Ein jeder hat wohl schon mal davon geträumt, alles hinter sich zu lassen, den Rucksack zu packen und abzuhauen. Christopher MacCandless aka Alexander Supertramp machte seinen Traum vom Aussteigen wahr: Von einem auf den anderen Tag war er einfach von der Bildfläche verschwunden. Seine Geschichte, die nicht gut für ihn ausging, wurde anhand seiner Tagebuchnotizen rekonstruiert und das von Jon Krakauer erschienene Buch avancierte bald zu der Lektüre für Backpacker schlechthin.
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14 Jahre später brachte Sean Penn den Stoff auf die große Leinwand, wo er allemal auch hingehört. Sean Penn, bekannt für seine Rollen in „Mystic River“, „Gangster Squad“ oder „Milk“, lieferte als Regisseur sonst eher mäßig ab: Seine letzten Filme „Flag Day“ und „The Last Face“ kamen bei der Kritik nicht sonderlich gut weg. „Into the Wild“ aber erlangte bald Kultstatus und ist ein Film, den man sich getrost mehrfach anschauen kann.
Darum geht es in "Into the Wild":
Christopher MacCandless (Emile Hirsch) hat seinen College-Abschluss gerade in der Tasche und die Schnauze voll von der Verlogenheit seiner Eltern wie auch der Gesellschaft im Allgemeinen. Er spendet all sein Erspartes, verbrennt den Rest und macht sich alleine auf die Reise. Auf seinem Weg findet er neue Freunde, darunter ein Hippie-Mädchen (Kristen Stewart) und den alten Ron (Hal Holbrook), der ihn adoptieren möchte.
Doch Chris, der sich nun Alexander Supertramp nennt, schlägt alle Angebote zum Verweilen aus. Sein Traum ist es, noch tiefer in die Wildnis vorzudringen, nach Alaska. Per Anhalter dorthin gelangt, muss er feststellen, dass die absolute Freiheit auch große Herausforderungen mit sich bringt: Er muss jagen und Überleben. Bis ihm eines Tages eine Pflanze zum Verhängnis wird ...
Aktuell könnt ihr „Into the Wild“ sowohl auf Netflix als auch auf Amazon Prime Video streamen.
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Wer Interesse an mehr Hintergründen hat, dem sei die Blu-ray ans Herz gelegt: Das Bonusmaterial enthält Interviews mit Sean Penn, Emile Hirsch und Jon Krakauer, in denen die Beteiligten erzählen, was sie zu dem Projekt inspirierte. Außerdem ist umfangreiches Behind-the-Scenes-Material enthalten, das einen Einblick in den Entstehungsprozess des Filmes gewährt.
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Poetische Erzählweise und monumentale Naturbilder
„Into the Wild“ wird fragmentarisch, in Rückblenden, erzählt. So erfährt man, während der Film schon Geschehnissen in Alaska vorgreift, von den Zerwürfnissen von Chris mit seinen Eltern und davon, dass seine Schwester Carine (Jena Malone) seine einzige Vertraute ist. Sie ist es auch, die den Film im Voice-Over zu Ende erzählt.
Darüber hinaus wird die Geschichte mit Einblendungen von Chris’ Tagebucheinträgen, mit eingeritzten Buchstaben im Holz, mit Gedichten, die dem Film einen Rahmen geben, geschildert. Noch viel mehr lebt der Film durch seine Naturbilder: Die verschneite Landschaft Alaskas, wilde Pferde in South Dakota, der Colorado River, den Chris auf einem Kajak durchpaddelt, ein Güterzug, der durch den Sonnenuntergang schnellt.
Das Erzähltempo ist ruhig, beinahe kontemplativ – doch keines falls langweilig. Vielmehr entwickelt die Geschichte einen ganz eigenen Rhythmus, der einen mitträgt. Mitträgt durch die weiten Amerikas und doch immer ganz nah am Protagonisten bleibt.
Die Bilder, gerahmt von den Worten, entwickeln eine ganz eigene Poesie, vermitteln ein Freiheits- und „Amerika“-Gefühl, ähnlich wie es sich in „Nomadland“ mit Frances McDormand oder in „The Revenant“ mit Leo DiCaprio wiederfinden lässt.
Die große Freiheit wird zur großen Bedrängnis
Wie DiCaprio auch, muss Chris sich den Widerständen der Natur stellen: Er muss essen, was sich eben so finden lässt. Wir werden so auch Zeugen, wie er sich durch das Fleisch eines erlegten Hirsches wühlt. Nachdem er es nicht schafft, es haltbar zu machen, spricht er von „seiner größten Tragödie“.
Merkbar setzt die Einsamkeit ihm weiter zu, seine Notizen und Verewigungen wie ein Memo an sich selbst „Ich bin noch da.“ Immer mehr wird die Natur, die große Freiheit, zur großen Bedrängnis. Als er ausbrechen will, zurück in die Zivilisation, versperrt das Schmelzwasser ihm den Weg. spoiler: Bis die Natur ihn selbst am Ende dran glauben lässt, er die falsche Pflanze isst und bleich, ein Schatten seiner selbst, in seinem „Magic Bus“, allein zu Tode kommt.
Was letztlich bleibt, ist die schlichte Erkenntnis, dass Glück nur dann glücklich macht, wenn man jemanden hat, mit dem man es teilen kann. Unser Tipp also: Tut euch einen Gefallen und streamt den Film mit euren Liebsten.
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