Die Zeiten, in denen Til Schweiger es mit seinen Filmen geschafft hat, hierzulande mehr als 5 Millionen Menschen in die Kinos zu locken, sind schon lange vorbei. Inzwischen darf sich der „Keinohrhasen“- und „Honig im Kopf“-Macher freuen, wenn denn überhaupt die 1-Million-Marke durchbrochen wird – wobei dieser Meilenstein auch schon wieder vier Jahre und damit drei Filme in der Vergangenheit liegt. Zuletzt hat das „Klassentreffen 1.0“ aus dem Jahre 2018 geschafft, eine Neuverfilmung der dänischen Komödie „Klassefesten“. Falls ihr euer Nervenkostüm mal wieder auf die Probe stellen wollt, könnt ihr nun im Abo von Amazon Prime Video einen Blick in das Schweiger-Debakel werfen.
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Darum geht’s in "Klassentreffen 1.0"
30 Jahre ist es nun schon her, dass Nils (Samuel Finzi), Andreas (Milan Peschel) und Thomas (Til Schweiger) gemeinsam das Abitur gemacht haben. Nun werden die drei Endvierziger zu ihrem Klassentreffen eingeladen. Nils und Andreas passt das jedoch überhaupt nicht, denn Familienvater Nils muss sich mit seinen pubertierenden Kindern Sarah (Bianca Nawrath) und Oliver (Alessandro Schuster) sowie seiner genervten Ehefrau Jette (Katharina Schüttler) herumschlagen.
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Der frisch getrennte Andreas leidet indes immer noch darunter, dass seine Jugendliebe Tanja (Jeanette Hain) mit dem gemeinsamen Paartherapeuten durchgebrannt ist. Einzig Thomas, ein erfolgreicher DJ und Schwerenöter, freut sich auf die Jubiläumsfeier, doch dann drückt ihm seine Traumfrau Linda (Stefanie Stappenbeck) ihre Tochter Lilli (Lilli Schweiger) aufs Auge. Mit jeder Menge Probleme beladen macht sich das Trio auf den Weg zum Klassentreffen und wächst dabei trotz größerer und kleinerer Katastrophen immer weiter zusammen...
Wie ein Herrenwitz aus den 1960er-Jahren
In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „Klassentreffen 1.0“ vernichtende 1 von 5 möglichen Sternen. In ihrem Fazit schreibt unserer Kritikerin Antje Wessels: „‚Klassentreffen 1.0‘ ist eine Ansammlung von platten Witzen über Sackhaare und Hämorrhoiden, herablassenden Gags über Frauen, Schwule und Fettleibige sowie schlecht getimtem Haudrauf-Slapstick.“
Die offizielle FILMSTARTS-Kritik zu „Klassentreffen 1.0“
Damit kann man sich ungefähr vorstellen, in welche Richtung sich „Klassentreffen 1.0“ über eine Laufzeit von monströsen 130 Minuten bewegt. Schon direkt in der Eröffnung darf sich Samuel Finzi über die Frisur seines Teenie-Sohnes aufregen und zur „Entschwulisierung“ aufrufen. Betreten junge Frauen die Bildfläche, dann werden die körperlichen Reize konsequent in Großaufnahme abgebildet. Und weil es ein Til-Schweiger-Film ist, sind Finzi und Peschel letztendlich nur dazu da, um Schweiger höchstpersönlich in seinem Ruf als unverbesserlichen Womanizer zu bestätigen, der es sich nicht nehmen lässt, kurz vor seinen Gigs noch das ein oder andere Groupie hinter der Bühne zu vernaschen.
„Klassentreffen 1.0“ würde sich prinzipiell gut eignen, um ein aussterbendes Männlichkeitsbild zu analysieren. Die Boomer-Generation, der die Charaktere von Finzi, Peschel und Schweiger letztlich angehören, aber bekommt hier nur scheinbar ihr Fett weg. Stattdessen ist „Klassentreffen 1.0“ von einer selbstbesoffenen Verlogenheit durchzogen, die biedere Männlichkeitsvorstellungen nicht nur unkommentiert abgefeiert, sondern auch Kalendersprüche als der Weisheit letzter Schluss heranzieht. Und wenn's mal wieder hart auf hart kommt, zeigt man einfach seinen blanken Arsch. Hat hier offenbar schon immer geklappt.
Übrigens: Mit „Die Hochzeit“ gab es zwei Jahre später eine direkte Fortsetzung zu „Klassentreffen 1.0“, in denen Nils, Andreas und Thomas wieder für Chaos sorgen durften. Dort ging es zwar nicht ganz so übel zu wie im Vorgänger, schrecklich ist die Brachialkomödie aber dennoch, was sich schon allein daran festmachen lässt, dass Schweiger Produktplatzierungen hier wichtiger gewesen sind als zündende Pointen.
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