„Warum auch immer das so ist: Das Thriller-Publikum scheint es zu lieben, wenn ich Bösewichten eine reinhaue. Wer wäre ich, ihm dieses Vergnügen zu verwehren?“ So Liam Neeson in einem Interview anlässlich des US-Kinostarts von „Honest Thief“ im Oktober 2020, das aber offenbar heute noch genauso wahr ist. Schließlich hat es der Titel nun auch auf Anhieb an die Spitze der Top 10 Liste der meistgesehenen Filme auf Netflix geschafft.
Und der Mime hält Wort. Denn seit „Honest Thief“ war er u.a. noch in „The Marksman“, „The Ice Road“, „Memory“ und zuletzt „Blacklight“ in ähnlichen Parts zu erleben. Zu Beginn der Actionstar-Phase seiner Karriere, als er mit „96 Hours“ einen knalligen Überraschungshit ablieferte, mag sich der Nordire noch etwas fremd im Genre gefühlt haben. Schließlich kommt er ursprünglich vom Theater, hat auf der Bühne Shakespeare gespielt und im Kino oft anspruchsvolle, historische Rollen („Schindlers Liste“, „Rob Roy“) bekleidet. Mittlerweile jedoch hat der Mime selbst Spaß an den deftigen Auftritten.
Ein eingespieltes Stunt-Team
Bei „Honest Thief“ arbeitete Liam Neeson bereits zum 24. (!) Mal mit seinem Stuntkoordinator und Double Mark Vanselow („Deadpool“, „The Revenant“) zusammen - und Vanselow weiß einfach genau, wie er Neesons stattliche Größe optimal einsetzen und so auch seine altersbedingten athletischen Defizite kaschieren kann.
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Rückhaltlos empfehlen können wir euch das Ganze allerdings nicht. Dazu sind die Schurken dann doch zu klischeehaft gezeichnet, die typische B-Film-Story zu generisch und die Inszenierung von „Ozark“-Schöpfer und -Showrunner Mark Williams zu uninspiriert. Wie wir in unserer 2,5-Sterne-Kritik attestieren, ist immerhin der Star des Films einmal mehr jederzeit glaubhaft.
Und auch die romantische Chemie mit seiner Szenenpartnerin Kate Walsh („The Umbrella Academy“) kommt stimmig rüber. „Honest Thief“ mag also längst nicht der beste Film mit Liam Neeson sein. Seine Anhänger*innen dürften es aber zumindest nicht bereuen, hier reinzuschauen.
Darum geht es in "Honest Thief"
Umsichtig, präzise und komplett gewaltfrei ist Tom Dolan (Liam Neeson) innerhalb der letzten acht Jahren in zwölf Banken eingestiegen. Dabei hat der Ex-Elitesoldat neun Millionen Dollar aus den Tresorräumen entwendet. Dennoch tappt das FBI in Bezug auf seine Identität komplett im Dunkeln. Doch dann trifft Dolan auf Annie (Kate Walsh) und verliebt sich in sie. Er beschließt, seine kriminelle Aktivitäten hinter sich zu lassen, um die zu diesem Zeitpunkt noch ahnungslose Frau seines Herzens nicht den Rest seines Lebens belügen zu müssen.
Er meldet sich bei den Behörden, um mit Agent Baker (Robert Patrick) einen Deal auszuhandeln: Im Gegenzug für die Rückgabe seiner kompletten Beute will er nicht länger als zwei Jahre ins Gefängnis müssen. Baker beauftragt seine Untergebenen Nivens (Jai Courtney) und Hall (Anthony Ramos), den Mann abzuholen. Doch die korrupten Beamten erschießen ihren Chef und sacken das Geld einfach selbst ein. Den Mord schieben sie Dolan in die Schuhe. Der kann flüchten und versucht nun verzweifelt, Annie vor den sie bedrohenden Nivens und Hall zu schützen. Zudem muss er parallel Bakers Partner (Jeffrey Donovan) von seiner Unschuld überzeugen …
Schon morgen eine neue Nr. 1
Es ist übrigens sehr, sehr wahrscheinlich, dass „Honest Thief“ die Spitzenposition nach zwei Tagen auf Platz 1 schon morgen wieder verlieren wird. Heute startet nämlich „Murder Mystery 2“ mit Adam Sandler und Jennifer Aniston, den wir viel besser als den Vorgänger finden und bei dem es schon mit dem Teufel zugehen müsste, wenn ihm nicht auf Anhieb der klare Sprung an die Spitze gelingt:
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels. *Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.