Spätestens bei der Szene mit der Katze im Treppenhaus ist selbst das hartgesottene Publikum beim Fantasy Filmfest zusammengezuckt – und einige haben sogar direkt die Segel gestrichen und den Saal verlassen, weil es ihnen einfach zu heftig wurde. Ja, die Protagonist*innen in „The Innocents“ sind im Grundschulalter – aber das ändert nichts daran, dass das norwegische Fantasy-Drama zu den wohl abgründigsten und niederschmetterndsten Superheld*innen-Filmen überhaupt zählt.
Außerdem ist „The Innocents“ für mich der beste Film, der 2022 in den deutschen Kinos angelaufen ist – wo ihn dann allerdings nach meinem Geschmack viel zu wenige Genre-Fans für sich entdeckt haben. Um das zu ändern, möchte ich nun noch einen letzten Versuch unternehmen, euch den Film, der in meinen Augen alles von Marvel und DC locker aussticht, ans Herz zu legen – schließlich gibt es ihn inzwischen auch schon als DVD, Blu-ray und 2-Disc-Collectors-Edition fürs Heimkino:
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Klingt harmlos, ist es aber ganz und gar nicht!
Als die neunjährige Ida (Rakel Lenora Fløttum) mit ihren Eltern und ihrer autistischen Schwester Anna (Alva Brynsmo Ramstad) in eine Hochhaussiedlung umzieht, ist die Grundschülerin davon wenig begeistert. Ihren Frust lässt sie an ihrer älteren Schwester aus, die nicht sprechen und sich deshalb auch nicht wehren kann, wenn ihr Ida etwa Glasscherben in die Schuhe tut.
Aber dann freundet sich Anna mit der zutiefst empathischen Aisha (Mina Yasmin Bremseth Asheim) an – und auch Ida findet mit Ben (Sam Ashraf) einen neuen Sandkasten-Freund. Allerdings haben Anna, Aisha und Ben allesamt übersinnliche Kräfte telekinetischer oder telepathischer Natur – und so wird aus den Spielplatz-Streitereien schon bald tödlicher Ernst…
Wie ein Schlag in die Magengru (und dann noch einer und noch einer...)
Ja, es gibt in „The Innocents“ auch Momente purer Zärtlichkeit – etwa wenn Anna, die als Kleinkind noch sprechen konnte, aber diese Fähigkeit aufgrund ihrer Krankheit wieder verlernt hat, plötzlich mit der telepathisch veranlagten Aisha kommuniziert. Aber zugleich liefert Eskil Vogt hier eine „X-Men“-Variante, die vor allem richtig, richtig wehtut – und wie kaum ein anderer Film der vergangenen 20 Jahre voll an die Nieren geht.
So gibt sich der frustrierte Ben etwa irgendwann seiner Machtfülle hin – und überschüttet nicht nur seine eigene Mutter mit kochendem Wasser, sondern lässt sie anschließend auch noch über viele Stunden hinweg elendig auf dem Küchenboden verrecken. Der niederschmetterndste Moment ist allerdings das Finale, das selbst solche betont grenzüberschreitenden Comic-Stoffe wie „The Suicide Squad“ oder „The Boys“ wie der reinste Kindergeburtstag wirken lässt.
Ein Finale für die Ewigkeit
Da stehen sich die Grundschüler*innen im Todeskampf auf dem Spielplatz gegenüber – und während die spielenden Kinder spüren, dass hier etwas nicht stimmt, gehen die anwesenden Erwachsenen weiter ihren Tätigkeiten nach, als ob nichts weiter wäre. Ein grausam-stiller Showdown, der so viel wirkungsvoller und intensiver ist als alles, wo millionenteure CGI-Raumschiffe aus dem Himmel stürzen…
Wir haben zum Jahresabschluss auch noch eine Episode unseres Podcasts Leinwandliebe veröffentlicht, in dem Jenny Jecke von Moviepilot, unser YouTube-Redakteur Sebastian Gerdshikow und ich über unsere Top 5 Filme des Jahres quatschen. Zum ersten Mal gibt es da zwischen uns dreien keine einzige Überschneidung – für reichlich Abwechslung ist also auf jeden Fall gesorgt!
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