David Cronenberg hat einen ganz eigenen Sinn für Ästhetik. Seine Filme loten regelmäßig die Grenzen von Natürlichkeit, Menschlichkeit und Schönheit aus. Bekannt als Meister des Body-Horror kommen seine Werke nicht nur mit großartigen Effekten und atmosphärischen Inszenierungen daher. Sie regen uns Zuschauer*innen auch auf unprätentiöse Art zum Nachdenken an. Das liegt vor allem daran, dass Cronenberg mit präzisen Prämissen arbeitet, deren Konflikte er in seinem sehr physischen Kino visuell auf den Punkt bringt. Denken wir zum Beispiel an „Die Fliege“, wo die Verwandlung des Protagonisten kein abstrakter Diskurs ist, sondern für die Zuschauer*innen von Szene zu Szene schmerzhafter zu beobachten ist.
Zuletzt konnte Cronenberg die Zuschauer*innen mit „Crimes of the Future“ begeistern. Einem Film, der zu den Urmotiven des Regisseurs zurückgeht, sie jedoch in einer ganz neuartigen, postapokalyptischen Stimmung erscheinen lässt. Er ist angesiedelt in einer dystopischen Welt, in der sich Menschen Tumore wachsen lassen können, um damit Kunststücke aufzuführen. Schon wenn man diese Prämisse liest, wird klar: Cronenberg erzählt sehr besondere Geschichten.
Bei einem so eigenwilligen Regisseur verwundert es kaum, dass er nicht jede Entwicklung, die sich im Mainstream-Kino abspielt, gutheißt. So sind ihm Superhelden-Filme ein Dorn im Auge – wofür er schon öfter in der Kritik stand. Im Interview mit Vulture erklärte Cronenberg: „Die Version des Genre-Films, die derzeit in Hollywood am stärksten ist – das Superhelden-Ding – hat mich nie besonders angesprochen. Mich hat das nie gereizt. Für mich ist das zu formelhaft und zu jugendlich in seinem emotionalen Verständnis.“
Für Robert Pattinson macht Cronenberg eine Ausnahme
Robert Pattinson war der Bruce Wayne, von dem wir nicht wussten, dass wir ihn brauchten. Dabei ist in den vergangenen Jahren klar geworden, dass er ein beeindruckender Darsteller ist, dem man jede Rolle zutrauen kann. Ganz egal ob als Seemansgehilfe in „Der Leuchtturm“ oder als Agent in „Tenet“ – Pattinson konnte immer überzeugen! Dabei hätte seine Karriere einen anderen Verlauf nehmen können. Nach den „Twilight“-Filmen war es alles andere als sicher, dass Pattinson der Absprung von seiner jahrelangen Rolle des Edward Cullen gelingen würde.
Cronenberg war damals einer der ersten Regisseure, die ihm eine Rolle anboten und zu einem massiven Image-Wandel beitrugen. Pattinson entwickelte sich innerhalb weniger Jahre vom Teenie-Schwarm zum angesehenen Charakter-Darsteller in Sci-Fi-Dramen, Thrillern und Biopics. Erstmals arbeiteten Cronenberg und Pattinson in „Cosmopolis“ zusammen. Im Film aus dem Jahre 2012 spielt Pattinson einen Multimilliardär, der sich mit einer Luxus-Limousine durch Manhattan zu einem Friseurtermin fahren lässt. Draußen scheint die Welt zu brennen: Demonstrationen und Aufstände blockieren die Straßen. Doch auch die Welt in der Limousine beginnt aus den Fugen zu geraten.
Pattinson verkörpert die kühle Arroganz des Protagonisten wunderbar. Er verleiht der sozialkritischen Parabel ihre personelle Präsenz. Kein Wunder also, dass sich Cronenberg 2014 dazu entschied, Pattinson erneut zu besetzen. Diesmal in „Maps to the Stars“, einem Film mit Julianne Moore in der Hauptrolle, der sich den Abgründen Hollywoods annimmt. Doch Cronenbergs Begeisterung für Pattinson endete nicht mit ihrer letzten gemeinsamen Zusammenarbeit.
So teilte er mit The New Yorker, dass er „The Batman“ aus Respekt dem Darsteller gegenüber angesehen habe. „Ich denke, Rob war ein ehrenwerter Batman“, urteilte Cronenberg. Sehr viel mehr hatte er jedoch nicht hinzuzufügen. Stattdessen verwies er nochmal darauf, dass sich an seiner Meinung zu Superhelden-Filmen nichts geändert habe. Immerhin: Robert Pattinson kann sich geehrt fühlen! Und vielleicht gelingt es ihm mit dem Sequel, Cronenberg zum Batman-Fan zu machen.