Wer nach dem Schauen des Psycho-Thrillers „Schneemann“ (heute ab 22.30 Uhr auf ZDF) nach dem gleichnamigen Bestseller von Norwegens Krimi-Papst Jo Nesbø das Gefühl hat, die Hälfte nicht mitbekommen zu haben, liegt damit leider nicht allzu falsch. Tatsächlich ist in der Serienkiller-Hatz im verschneiten Oslo nämlich längst nicht alles drin, was eigentlich drin sein sollte…
Dabei klang das Projekt zu Beginn noch so vielversprechend: Regisseur Tomas Alfredson hatte zuvor mit dem Vampir-Meisterwerk „So finster die Nacht“ und dem grandios-unterkühlten Spionage-Thriller „Dame, König, As, Spion“ zwei Hits am Stück abgeliefert – und auch für „Schneemann“ stand ihm mit Michael Fassbender, Rebecca Ferguson, Charlotte Gainsbourg, Chloë Sevigny, Val Kilmer, J.K. Simmons und James D'Arcy erneut ein absoluter Top-Cast zur Verfügung.
Auch schon an den Kinokassen ein verdienter Flop
Trotz dieser starken Zutaten lässt das Ergebnis sein Publikum – entschuldigt das Wortspiel – aber weitestgehend kalt. Das spiegelt sich auch im miserablen Einspielergebnis von weltweit nur 43 Millionen Dollar wider – und hat sicherlich auch damit zu tun, dass vieles in „Schneemann“ schlicht keinen Sinn ergibt oder zumindest schmerzhaft unterentwickelt bleibt …
… und dafür gibt es auch einen nachvollziehbaren, aber eben auch besonders dummen Grund: Nachdem die Finanzierung endlich stand, musste mit dem Dreh selbst alles so schnell gehen, dass Tomas Alfredson laut eigener Aussage in einem Interview rund 15 bis 20 Prozent seines Skripts nicht mehr drehen konnte.
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Solche kurzfristigen Kürzungen kommen ja bei Hollywoodproduktionen immer mal wieder vor. Aber bei Actionfilmen oder Komödien fällt es halt kaum auf – ganz im Gegensatz zu einem vertrackten Psycho-Thriller, in dem irgendwie dann am Ende doch alles mit allem und jeder mit jedem zusammenhängt.
Das hätten die Produzent*innen auch ruhig wissen dürfen – denn eigentlich war klar, dass „Schneemann“ so trotz seiner faszinierend-eisigen Prämisse von Anfang an mehr oder weniger zum Scheitern verurteilt war…
Der Plot von "Schneemann"
Der brillante Ermittler Harry Hole (Michael Fassbender) ist nach seiner letzten Sauftour eine ganze Woche nicht im Büro erschienen. Außerdem hat ihn seine Freundin Rakel (Charlotte Gainsbourg) verlassen. Also bleibt ihm nur, sich mit dem nächsten Fall so gut es geht abzulenken: Beim Untersuchen einiger Vermisstenfälle stoßen er und seine neue Kollegin Katrine (Rebecca Ferguson) auf beunruhigende Übereinstimmungen.
Die Spur führt zu einem Serientäter, der als Markenzeichen einen Schneemann am Tatort hinterlässt. Auch der Geschäftsmann Arve Støp (J.K. Simmons), der gerade daran arbeitet, die Olympischen Winterspiele nach Oslo zu holen, gerät dabei ins Visier der Ermittler…
Die ausführliche FILMSTARTS-Kritik zu "Schneemann"
Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels. *Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.