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    Katzenmenschen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Katzenmenschen
    Von Christopher Dröge

    Gestaltwandler bevölkern die menschliche Phantasie nicht erst seit es das Kino gibt. Besonders Werwölfe sind in der Populärkultur häufig anzutreffen – Werkatzen dagegen weitaus seltener. Das Original von "Katzenmenschen" von 1942 war im Grunde nur als eine billige Kopie von "The Wolfman" geplant, doch Regisseur Jacques Tourneur hatte weit mehr im Sinn. Statt den maskulinen Werwolf-Reißer einfach zu kopieren, thematisierte er verdrängte weibliche Sexualität und schuf einen Klassiker des Horrorkinos. Auch Paul Schraders 1983 entstandenes Remake ist etwas Außergewöhnliches: Den Konventionen des Horror-Genres folgt Schrader nur rudimentär und inszeniert den Stoff stattdessen als psychologische Dreiecksgeschichte, die er um das Thema des Inzest erweitert. Das war zwar ein origineller Ansatz, der aber auch zu Problemen führte, die den damaligen Misserfolg an den Kinokassen erklärt: Während sich der durchschnittliche Horror-Fan durch das langsame Erzähltempo und die Betonung psychosexueller Aspekten schnell langweilte, fühlte sich ein feinsinnigeres Publikum von den drastischen Gewaltszenen abgestoßen.

    Irena Gallier (Nastassja Kinski) landet in New Orleans, um nach Jahren der Trennung ihren älteren Bruder Paul (Malcolm McDowell) zu treffen, der allein mit einer Haushälterin in einem großen Herrenhaus lebt. Einen Abend lang schwelgen beide in Erinnerungen, doch am nächsten Tag ist Paul verschwunden. Zur gleichen Zeit taucht in einem heruntergekommenen Hotel ein schwarzer Panther auf, der eine Prostituierte schwer verletzt. Das Tier wird eingefangen und in den Zoo gebracht. Auf der Suche nach Paul hat auch Irena den Weg in den Zoo gefunden, wo sie dem Zoodirektor Oliver Yates (John Heard) begegnet und sich mit ihm anfreundet. Bei der Untersuchung des Panthers greift dieser plötzlich an und tötet einen der Zoologen. Wenig später ist die Raubkatze verschwunden, dafür taucht Paul wieder auf und eröffnet Irena die Wahrheit über ihre Familie: Sie sind die Letzten einer Rasse von Katzenmenschen, die entstand, als sich in grauer Vorzeit Leoparden mit menschlichen Frauen paarten, die ihnen als Opfer dargebracht wurden. Äußerlich sind sie nicht von Menschen zu unterscheiden, doch wenn sie Sex haben, verwandeln sie sich in einen Panther und können sich erst zurückverwandeln, wenn sie einen Menschen getötet haben. Nur wenn zwei Katzenmenschen miteinander schlafen, bleibt die Verwandlung aus. Paul und Irena sind damit die einzigen Menschen, die füreinander als Partner in Frage kommen – wie schon ihre Eltern. Paul drängt Irena, sich ihrem Schicksal zu ergeben, doch diese verabscheut den Gedanken an den Inzest und flieht zu Oliver, mit dem sie bald eine Romanze anfängt. Anfangs verweigert sie sich ihm noch, doch bald ist ihr Verlangen unstillbar – mit furchtbaren Konsequenzen...

    Für seine Neuinterpretation des Klassikers übernahm Schrader kaum mehr als die Kernelemente der Geschichte, reicherte sie aber mit eigenen Aspekten an. Besonders die Mythologie der Katzenmenschen, die in einer artifiziellen, an "2001" erinnernden Szene gleich zu Beginn dargelegt wird, fällt dabei auf. Nimmt man dem Film die Geschichte von den Leoparden, die sich mit Menschenfrauen paaren, nicht ab, wird man mit dem Rest des Films keine Freude haben. Zumal es Schrader wie auch in seinem Jahre später entstandenen Exorzisten-Prequel in psychologisch-metaphorische Bahnen zieht. Er setzt weniger auf Horrorelemente, nimmt sich aber viel Zeit dafür, das Innenleben seiner Protagonisten – in erster Linie Nastassja Kinski – zu erkunden und dem Zuschauer in Form vielfältiger Zeichen darzulegen. Von kühler Distanz ist sein Blick dabei geprägt, der auch die wenigen Horrorszenen meist im Off stattfinden lässt. Wenn dann doch einmal Blut fließt, ist der Schrecken umso größer.

    Auch die Verwandlungen von Mensch zu Katze werden bis auf eine, an die berühmten Verwandlungen aus "American Werewolf" erinnernde Szene, nicht im Bild gezeigt. Doch auch ohne graphische Effekte ist schnell deutlich, dass Nastassja Kinski ideal besetzt ist. Ihre androgyne Erscheinung und besonders ihre ausdrucksstarken Augen verleihen ihr von Anfang an etwas katzenhaftes, was sich im Laufe der Handlung noch verstärkt: Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr drückt sich ihre Natur in ihren Bewegungen aus. Kinski steht dabei jederzeit im Zentrum des Films – zunehmend auch unbekleidet. Diese bisweilen etwas willkürliche Mixtur aus Horror, Fantasy, Drama und Erotik wird dem Film jedoch auch ein Stück weit zum Verhängnis: In Verbindung mit der extrem stilisierten Optik des Films bekam "Katzenmenschen" schnell den Stempel eines Kunstporno aufgedrückt. Mag sein, dass Schrader ein wenig zu sehr in seine attraktive Hauptdarstellerin verliebt war – mit der er während der Dreharbeiten dann auch eine Affäre hatte – um die richtige Mischung aus Psychologie und Spannung zu finden. So war den "Katzenmenschen" bei der Premiere kein großer Erfolg an der Kinokasse beschieden, doch im Laufe der Jahre entwickelte er sich zum gern gesehenen Kultfilm.

    Fazit: Je nach Sichtweise ist "Katzenmenschen" ein grandios fotografierter, übernatürlicher Thriller mit freudianischem Subtext oder ein esoterisch verquaster, verworrener Fantasy-Porno. Von unbestrittener Qualität ist die Darstellung Nastassja Kinskis und der wirkungsvolle Soundtrack Giorgio Moroders. Wer Filme abseits ausgetretener Genre-Pfaden schätzt, wird hier fündig, wer seinen Horror straight bevorzugt, sollte "Katzenmenschen" dagegen auslassen.

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