Zum Start mit viel Aufmerksamkeit bedachte Serien wie „Willow“ oder „The Mighty Ducks: Game Changers“, Filme wie der einst eigentlich fürs Kino geplante „Artemis Fowl“, der Actioner „The Princess“ oder das erst 2022 veröffentlichte Remake „Im Dutzend noch billiger“ und zahlreiche Dokumentation: Sie alle und noch viel mehr verschwinden angeblich von Disney+. Bereits am 26. Mai 2023 ist es so weit.
Disney hat bislang nur die Aufräumaktion an sich bestätigt, aber noch keine Details genannt. Die großen US-Branchenmagazine konnten aber bereits viele Titel in Erfahrung bringen, die das Maushaus an Partnerunternehmen kommuniziert hat und die allesamt weltweit von der Streamingplattform gelöscht werden sollen. Hier ist eine Liste ausgewählter und hochkarätiger Titel, die laut den US-Branchenmagazinen verschwinden sollen. Diese Liste ist jedoch nicht vollständig und kann sich noch ändern:
Diese Filme verschwinden am 26. Mai von Disney+
- „Artemis Fowl“
- „Black Beauty“
- „Clouds“
- „Der einzig wahre Ivan“
- „Im Dutzend noch billiger“
- „Magic Camp“
- „More Than Robots“
- „Rosaline“
- „Stargirl“
- „Stuntman“
- „The Princess“
- „Timmy Flop - Versagen auf ganzer Linie“
- „Wolfgang“
Diese Serien verschwinden am 26. Mai von Disney+
- „Big Shot“
- „Die beste Pizza“
- „Die geheime Benedict-Gesellschaft“
- „Dollface“
- „Erde an Ned“
- „Everything’s Trash“
- „Just Beyond“
- „Little Demon“
- „Maggie“
- „Pistol“
- „Scott & Huutsch“
- „Tagebuch einer zukünftigen Präsidentin“
- „The Mighty Ducks: Game Changers“
- „The Premise“
- „The World According To Jeff Goldblum“
- „Unter den Sternen“
- „Willow“
- „Y: The Last Man“
Update: Disney hat mittlerweile bekannt gegeben, dass die ursprünglich auch Teil der Auflistung gewesene Dokumentation „Howard“ über den legendären Disney-Songtexter Howard Ashman (u. a. „Arielle, die Meerjungfrau“) nicht entfernt werde. Deren angebliche Löschung sorgte für besonders viel Kritik, da Ashman mit seinen Arbeit erheblichen Anteil am neuen Aufschwung des Disney-Animationsfilms Ende der 1980er/Anfang der 1990er (der sogenannten Disney-Renaissance) hatte und die Doku ausgerechnet verschwinden sollte, wenn die „Arielle“-Neuverfilmung in die Kinos kommt. Dass die Doku über den LGBTQ-Ikone Ashman zudem direkt vor dem Pride Month verschwindet, sorgte für weitere Kritik. Laut Mitteilung von Disney gegenüber Deadline wird die finale Titelliste ohnehin noch aktualisiert, sodass es noch Änderungen geben kann.
Doch warum verschwinden so viele Filme und Serien von Disney+? Noch dazu sind diese ja auch noch Exklusivtitel, die eigentlich für den Streamingdienst gedreht wurden, und größtenteils aktuell auf keinem anderen Weg und damit in Zukunft erst einmal gar nicht geschaut werden können. Dahinter verbirgt sich ein Phänomen, welches in den USA bereits den Namen „The Streaming Purge“ bekommen hat.
Das steckt hinter "The Streaming Purge"
In den USA machte Warner den Anfang, wo bereits in den vergangenen Monaten zahlreiche Serien und Titel von Streamingdienst HBO Max verschwanden, obwohl sie nur dort verfügbar waren. Schon lange wird spekuliert, dass Netflix demnächst nachziehen wird und es dort auch zu einer großen Löschaktion kommen wird, bei der ähnlich wie nun bei Disney+ zahlreiche abgesetzte Serien und weniger erfolgreiche Filme verschwinden. Der Grund ist natürlich das liebe Geld.
