Die Zeit zwischen den Jahren unterscheidet sich von Familie zu Familie. In manchen Haushalten ist es die stressigste Phase, die der Kalender hergibt. In anderen ist sämtlicher Festtagsstress mit Heiligabend abgehakt, was Gelegenheit bietet, Dinge nachzuholen. Etwa Familienzeit, versäumte Filmhighlights oder beides zugleich. Doch mit diesem Vorhaben geht auch Gefahr einher:
Nichtsahnend startet man einen Film, und bald darauf erstarrt der ganze Raum vor Scham. Oder vor Unverständnis, dass man „sowas freiwillig guckt“. An dieser Stelle seien sie zelebriert: Filme, die das Fanherz höher schlagen lassen und daher geschaut gehören – aber besser, wenn der Rest der Familie im Bett ist. Und damit ihr alle Filme rechtzeitig zur Hand habt, verlinken wir euch (aller Liebe zu haptischen Medien zum Trotz) nachfolgend stets, wo ihr diese Tipps direkt im Streaming findet.
Neu bei Amazon Prime Video im Januar 2023: Nachschub für "Dahmer"-Fans, DAS Superhelden-Highlight 2021, packender FSK-18-Horror & mehr"Jackass Forever": Genitalien, Körperflüssigkeiten und Fehlverhalten
Darum solltet ihr ihn sehen: Starke vier Sterne in der FILMSTARTS-Kritik! Produziert von Oscar-Gewinner Spike Jonze! Das sind Qualitätsmerkmale, die euch gelegen kommen, damit ihr euch „Jackass Forever“ schönreden könnt, obwohl es der neuste Kinoableger eines MTV-Kultformats ist. Außerdem gibt's eine einzigartige „Godzilla“-Hommage und eine Schar von Berufsjugendlichen, die ihrer Vergänglichkeit ins Auge blickt. Spaßfaktor: Ende nie!
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Darum besser ohne Familie: Wie's in der FILMSTARTS-Kritik so schön heißt: „Es wird sich auf die Fresse gepackt, vollgekotzt, mit literweise Schweinesperma übergossen und in die Hose geschissen.“ Mit dieser Filmwahl macht ihr euch bei den Hardcore-Pubertierenden der Familie beliebt. Aber wir nehmen keine Garantie für empört abdampfende Verwandte, die vor lauter Ekel sogar ihre Weihnachtsgeschenke wieder mitnehmen.
"Everything Everywhere All At Once": Familienzusammenhalt und Sex Toys
Darum solltet ihr ihn sehen: „Everything Everywhere All At Once“ ist einer der besten, ungewöhnlichsten Filme des Jahres und eigentlich wie geschaffen für die besinnliche Familienzeit! Schließlich geht es in diesem Sci-Fi-Fantasy-Dramedy-Martial-Arts-Mix darum, die Bedürfnisse und Sorgen seiner Familienmitglieder zu verstehen, ohne dabei die eigene Identität zu verraten. Insofern bietet dieser komische sowie einfühlsame Film mit Michelle Yeoh alles für einen unvergesslichen Heimkinoabend im großen Kreise...
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Darum besser ohne Familie: ...allerdings sind die Regisseure Daniel Kwan & Daniel Scheinert Humor-Anarchisten. Also wird ewig lang mit albern wackelnden Würstchenfingern herumgefuchtelt und mit Anal-Plugs (!) gekämpft. Das brachte der unberechenbaren Kreativbombe herausragende 4,5 Sterne in der FILMSTARTS-Kritik ein, dürfte aber auch dafür sorgen, dass sich die verklemmten Mitglieder eurer Familie ab sofort fragen, ob ihr noch ganz dicht seid.
"Vortex": Das Leben hat kein Happy End
Darum solltet ihr ihn sehen: „Vortex“ ist die berührende Geschichte eines sich liebenden Ehepaares. Doch die Leben dieser vermeintlich unzertrennlichen Liebenden driften aufgrund einer Alzheimer-Erkrankung ebenso allmählich wie unaufhaltsam auseinander.
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Darum besser ohne Familie: Auch ganz ohne Sex-Eskapaden und schockierende Gewaltspitzen ist „Vortex“ einer der am schwersten zu schluckenden Filme von Kino-Provokateur Gaspar Noé („Climax“). Wer schonungslos-emotionale Dramen liebt, findet hier großen Filmgenuss – gerade an den emotional zehrenden Festtagen dürfte „Vortex“ für einige Verwandte allerdings schlicht zu viel sein.
