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    Das Ende einer Ära: Netflix stellt den Dienst ein, mit dem alles begann – und bricht damit vielen Filmfans das Herz
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Ob Sammlereditionen aus aller Welt, aktuelle Schnäppchen oder Uncut-Horror – er weiß ganz genau, wie man an die großen Must-Haves kommt.

    In den vergangenen Jahren etablierte sich Netflix als Big Player in der Streaming-Welt. Begonnen hat der Erfolgslauf allerdings noch mit Filmen, die per Post verschickt wurden. Genau damit ist in Kürze aber ein für alle Mal Schluss.

    Netflix

    Netflix ist für viele ein fixer Bestandteil des Alltags. Immer mehr Menschen, die es sich nach einem anstrengenden Arbeitstag auf der Couch gemütlich machen, verzichten längst aufs klassische Fernsehprogramm. Stattdessen wird gestreamt, in vielen Fällen auf der Plattform mit dem roten „N“, die mit Tausenden Filmen und Serien und einem ständig wechselnden Programm für reichlich Abwechslung sorgt. Was viele hierzulande aber wohl gar nicht wissen: Die Erfolgsgeschichte von Netflix nahm bereits lange vor dem Streaming-Zeitalter seinen Lauf.

    Im Jahr 1997 von Reed Hastings und Marc Randolph gegründet, etablierte sich Netflix ab 1998 als Online-Videothek – die DVDs und später auch Blu-rays per Post an ihre Kund*innen verschickte. Den physischen Versand von Datenträgern gab bzw. gibt es zwar auch hierzulande (etwa bei Videobuster), spielte für uns im Zusammenhang mit Netflix allerdings nie eine Rolle: Die Expansion nach Europa erfolgte erst im Jahr 2012, nach Deutschland und Österreich sowie in die Schweiz gar erst 2014. In den USA sah bzw. sieht die Lage jedoch anders aus: Dort nutzten viele, viele Menschen den Service ein Vierteljahrhundert lang. Nun aber tritt ein, was sich mit fortschreitendem Streaming-Angebot längst abzeichnete:

    Netflix stellt den Postversand von Filmen im Herbst 2023 endgültig ein. Die letzten Discs werden am 29. September verschickt und müssen bis spätestens 27. Oktober zurückgegeben werden – ab dann stellt Netflix Filme und Serien ausschließlich digital zur Verfügung. Ein herber Schlag vor allem für die Filmfans, die den Dienst bis heute gerne in Anspruch nehmen. Und ja, die gibt es tatsächlich! (wie unter andere Deadline berichtet)

    Diese Woche neu auf Netflix: Knallharte Action, eine der besten Serien der letzten Jahre und mehr

    CEO Ted Sarandos bedankt sich in einem offiziellen Statement bei allen Kundinnen und Kunden, zu deren Alltag die Netflix-roten Umschläge, in denen die Discs verschickt wurden, über Jahre hin zählten. Man sei stets darum bemüht gewesen, Menschen auf bestmögliche Weise mit Unterhaltung zu versorgen. In Anbetracht des stark schrumpfenden Marktes physischer Datenträger falle es allerdings immer schwerer, dies mit DVDs, Blu-rays und Co. zu bewerkstelligen.

    Man zeigt sich stolz, das Videotheken-Geschäft mit dem Versandmodell derart bereichert zu haben (was in den Vereinigten Staaten auch eindrucksvoll gelang), gleichzeitig sei man jedoch auch bereit, Menschen auch in den kommenden Jahrzehnten noch mit Unterhaltung zu versorgen.

    Marc Randolph hat Netflix bereits im Jahr 2002 verlassen, Langzeit-CEO Reed Hastings übernahm im Vorjahr die Rolle des Vorstandsvorsitzes und machte so Platz für Nachfolger Sarandos.

    Ein klares Zeichen

    Dass physische Datenträger ein Stück weit vom Aussterben bedroht sind, dürfte hinlänglich bekannt sein. Der Autor dieses Artikels kann es jedenfalls nach wie vor kaum glauben, wie sehr die DVD-Abteilungen bei MediaMarkt und Co. bereits geschrumpft sind – und so dürfte es wohl auch vielen anderen gehen. Während Streaming weiter im Vormarsch ist, überrascht es deshalb auch nicht, dass Netflix seinen Versanddienst nach über 25 Jahren einstellt.

    Das Videothekensterben machte bereits vor einigen Jahren den Anfang. Während vereinzelte Läden nach wie vor dazu einladen, zu schmökern, zu tratschen und den ein oder anderen Film auf gut Glück mit nach Hause zu nehmen, nutzen die meisten mittlerweile eben den praktischeren Weg, all das einfach vom Sofa aus zu erledigen. Nun aber stellt Netflix nicht nur den Versand ein – obendrein stellt sich auch die Frage, wie lange es überhaupt noch Filme zum Versenden geben wird.

    Viele Filme und Serien erscheinen mittlerweile nicht bloß exklusiv bei Streaming-Plattformen, sondern oftmals auch lediglich digital – ganz ohne physische Auswertung. Und wenn selbst Großproduktionen wie „Bodie Bodies Bodies“ oder „The Woman King“ bloß auf DVD und gar nicht mehr auf 4K-Blu-ray oder wenigstens Blu-ray erscheinen (zumindest nicht in Deutschland), sieht es nun mal tatsächlich so aus, als würden Discs immer mehr zu einer Randerscheinung auf dem Heimkino-Markt verkommen.

    Wer es aber genauso liebt wie der Autor dieses Artikels, vor dem prallgefüllten Regal voller Filme zu stehen, die nicht etwa aus Lizenzgründen plötzlich verschwinden könnten, und sich zu überlegen, welchen Film man nun aus dem Regal nimmt und in den Player legt – der oder die tut sicherlich gut daran, sich potenzielle Must-Haves direkt anzuschaffen. Denn immer mehr Filme verschwinden praktisch gänzlich aus dem Handel, wenn der produzierte Schwung erst einmal ausverkauft ist. Und wer weiß schon, ob diese am Ende irgendwann noch einmal zurückkommen werden oder auf ewig im Nirwana der digitalen Welt durch die Datenwelt geistern…

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