Denn auch wenn die Filme und Serien längst gedreht wurden, kosten sie die Dienste weiter Geld – und das nicht nur für Speicherplatz auf dem Server. Kreative, die einst daran gearbeitet haben, bekommen zum Beispiel die sogenannten Residuals, also Tantiemen, die bei Streamingtiteln sehr niedrig sind, aber trotzdem vorhanden. Vor allem könnten diese Kosten steigen. Es ist ein großer Streitpunkt im aktuellen Streik der Drehbuchautor*innen in Hollywood.
Daher fangen Streamingdienste nun an, die Titel zu löschen, die nur von wenigen Leuten geschaut werden. So vermutet man wahrscheinlich, dass kaum jemand sein Abo kündigen wird, weil er nun nicht mehr „Die geheime Benedict-Gesellschaft“ auf Disney+ schauen kann … und ohnehin kaum jemand ein neues Abo abschließt, um zwei Staffeln einer abgesetzten Serie nachzuholen.
Gibt es nun eine weitere Auswertung der gelöschten Titel?
Die absolut überwältigende Mehrheit der in Kürze von Disney+ verschwindenden Titel ist dort bislang exklusiv. Das heißt: Sie wird es in Zukunft erst einmal nirgendwo zu sehen geben.
Das könnte sich jedoch ändern und ist wohl weiteres Motiv hinter der Löschung. Auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass sie plötzlich alle auf DVD und/oder Blu-ray erscheinen (schließlich ist das Interesse ja nicht groß), kann man sie nun einfacher zum Beispiel an kleine TV-Sender lizenzieren, wo dann Leute ohne Disney-Plus-Abo, die es nicht stört oder die nicht wissen, dass „Willow“ bereits nach einer Staffel endet, die Fantasy-Serie neu für sich entdecken.
So strahlt Disney zum Beispiel selbst schon in Deutschland am 25. Mai „Timmy Flop - Versagen auf ganzer Linie“ um 20.15 Uhr auf dem hauseigenen Disney Channel aus. Dort könnten viele der Familienfilme eine Weiterverwertung bekommen. Einige Titel könnten auf diese und andere Weise wieder auftauchen, ob das aber für alle gilt und mehr als nur partiell bei zum Beispiel TV-Ausstrahlungen der Fall ist, ist aber die große Frage.
Die Schattenseiten der Streaming-Ära
Allgemein zeigt die „The Streaming Purge“ weit über das aktuelle Beispiel von Disney+ hinaus ein Problem auf, das viele schon früh angemahnt haben: Das Modell, die eigene Plattform immer und immer weiter mit Content zu füllen, wie es vor allem Netflix bislang getan hat, ist nicht zukunftsfähig. Niemand kann all diese Inhalte schauen. Irgendwann wird es so zahlreiche Titel geben, die kaum noch jemand schaut und die nur Kosten verursachen. Und wenn diese dann – wie nun teilweise – gelöscht werden, sind sie für immer weg, im Gegensatz zum Zeitalter der physischen Medien.
Denn DVDs und Blu-rays werden zwar nicht mehr nachproduziert, wenn es keine Nachfrage gibt, aber die alten sind weiter im Umlauf. Fans, die sich die Titel gekauft haben, besitzen sie weiterhin. Wer einen Film unbedingt bekommen will, kann auf dem Gebrauchtmarkt fündig werden. Auch hier gab es Titel, die einfach nicht zu bekommen waren, doch es waren die Ausnahmen. Im Streaming-Zeitalter drohen nun sehr viele Filme und Serien irgendwann für immer zu verschwinden.
Hinweis: Unsere ursprüngliche Nachricht wurde aktualisiert und um die Info ergänzt, dass „Howard“ auf Disney+ bleiben soll.