Es hat kuriose Züge, wie sich Trendthemen auf sozialen Videoplattformen wandeln. Erst tun sich Kreative aus aller Welt zusammen, um voller Hingabe von Filmen inspirierte Lieder zu texten. Dann entsteht ein Social-Media-Hype daraus, Kinosäle zu verschmutzen. Dieser hirnverbrannten Challenge und ihren Brüdern im Geiste stehen aber positive Trendthemen gegenüber, wie die derzeitige Welle an Videos über Hochbegabung.
Social Media bleibt also eine Wundertüte, in der „Hey, schonmal Waschpulver-Smoothies gemacht?!“ (nein, lasst es bleiben!) und die Bewunderung des Intellekts nebeneinander liegen. Sollten bei euch die Nutzung alter und neuer Medien ähnlich eng verknüpft sein, ist heute euer Glückstag, denn dies ist ein an Social-Media-Hypes orientierter Einschalttipp für's lineare Fernsehen: Sat.1 zeigt heute, am 18. Juni 2023, ab 20.15 Uhr den mit Marvel-Stars besetzten Film „Begabt – Die Gleichung eines Lebens“.
Falls ihr jetzt Interesse am Film bekommen habt, euch aber beim Begriff „lineares Fernsehen“ kurz schwarz vor Augen geworden ist: Das von einem Regisseur mit Superheldenerfahrung gedrehte Drama ist zudem bei Disney+ abrufbar.
"Begabt": Gabe gibt, Gabe nimmt?
Ex-Philosophieprofessor Frank Adler (Chris Evans) zieht seine siebenjährige, matheversessene Nichte Mary (Mckenna Grace) so liebevoll groß, als wäre sie sein eigenes Kind. Doch als Marys fürsorgliche Klassenlehrerin Bonnie (Jenny Slate) Frank mit der Feststellung überrascht, dass Mary hochbegabt ist, kippt die Stimmung: Bonnie und die Schulleitung legen Frank nahe, sie schnellstmöglich auf eine Schule für Hochbegabte zu schicken, weil sie nur dort dazulernen könnte.
Frank fürchtet allerdings, dass Mary dadurch zu früh in einen Strudel aus Leistungsdruck und Konkurrenzdenken gerät. Sie soll lieber in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und ein unbesorgtes Leben führen. Als Franks Mutter Evelyn (Lindsay Duncan) davon erfährt, ist sie außer sich und zieht vor Gericht, um über ihren Sohn hinweg das Schulschicksal ihrer Enkelin zu entscheiden...
Mckenna Grace hat ein Talent dafür, aufgeweckte Mädchen zu spielen: In „Captain Marvel“ spielte sie in kurzen, aber denkwürdigen Rückblicken die junge Version der taffen Titelheldin Carol Danvers. Und in „Ghostbusters: Legacy“ überschattete sie als kluge Jung-Geisterjägerin selbst solche Stars wie Paul Rudd. Auch in „Begabt“ darf sie ihr erwachsenes Umfeld ordentlich vorführen und beweisen, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat.
Diese Filme müsst ihr mit euren Kindern sehen, bevor sie in die Schule kommenDaher wurde sie schon in der FILMSTARTS-Kritik als einer der Pluspunkte des Films herausgestellt, der sonst eher mäßig weggekommen ist: „The Amazing Spider-Man“-Regisseur Marc Webb zeigt auf inszenatorischer Seite zwar eine Faszination für Hochbegabung (und kam somit dem Social-Media-Trend mehrere Jahre zuvor). Allerdings ist der leichtgängigen Dramödie deutlich weniger Interesse anzumerken, die Debatte rund um Talent-Förderung versus Bewahrung einer sorglosen Kindheit nuanciert anzugehen.
Drehbuchautor „Tom Flynn kratzt dabei auf beiden Seiten lediglich an der Oberfläche und bemüht Klischees“, hieß es schon in unserer 2,5-Sterne-Kritik, die neben Grace vor allem den Marvel-Star mit dem Schild lobend hervorhebt: „Chris Evans überzeugt als liebevoller Aushilfsvater, aber ansonsten bemühen sich die Schauspieler meist vergebens darum, das grob gezimmerte dramaturgische Korsett mit Leben zu erfüllen“.
Einen Social-Media-Videotrend über Captain-America-Filmzitate, die zu Musicaltexten über Hochbegabung umgemünzt werden, sehen wir aus „Begabt“ also nicht entwachsen. Aller Kritik zum Trotz ist der Film aber verdaulicher als eine Vielzahl viraler TikTok-Rezepte, und für einen faulen Sonntagabend auf dem Sofa reicht das ja hin und wieder. Insbesondere, wenn man eh schon Interesse am Thema mitbringt.
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