"Corsage": Wahre Jahre einer Kaiserin
Darum solltet ihr ihn sehen: Kaiserin Elisabeth hat die Schnauze voll und sie raucht wie ein Schlot. Außerdem lässt sie Taten, Worte und vulgäre Gesten sprechen. Dennoch wird sie weiter in das enge Korsett gezwängt, das das Bild einer perfekten Adeligen bedeutet. Regisseurin Marie Kreutzer fängt mit „Corsage“ die freudlose Realität hinter dem „Sissi“-Image in starken Bildern ein, Vicky Krieps spielt die Hauptrolle großartig!
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Darum besser ohne Familie: „Aber Kind! In den 'Sissi'-Filmen von früher war das ganz anders! Mit der Romy Schneider, das war noch Kino! Nicht so ein komisches Kunstgedöns wie das da. Weiß nicht, wie du sowas gucken kannst! Ausgerechnet zur besinnlichen Zeit! Wer hat dich nur so verzogen?“
"Pleasure": Blowjob-Proben und Bondage-Pornos
Darum solltet ihr ihn sehen: Der Spagat zwischen Vergnügen und Geschäft, Selbstverwirklichung und der Befriedigung fremder Bedürfnisse. Das Ungleichgewicht zwischen mächtigen Männern und erfolgshungrigen Frauen. Und die Frage, wie sexy Sex sein kann, wenn er zum Beruf wird: Regisseurin Ninja Thyberg liefert mit „Pleasure“ ein mitreißendes, nuanciertes Drama über die Pornobranche ab, Hauptdarstellerin Sofia Kappel hat absolutes Starpotential – zurecht gab es 4,5 Sterne in der FILMSTARTS-Kritik!
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Darum besser ohne Familie: Wir sehen, wie die Protagonistin Blowjobs übt und sich an Bondage versucht. Es wird ständig über Genitalien, Körperflüssigkeiten und Sexpraktiken debattiert. Und in einer absoluten Gänsehautszene geht es um einen entgleitenden Pornodreh, der vom routinierten Arbeitstermin zum regelrechten Albtraum wird: Bei einer gespielten Vergewaltigung verwischen für die Protagonistin Fiktion und Realität. Die wenigsten Familien wollen so das Fest der Liebe feiern.
"X": Volles Rohr 70er-Retro-Feeling – mit Sex, Drugs & Bloody Kills
Darum solltet ihr ihn sehen: Regisseur Ti West versammelt in „X“ zwei junge Genreköniginnen vor der Kamera – „Scream 5“- und „Wednesday“-Star Jenna Ortega sowie Mia Goth („A Cure For Wellness“). Gehüllt in herrlich gegerbten Retro-Bildern, die ans Terrorkino der 1970er erinnern, geht es in diesem raffinierten Slasher mit Top-Besetzung um einen Pornodreh, der zur Schlachtplatte wird...
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Darum besser ohne Familie: Es gibt Familien, die relativ locker mit Sexszenen umgehen. Andere kommen mit widerlich zelebrierter Gewaltdarstellung klar. Für „X“ braucht ihr jedoch eine Familie, die beides abkann und Geduld hat – denn dies ist ein Slowburner von einem Metzelfilm. Also lieber alleine gucken, um Sprüchen wie „Mensch, bis die zur Sache kommen, kann ich mir noch zwei Glühwein mit Schuss reindübeln!“ zu entgehen...
"The Sadness": Wenn die Lust an der Gewalt zur Krankheit wird
Darum solltet ihr ihn sehen: Ein Virus treibt in „The Sadness“ die Bevölkerung Taiwans dazu, ihren niedrigsten Instinkten nachzugehen – ohne Rücksicht auf Verluste. Was folgt, ist ein mit knallig-derben Effekten bespickter, kritischer Kommentar auf mangelhafte Pandemiebekämpfung und schlechte Selbstkontrolle. „Eigenverantwortung – Der Film“, sozusagen.
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Darum besser ohne Familie: Diese Gesellschaftskritik artet zur filmischen Mutprobe aus. Es dauert nicht lang, bis sich überall zombieähnliche Wesen tummeln, die Menschen verstümmeln, sexuell schänden oder töten – in variierender Reihenfolge. Daher ist „The Sadness“ einer der boshaftesten und brutalsten Filme des Jahres. Wir können nicht garantieren, dass eure gesamte Verwandtschaft den Kartoffelsalat drin behält, sobald das Blut spritzt wie der Schampus an Silvester.
