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    Adam & Steve
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Adam & Steve
    Von Christian Horn

    Die gängige Dramaturgie für eine Romantic Comedy ist jedem Kinogänger aus unzähligen Filmerfahrungen bekannt: zwei Menschen, in der Regel Mann und Frau, gehören – für das Publikum ganz offensichtlich – zusammen, da sie wie füreinander geboren sind. Doch allerlei Hindernisse und/oder Missverständnisse stellen sich den beiden in den Weg. Die Zuschauer fiebern eifrig mit, schütteln sich vor Aufregung, um am Ende die Versöhnung, das große Happy End, freudig entgegen zu nehmen. Leider ist dieses immer noch gängige Muster dermaßen ausgelutscht, dass wohl nur die Emotionalsten noch richtig mitgehen können und alle anderen sich in einen Dämmerzustand langweilen. Daher ist es schön zu sehen, dass nicht alle Filme dieser Art mit den immer gleichen Klischees und Versatzstücken operieren. „Adam & Steve“ von Craig Chester, der auch eine der beiden Hauptrollen spielt, hat einen eigenen Rhythmus gefunden. Fast ohne die gängige Rezeptur, mit viel Witz und einem sich verausgabendem Cast weiß die Komödie köstlich zu unterhalten, auch wenn der ein oder andere Gag deutlich dem Klamauk-Bereich entstammt und in einer abgemilderten Form effektiver gewesen wäre.

    Schon der Titel, eine Anspielung auf mancherorts verbreitete, kirchlich begründete Vorurteile gegen Homosexualität, macht es deutlich: nicht Mann und Frau, sondern die beiden titelgebenden Männer sind in Chesters Film füreinander geschaffen, und dass, obwohl sie eigentlich völlig unterschiedlich sind. Die beiden Männer treffen sich im New York der Achtziger: Adam (Craig Chester) in Gothic-Oufit, Steve (Malcolm Gets) als aufgestylter Gogo-Tänzer. Nach einem traumatischen One-Night-Stand in Adams Wohnung verlieren sie sich aus den Augen und treffen erst 17 Jahre später wieder aufeinander; allerdings ohne sich zu erkennen. Der Zuschauer erlebt das Kennen lernen, die aufkeimende Liebe und schließlich den Beginn einer glücklichen Beziehung. Probleme in der Partnerschaft und ein ermüdendes Hin und Her gibt es nicht, erst am Ende kriselt es kurz, dafür aber heftig in der Beziehung. Bis dahin darf man Adam und Steve dabei zusehen, wie sie ihre alltäglichen Probleme, etwa die mit homophoben Nachbarn oder schwulen Großstadt-Cowboys, meistern und dabei immer ein charmantes, harmonisches Bild abgeben, das in ausgiebigen Zusammenschnitten aus deren gemeinsamer Freizeit (natürlich mit musikalischer Begleitung) illustriert wird.

    Craig Chester und Malcolm Gets spielen mit viel Präsenz, Charme und Leidenschaft, und auch die Nebenrollen sind interessant besetzt. Besonders Adams beste Freundin, grandios gespielt von Sally Kirkland, und Steves verkiffter Mitbewohner (Parker Posy) wissen zu gefallen und tragen erheblich zum Gelingen der Erzählung bei; die Nebenhandlung der beiden, denn auch sie finden zueinander, steht dem großen Plot daher auch in nichts nach. Witzige Bildeinfälle (etwa als Adam mit seiner besten Freundin auf einer Bank sitzt und beide unbewusst die Sitzposition der Steinfiguren neben ihnen einnehmen), ein stimmiger, effektiv eingesetzter Soundtrack und der sympathische Humor, mal ironisch, mal derb und grotesk, lassen den Film auch ohne große Krisen und Katastrophen unterhaltsam bleiben. Die dramaturgische Spannung besteht darin, dass der Betrachter mehr weiß, als die Figuren: nämlich, dass Adam und Steve sich schon einmal gesehen haben, bei jenem voll und ganz verunglücktem One-Night-Stand, an den sie sich am liebsten nicht mehr erinnern würden. Hitchcock würde das Suspense nennen und so erwartet der Betrachter jederzeit, dass die Bombe platzt, was aber erst im Schlussteil der Fall ist. Die folgende, natürlich nur bis zum Happy End währende Trennung der beiden – denn das gehört auch hier dazu – geht den Zuschauer daher um so mehr an; fast den ganzen Film über hat man doch eindeutig gesehen, dass Adam und Steve glücklich miteinander sind und sich gut tun. Als dann beim Abschluss-Höhepunkt alles wieder in Ordnung ist und die „Beatles“ ihren Number-One-Hit „Love“ zum Besten geben, stellt sich eine warmherzige Zufriedenheit ein; der Kinosaal kann entspannt und ohne langes Grübeln verlassen werden.

    Es ist klar, dass Craig Chesters Film den Horizont des Zuschauers nicht erweitern kann und keine wesentlichen Erkenntnisse beziehungsweise Fragen über das Leben oder die Welt vermittelt, also kein künstlerisch wertvoller Film im vollen Sinn ist. Aber das will er auch gar nicht, oder nur am Rande. Was „Adam & Steve“ will, ist unterhalten und zum Lachen bringen; und das auf eine rührende, aber nicht kitschige Art. Auch wenn manche Slapstick-Einlagen ein wenig zu flach geraten sind, ist Chesters Film nicht dümmlich, sondern durchaus reflexiv und selbstironisch angelegt. Das liegt im Wesentlichen daran, dass Chester sich nicht über seine Figuren lustig macht oder sie gar dem Klamauk opfert, sondern liebevoll und warmherzig porträtiert, ihre Probleme und Marotten ernst nimmt. So ist „Adam & Steve“ ein kleiner, unterhaltsamer Film geworden. Ein kurzweiliger Film, den man nicht groß vermissen würde, auf den man sich aber durchaus einlassen kann ohne es hinterher zu bereuen.

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