brenzlichen Situationen. Es ist spürbar, dass die Serie auf ihr Ende zusteuert. Auch Walt kann man das ansehen: Deutlich geschwächt, getarnt hinter einem Bart und dichtem Haar, strahlt seine Körperhaltung langsam Einsicht aus. Nicht nur seine Gestalt hat sich geändert. Selbst seinen Namen musste er aufgeben.
Walt und Skyler: Mr. und Mrs. Lambert?
Schon im Opener der fünften Staffel wird eingeführt, dass Walter White seinen Namen in Mr. Lambert ändern wird. In einem Frühstückscafé legt Walt sich den Bacon auf seinen Spiegeleiern zu einer 52 zurecht. Daraufhin wird er von der Bedienung darauf angesprochen, ob er Geburtstag habe. Als Walt das bejaht, bietet sie ihm an, dass das Essen aufs Haus geht, wenn er seinen Ausweis zeigt, um sein Alter zu beweisen. Am Ende des Openers verlässt Walt den Laden und die Bedienung sagt „Nochmal Glückwunsch, Mr. Lambert“. Hier bekommen die Zuschauer*innen einen Hinweis darauf, dass auf Walts Ausweis im Laufe der Staffel ein anderer Nachname stehen wird.
In „Granit-Staat“ wird das Rätsel des Openers aufgelöst: Walt hat sich gefälschte Ausweispapiere besorgt, um untertauchen zu können. „Mr. Lambert“ scheint ein unscheinbarer Name zu sein, ist jedoch eine Referenz an Walts früheres Familienleben. In der Episode „Más“, Staffel 3 Folge 5, kann man auf den Scheidungspapieren von Walt und Skyler erkennen, dass diese vor der Ehe auf den Namen „Lambert“ hörte.
Mehr noch: Es scheint, als würden Walt und Skyler eine kurze Zeit gleichzeitig den Namen „Lambert“ tragen. So erfährt Walt in „Granit-Staat“ von seinem Kontaktmann, dass Skyler ihren Geburtsnamen wieder angenommen hätte. Inoffiziell bleiben die beiden also namentlich miteinander verbunden. Zufall? Sicher nicht! Dafür ist die Serie zu detailverliebt. Außerdem hört die Mutter von Vince Gilligan, Gail Gilligan, auf den Geburtsnamen „Lambert". Diesen Namen hätte man sicher nicht unbedacht verwendet.
Alles für die Familie?
Man könnte dieses Easter Egg als stummen Liebesbeweis deuten, oder als Trost für den mittlerweile bereuenden Walt. Vielleicht sogar als selbstgerechte Vergewisserung darüber, dass er am Ende ja doch alles nur für die Familie getan hat. So oder so ist klar, dass Walt keinen Bruch mit seiner Familie, sondern namentlich mit seiner Ehefrau verbunden bleiben wollte. Das passt sehr gut zu dem Ton der letzten Folgen, in dem er versucht seine Mission zu erfüllen und seiner Familie das verdiente Geld zu überliefern. Ob nun für sich, aus Liebe oder einer Mischung aus beidem sei einmal dahingestellt.
Der Name „Lambert“ ist ein kleines, doch bedeutsames Easter Egg. In ihm ist einer der Hauptkonflikte der Serie verewigt. Ihr kennt es jetzt und werdet beim nächsten Rewatch mitbekommen, dass es das Ende der Serie noch melancholischer werden lässt.
Wenn ihr bei "Star Wars: Episode I" bei 61 Minuten und 10 Sekunden auf Pause drückt, entdeckt ihr ein grandioses Easter Egg