"The Northman": Spektakuläres Wikinger-Actiondrama mit vielen Kanten
Darum solltet ihr ihn sehen: Regisseur Robert Eggers schuf mit „The Northman“ ein Wikinger-Spektakel voll rauer Gewalt und intensiver Atmosphäre. Alexander Skarsgård, Nicole Kidman, Anya Taylor-Joy, Ethan Hawke und Willem Dafoe erleben eine dramatische Geschichte mit Schrecken wie aus einem Horrorfilm, derben Kämpfen wie aus einem kernigen Action-Abenteuer und finsterer Stimmung wie in einem packenden Thriller.
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Darum besser ohne Familie: Ganz gleich, wie sehr alle versprechen, sich zu benehmen: Wenn das Festmahl gedeckt ist, wird geschmatzt, gerülpst und gepupst. Das muss man dann nicht noch auf dem Bildschirm haben. Die inzestuösen Untertöne, eine blank ziehende Taylor-Joy, Familienmord sowie Visionen einer fliegenden Kriegerin mit tätowierten Zähnen dürften auch nicht in jeder Verwandtschaft auf Gegenliebe stoßen.
"Men": Mann, Mann, Mann!
Darum solltet ihr ihn sehen: Im beeindruckend gefilmten, atmosphärisch intensiven Horrorthriller „Men“ sucht Harper (Jessie Buckley) Abstand von den jüngsten, traumatischen Ereignissen in ihrem Leben. Jedoch ist ihre abgeschiedene Fluchtstätte von extrem unangenehmen Männern (allesamt gespielt von Rory Kinnear) bevölkert, woraus aufreibend inszenierte Paranoia und verstörend-grelle Metaphorik gebären.
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Darum besser ohne Familie: Wollt ihr wirklich nach zig Gläsern Rotwein mit eurem aufbrausenden, stockkonservativen Onkel / Schwiegervater / Opa / Wasauchimmer in eine Diskussion über toxische Maskulinität stolpern? Wollt ihr das?
"Lamb": Depressionen mit Flauschwesen
Darum solltet ihr ihn sehen: Dieses in eine gruselige Tonalität getauchte Drama erzählt von einem trauernden Ehepaar, das im isländischen Nirgendwo lebt. Als sie ein sonderbares Neugeborenes auf ihrer Farm entdecken, wird es ihre letzte Hoffnung auf Familienglück: „Lamb“ ist beklemmend gefilmt, feinfühlig erzählt und von Noomi Rapace sowie Hilmir Snær Guðnason berührend gespielt.
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Darum besser ohne Familie: Eine filmische Metapher über Kindsverlust, Depressionen und Trauerbewältigung ist eh eine spezielle Idee für's Weihnachtsprogramm. Wenn sie noch dazu mit einem Schaf-Mensch-Mischwesen erzählt wird, führt das zu „Was für ein Quatsch!“-Vorwürfen von der einen Seite des Sofas. Die andere ist emotional überfordert und verbraucht den ganzen Taschentuch-Vorrat.
"JGA": Single und genervt davon, wie ätzend alle Anderen das finden
Darum solltet ihr ihn sehen: Drei Freundinnen (Luise Heyer, Taneshia Abt & Teresa Rizos) feiern einen Junggesellinnenabschied ohne Braut in spe. Die Party führt sie nach Ibiza, wo sie von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern und sämtliche angefressene Wut aus sich rauskotzen. Klingt nach verspätetem „Hangover“-Klon, aber in Wahrheit kreiert Alireza Golafshan mit „JGA: Jasmin. Gina. Anna.“ eine doppelbödige, messerscharf beobachtete Abrechnung damit, was unsere Gesellschaft von Singles in den 30ern erwartet – und was sie sich selbst alles vormachen.
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Darum besser ohne Familie: „JGA“ hat den peinlichsten Striptease des Filmjahres. Eine Hochzeit voller Katastrophen, was Lästermäuler dazu bewegen wird, vergangene Familienfest-Fehltritte erneut durchzukauen. Und die Singles unterm Dach werden tagelang mit begriffsstutzig-aggressiven Fragen genervt: „Du endest aber nicht so? Warum hast du den/die... hier... Dingens damals ziehen lassen? Bitte, Kind, wann suchst du dir endlich eine bessere Hälfte?“
Zum Abschluss bleibt nur noch eines festzuhalten: Solltet ihr sämtliche Filme aus dieser Liste problemlos mit eurer Familie gucken können, wurde euch das Geschenk gleichgesinnter Mitmenschen gemacht. In dem Fall können wir nur herzlich gratulieren – und haben direkt weitere Filmtipps für euch zur Hand:
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