Boshafte, mechanische Bikini-Bräute, eine behämmerte Persiflage eines Bond-Schurken und tonnenweise schrille Outfits. Außerdem: quirlige Musik, eine durchgeknallte, extra lange Verfolgungsjagd durch das vibrierende San Francisco und jede Menge Kalauer. „Dr. Goldfoot und seine Bikini-Maschine“ ist einer dieser unvergesslichen Filme, die auf ihre verquere Weise zu gut für das Tele-5-Kultformat „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ sind – und dennoch als hirnverbrannte, abgeschmackte Sause genau dort hingehören!
Ob Oliver Kalkofe und Peter Rütten eines Tages diese Mischung aus 007-Parodie, Sci-Fi-Komödie, Flower-Power-Kuriosität und Horrorkino-Schaulaufen bei „SchleFaZ“ zeigen werden, wissen wir nicht. Fest steht derweil, dass sie kürzlich ihr Heimkino-Comeback feierte: „Dr. Goldfoot und seine Bikini-Maschine“ ist ab sofort wieder als limitierte Edition inklusive DVD und Blu-ray erhältlich:
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Das Mediabook ist die Neuauflage einer bereits 2020 veröffentlichten Edition. Falls ihr auf das Booklet und die stilechte Aufmachung verzichten könnt: Der launige Klamauk mit Gruselikone Vincent Price in der boshaften Titelrolle ist auch als kostengünstigere Standard-Edition auf DVD* und Blu-ray* erschienen.
"Dr. Goldfoot und seine Bikini-Maschine": Der schrille Großpapa von "Austin Powers"
Der wahnsinnige Dr. Goldfoot (Vincent Price) und sein ehemals verstorbener Assistent Igor (Jack Mullaney) haben die Bikini-Maschine erfunden, einen abstrusen Apparat, der weibliche Roboter ausspuckt. Diese bildhübschen Verführerinnen kennen nur ein Ziel: reiche Männer dermaßen um den Finger wickeln, dass sie zu heiratswilligen Idioten werden, daraufhin mit deren Geld durchbrennen und es Dr. Goldfoot übergeben! Der Plan läuft schockierend gut – doch Spezialagent Gamble (Frankie Avalon) ist der Sache auf der Spur...
Falls ihr euch fragt, wie solch ein Film überhaupt zustande kommen kann, haben wir eine überraschende Antwort: Es waren nicht die Drogen! Viel mehr ist der Ursprung in Geschäftskalkül und der Zielgruppe seines Studios zu verorten: American International Pictures schoss sich in den 1960er-Jahren aufs jugendliche Publikum ein und feierte damit zahlreiche Achtungserfolge.
Das Studio veröffentlichte zahlreiche mit charttauglicher Musik vollgestopfte Partykomödien, die bevorzugt am Strand spielten, sowie diverse zum genüsslichen Gruseln einladende Horrorfilme. Produzent und Firmenchef James H. Nicholson beschloss, diese Vielfalt innerhalb eines einzigen Films unter Beweis zu stellen. Zudem wollte er auf den von James Bond ausgelösten Agenten-Hype aufspringen.
Und so wuchs aus Nicholsons Vorhaben eine feucht-fröhliche Spionage-Persiflage mit bizarren Sci-Fi-Aspekten, Horrorfilmkulissen und der Logik einer frivolen Strandpartykomödie. Selbstredend wurden Cast und Crew von „Dr. Goldfoot und seine Bikini-Maschine“ aus Leuten zusammengesetzt, die bereits an diversen Leinwandspäßen mitwirkten – oder an den populären Edgar-Allen-Poe-Adaptionen des Studios.
Kultiger Horror-Tipp neu im Heimkino: Psychedelische Albträume wie diesen gibt es heute leider kaum nochÜber allen thront der ikonische Horrorstar Vincent Price, auf dessen Filme wiederholt Bezug genommen wird. Zum Beispiel besitzt Dr. Goldfoot Porträts früherer Price-Rollen, außerdem wurde die Folterkammer des fies-verrückten Wissenschaftlers vorherigen Filmen des Stars nachempfunden. Jedenfalls in den Szenen, in denen Regisseur Norman Taurog nicht einfach Bildmaterial aus dem gefeierten „Das Pendel des Todes“ 1:1 übernommen hat.
Von der „Teenie-Partyfilm“-Fraktion schauen unter anderem die Schauspieler/Sänger Frankie Avalon als chaotischer Held und Dwayne Hickman als dessen Sidekick vorbei. Außerdem absolvieren Disney-Legende Annette Funicello und mehrere Playmates Cameos, während der umjubelte Stop-Motion-Regisseur Art Clokey den mit Musik der Hit-Kombo The Supremes (!) unterlegten Vorspann gestaltete.
Es ist aber nicht allein der Skurrilitätsfaktor, der „Dr. Goldfoot und seine Bikini-Maschine“ ausmacht: Diese bumsfidele Klamotte zieht ihr süffisant-groteskes Ding konsequent durch! Sie setzt mit bezirzendem Stolz auf feiste Situationskomik und bietet derart viele Schenkelklopfer-Dialoge, dass man sich irgendwann in sie zwangsverliebt. Es sei denn, man hat sich ohnehin direkt zu Beginn in diese Sause schockverliebt. Das Finale wiederum ist eine turbulente Verfolgungsjagd, die komödiantisch-rumpelige Rückprojektion mit ansehnlichen Stunts an realen Drehorten kombiniert!
Einziger Wermutstropfen: Der Film war ursprünglich für eine Extradosis Absurdität als Musical geplant, was zu Vincent Prices Bedauern jedoch aufgegeben wurde. Für einen Hauch ausgleichende Gerechtigkeit sorgte Dekaden später Horror-Regisseur und Rockmusiker Rob Zombie, der in seinem Song „Living Dead Girl“* eine Referenz auf „Dr. Goldfoot und seine Bikini-Maschine“ versteckte.
Zugegeben: Mit dem Swinging-Sixties-Vibe des kultigen Irrsinns oder der frappierend an ihn erinnernden „Austin Powers“-Reihe hat Zombies Musik wenig zu tun. Doch vielleicht fällt demnächst Peter Rütten oder Oliver Kalkofe ein Exemplar von „Dr. Goldfoot und seine Bikini-Maschine“ in die Hände, und sie sorgen dafür, dass irgendwann auf Tele 5 zwischen Dr. Goldfoots Eskapaden munter-schrill geträllert wird?
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