Dass die Thematik des Films unangenehm ist und das Gewichtsproblem der Frau sehr lebensecht dargestellt wird, schreckt den durchschnittlichen Filmkonsumenten sicherlich ab. Das macht den Film aber nicht automatisch schlecht oder verwerflich. Es macht ihn nur eklig. Das muss man vertragen können. Oder den Film abschalten.
Mehr als 6 Punkte hat Feed meiner Meinung nach aber einfach nicht verdient. Der Plot, die schauspielerische Leistung, der Anspruch von Feed sind nur Mittelmaß. Punkt.
Feed zeichnet kein interessantes Psychogramm, weder des Feeders, noch der Feedee. Sowohl die Wetten auf den Tod der Frau im Internet, als auch das Ende des Films sind übertrieben und rauben ihm ein gutes Stück Glaubwürdigkeit. Schade, denn die Paraphilie (sexuelle Perversion, welche für die entsprechenden Objekte des Fetischisten sexuelle Beeinträchtigungen zur Folge haben) ist ja nicht ausgedacht. Der Mut, sie trotz der reflexhaften Abwehrhaltung des Publikums, die man wegen der extremen, unverhüllt dargestellten Fettleibigkeit erwarten darf, dennoch zu verfilmen, verlangt grundsätzlich Respekt und hätte ein interessantes, ehrbares Projekt zur Folge haben können. Auch wenn dies offensichtlich nicht das Ziel dieses Films war, wartet er durchaus mit spannenden und eindrucksvoll inszenierten Szenen auf. Vor allem bei den Fütterungsszenen wird die Funktion der fettleibigen Frau als Fetischobjekt für den Feeder glaubwürdig herausgearbeitet. Unterstützt wird dies durch die Körperhülle der Feedee, welche (anfangs noch erschreckend) lebensecht aussieht. Mit zunehmender Filmdauer gewöhnt sich dann an den Anblick der überdimensionierten Frau. Dieser Effekt für sich genommen ist vielleicht schon erstaunlich genug, um den Film für den geneigten Filmkonsumenten interessant zu machen. Die Schauspielerin liefert zudem die beste Performance der Besetzung ab. Ihre Unterwürfigkeit und körperliche und psychische Abhängigkeit, ihre ambivaltente Situation zwischen aufkeimendem Selbsterkennen und dem zwanghaften Streben nach der Liebe und Anerkennung ihres Feeders sind sehr glaubwürdig dargestellt. Aber sie hätten eben gerne noch mehr herausgearbeitet werden können. Feed bewegt sich ansonsten schauspielerisch zumindest auf einem Niveau, welches funktioniert. Ein mittelmäßiger Film mit ungewöhnlicher Thematik eben.
Feed ist damit zu gut, als dass man ihm vorwerfen könnte, rein auf den Ekel-Schockeffekt abzuzielen (obgleich er das zweifellos auch tut). Er ist aber leider auch keine ernstzunehmende Studie über das Feeding. Positiv gesehen ist der Film durch seine Überzeichnung und darstellerische Mittelmäßigkeit leichter konsumierbar. Objektiv gesehen ist die Frau einfach nur unglaublich fett, nicht mehr. Wer damit umgehen kann, hat zu 99 Prozent aus ästhetischer Hinsicht mit dem Streifen kein Problem. Das letzte Prozent hat sich Feed mit einer Szene verdient, in der der Feedee reines Fett über einen Schlauch zugeführt wird.
Wobei man an der Stelle des Films wohl auch dafür schon ausreichend abgehärtet ist.