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    So habt ihr den Zweiten Weltkrieg garantiert noch nie gesehen: Trailer zu "Luftkrieg - Die Naturgeschichte der Zerstörung"
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Hat im letzten Jahr mehr als 900 Filme gesehen - und jede Minute davon genossen, selbst wenn der Film gerade nicht so gut war.

    Während der Unterhaltungsfilm „Top Gun 2: Maverick“ im vergangenen Jahr zu einem megaerfolgreichen Blockbuster avancierte, zeigt Regisseur Sergei Loznitsa nun, was Luftkrieg wirklich bedeutet – bei uns seht ihr den deutschen Trailer exklusiv zuerst:

    Einer der größten Schrecken des Luftkriegs liegt in seinem Unpersönlichen: Die Pilot*innen werfen Bomben auf fremde Häuser und Menschen, die ihnen von dort oben wie Spielzeuge und Ameisen vorkommen müssen. Wobei sich dieses „müssen“ nicht nur auf die physische Distanz zwischen Cockpit und Erdboden bezieht – sondern auch auf eine psychische Distanz, ohne die es sicherlich gar nicht möglich wäre, immer wieder solche Missionen zu fliegen.

    Daran ändert sich auch nichts, nur weil Tom Cruise den Luftkampf mit „Top Gun 2: Maverick“ für ein paar Monate wieder als – zugegebenermaßen extrem unterhaltsamen – Blockbuster-Kinostoff salonfähig gemacht hat...

    Aber auch wenn sich (fast) alle darin einig sind, wie grausam gerade flächendeckende Bombardements von Städten sind, ist es noch immer nicht ganz leicht, über die Zerstörung deutscher Städte während des Zweiten Weltkriegs zu sprechen – allzu schnell klingt das sonst so, als wolle man Deutschland in eine Opferrolle drängen und die Alliierten die Täterschuld unterschieben.

    Luftkrieg und Literatur

    In diese Richtung ging dann auch ein Großteil der Kritik, die W. G. Sebald entgegengebracht wurde, als er 1999 sein Buch „Luftkrieg und Literatur“ (international: „The Natural History Of Destruction“) veröffentlichte. In diesem beschreibt der Autor, wie die Bombardements in der deutschen Nachkriegsliteratur so gut wie gar nicht aufgearbeitet wurden – und dass es da wohl eine gewisse gesellschaftliche Sperre gäbe, um als Autor*in nicht unter Entlastungsverdacht zu fallen.

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    Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Sergei Loznitsa, der mit „Die Sanfte“ sogar bereits im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes vertreten war, hat sich für seinen essayistischen Dokumentarfilm „Luftkrieg - Die Naturgeschichte der Zerstörung“ nun Ausschnitte aus dem Buch genommen – und unterlegt sie mit zum großen Teil noch nie zuvor gesehenen historischen Aufnahmen, die oft aus den bombenabwerfenden Flugzeugen heraus gefilmt sind.

    Das ist im ersten und sicherlich auch noch zweiten Moment atemberaubend und spektakulär (zumindest ging es uns so, als wir den Film bei seiner Weltpremiere in Cannes 2022 bereits sehen konnten). Aber in der Masse, in der Sergei Loznitsa solche Aufnahmen hier aneinanderreiht, ist ihre Wirkung vor allem zutiefst verstörend. Es geht dabei schnell gar nicht mehr um die Frage nach der Schuld – sondern vielmehr um eine Beschreibung der grausamen Natur von Krieg an sich.

    Angesichts der aktuellen Weltlage ist es sicher nicht die schlechteste Idee, sich gerade jetzt mit diesem Thema auseinanderzusetzen – und wenn der Film ähnlich kontroverse Diskussionen auslösen kann wie ein knappes Vierteljahrhundert zuvor das Buch, dann ist auch das nur begrüßenswert…

    „Luftkrieg - Die Naturgeschichte der Zerstörung“ startet am 16. März 2023 in den deutschen Kinos.

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