Das ein Theaterstück nicht nur im Theater funktionieren kann, beweist uns Sidney Lumet mit seinem filmischen Beitrag von 1982 mit dem Titel Das Mörderspiel. Dieser Film ist eine gelungene Mischung aus Krimi und Komödie. Sidney Lumets Verfilmung des Bühnenstücks von Ira Levin („Rosemaries Baby“) ist eine doppelt- und dreifachbödige Farce zum Thema Krimi, die mit vier Personen weitestgehend auskommt. Lumet ist hinter der Kamera kein Unbekannter, und konnte schon mit zahlreichen erfolgreichen Filmen sich einen Namen in der Rige der Regisseure machen. Doch leider verstarb er 2011 im Alter von 86 Jahren und hinterlässt viele sehenswerte Filme mit seiner Handschrift. Zu seinen bekanntesten zählt zweifellos der Film „Hundstage“ mit Al Pacino in der Hauptrolle. Aber auch „Serpico“ mit Pacino sollte in einem Atemzug erwähnt werden.
Das Mörderspiel agiert wie ein Theaterstück in drei Akten, Einleitung, Hauptteil und Schluss. Wobei man hier noch erwähnen sollte, das sich der komplette Handlungsstrang nicht nur auf einer Bühne / Set abspielt. Zunächst bekommt der Zuschauer eindrucksvoll das Leiden eines ausgebrannten Skriptautors zu spüren. Der Broadway ist hart und Kritiker zerreissen förmlich diverse Stücke, wenn sie der Masse nicht gefallen. Die Rolle des Autors wird herausragend von Sir Michael Caine verkörpert. Sein vollstes Talent und Können beweist er eindrucksvoll in dieser Rolle. Das Spiel der Mimiken und Gesten ist vielfältig und Caine beweist das er fast jede Rolle für sich beanspruchen kann. Caine war schon zuvor und auch noch Jahre danach des öfteren in diversen Produktionen auf der Leinwand ein markantes und beliebtes Gesicht. Sei es die Filme „Get Carter“ (Kritik in der RETRO-ZIN Ausgabe 3), „Auf brennendem Eis“ von 1994 mit Steven Seagal, „Zwei hinreissend verdorbene Schurken“ von 1988 oder auch „Jack the Ripper – Das Ungeheuer von London“ auch aus dem Jahr 1988, um hier nur ein paar Beispiele zu nennen.
Als sein Gegenpart wurde der leider ebenfalls bereits verstorbene Christopher Reeve engagiert. Den „Superman“ Darsteller der 80er Jahre mal ohne Umhang stattdessen in einer typischen Collegekleidung der Universitäten in Amerika. Reeve zeigt hier in das Mörderspiel das er ebenfalls auch andere Rollen ausgezeichnet verkörpern und darstellen kann. Sein Wechselbald der Gefühle von Euphorisch bis hin zur Wut, und das innerhalb von einem Wimpernschlag ist prägsam und beeindruckend zugleich. Viele werden dramatische und aussagekräftige Rollen dem Superman nur wenig bis kaum zugetraut haben. Doch in das Mörderspiel beweist er das er mehr als nur durch die Gegend fliegen kann.
Das Mörderspiel ist ein Kammerspiel, es kommt mit nur ingesamt 2-4 Charakteren vollkommen aus, und reizt es voll aus. Der Zuschauer ist gefesselt und spürt förmlich die knisternde Spannung, die sich allmählich Stück für Stück aufbaut. Man sehnt sich nach dem Finale, vor allem weil man es sich in der eigenen Fantasie bereits vollkommen ausgemalt hat. Doch der Zuschauer wird enttäuscht werden, nicht weil das Ende träge und langweilig daherkommt, nein, denn das bereits ausgedachte Finale wird komplett in eine andere Richtung von den Charakteren gelenkt und entfacht ein lautes „AHA“. Die beiden Charaktere die Caine und Reeve verkörpern, spielen sich gegenseitig nicht aus, im Gegenteil, sie pushen sich gut auf eine gemeinsame Ebene und lassen dem Zuschauer dennoch Luft zum atmen. Der Wechsel der Machtverhältnisse ist aussagekräftig in Szene gesetzt. Der Zuschauer entwickelt für beide Rollen eine gewisse Sympathie und fiebert mit ihren Träumen und Wünschen mit. Beide verfolgen das selbige Ziel, sie möchten sich am Broadway behaupten können, doch der Lösungsweg beider Parteien ist ganz unterschiedlich.
Als Story an sich, ist der Ablauf zu flach und statisch. Doch als ein Theaterstück betrachtet, ein wahrer Knaller. Vor allem wenn man bedenkt das zur Zeit des Films, es tatsächlich am Broadway ein solches Kammerspiel gab und deutliche Erfolge feierte. Trotz der recht langen Laufzeit von guten 115 Minuten kommt keine Langeweile auf. Zahlreiche Auflockerungen mit einer Brise Humor und der Wechsel der Gefühle und Machtspiele wird man mit einem guten Krimi belohnt. Klasse Schauspielerarbeiten, minimalistischer Aufwand aber große Wirkung, viele Wendungen und Überraschungen, so kann mit wenigen Worten dieses Werk beschreiben.
Doch leider gibt es ein kleines Manko an das Mörderspiel. Es gibt ihn in Deutschland nicht auf VHS, DVD oder Blu-ray. Lediglich wird er gelegentlich im Free TV, meist zu später Stunde ausgestrahlt. Doch wer der englischen Sprache mächtig ist, und sowieso gerne Filme im Originalton sich anschaut, sollte auf die DVD aus Amerika zurückgreifen, denn selbst in England ist er nur auf VHS erschienen. Vielleicht erbarmt sich mal ein Label und bringt diesen ausgezeichneten Krimi zu uns in Heimkino. Mir lag eine Aufzeichnung aus dem Fernsehen als Reviewmaterial vor. Ohne Werbung und ohne störenden Einblendungen.